U16 Team von Bavaria Regensburg glänzt bei der DVM in Neumarkt

Große Freude im Regensburger Team über dritten Platz bei den Nationalen Titelkämpfen / Kleiner Wermutstropfen wegen verpasster Titelchance.

Als amtierender Bayerischer Meister 2016 in der Altersklasse U16 fuhr unser Jugendteam in der letzten Kalenderwoche dieses Jahres zu den Deutschen Schach Vereinsmeisterschaften nach Neumarkt. Bereits zum fünften Mal in Folge gelang es unserem Team nunmehr, sich für diese nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren. Allein das schon eine herausragende Leistung, bedenkt man, dass immer nur zwei Teams einer Altersklasse aus Bayern bei diesem nationalen Showdown der besten deutschen Jugendmannschaften an den Start gehen dürfen. Die Deutsche Vizemeisterschaft 2014, damals noch in der Altersklasse U14, als wir selbst diese nationalen Titelkämpfe in Regensburg ausrichteten, war dabei sicher der bisher größte Erfolg unseres Teams. Unsere Mannschaft mit Cédric Oberhofer, Georg Dechant, Dominik Sammet, Marie Oberhofer und Elias Brüll ging in Neumarkt als Vierter der Startrangliste nicht chancenlos ins Rennen. Hinter dem übermächtig erscheinenden Team aus Magdeburg war auf Grund der großen Leistungsdichte der Mannschaften ein enges Rennen um die vorderen Plätze zu erwarten. Unsere Zuversicht auf unsere eigenen Chancen hielt sich dabei in Grenzen, da der eine oder andere aus unserem Team in letzter Zeit nicht seine Topform hatte abrufen können. Umso überzeugender war dann die Vorstellung unserer Mannschaft. Angeführt von unseren beiden Spitzenbrettern Cédric und Georg, die mit jeweils fünf von sieben möglichen Punkten dem ganzen Team viel Stabilität verliehen, gelangen uns vier Siege und zwei Unentschieden. Nur einmal verließen wir die Schachbretter als sehr unglückliche Verlierer und vergaben dabei unsere große Chance auf den Meistertitel. Aber der erreichte dritte Platz ist angesichts unserer Gegner eine beeindruckende Leistung unseres Teams. Herausragend war sicher der souveräne Sieg gegen den klaren Turnierfavoriten und späteren Deutschen Meister aus Magdeburg.

Am ersten Tag gelang uns ein fulminanter Start. Mit einem auch in der Höhe völlig verdienten 4:0 Sieg gegen Emsdetten übernahmen wir gemeinsam mit Gräfelfing und Hagen die Tabellenspitze. Sensationelles geschah in der Spitzenpaarung, in der der klare Turnierfavorit Magdeburg mit einem glücklichen Unentschieden nur knapp an einer Niederlage vorbeischrammte. Ein anderes Kaliber wartete mit dem Team aus Plauen in der zweiten Runde auf uns. Die Sachsen schickten mit drei Spielern über der DWZ-Marke von 1800 ein sehr ausgeglichenes Team ins Rennen. Wir rechneten uns im Vorfeld größere Chancen auf den beiden Spitzenbrettern aus, während wir an den Brettern drei und vier Schwierigkeiten erwarteten. Der Wettkampf begann denkbar ungünstig für uns, als Georg in klar besserer Stellung ein Fehler unterlief und er in der Folge die Partie verloren geben musste. Seine allerdings einzige Verlustpartie in diesem Turnier! Doch durch Siege von Cédric und Dominik und einem Remis von Elias gelang es uns das Ruder herumzureißen und auch die zweite Runde siegreich zu beschließen. Vor allem der Sieg von Dominik am dritten Brett gegen einen etwas stärker einzuschätzenden Gegner war mit ein Schlüssel für unseren Sieg. Zwei Siege zum Start, der perfekte Einstieg in das Turnier war uns geglückt.

Am zweiten Tag wartete die dritte Runde dann mit dem ersten Hammerlos auf uns. Mit dem SK Gräfelfing, dem Zweiten der Startrangliste, trafen wir auf unseren bayerischen Dauerrivalen der letzten Jahre. Die Münchner, Dritter der Deutschen Meisterschaften 2015, schienen dabei leicht favorisiert, zumal sie sich am dritten Brett mit einem neuen Spieler noch hatten verstärken können. Doch wir waren durchaus zuversichtlich, war es uns doch in den beiden letzten Jahren gelungen, die Oberbayern bei den bayerischen Meisterschaften zu schlagen. Georg entwickelt sich dabei immer mehr zum Angstgegner seines Münchner Kontrahenten von Schlippe. Nach vier Siegen in den letzten vier Partien gelang es Georg auch diesmal wieder gegen seinen nominell etwas stärkeren Gegner ein starkes Druckspiel aufzubauen und ihn schließlich mit einem sehenswerten Angriff zu besiegen. Nachdem Dominik einige Mittelspielturbulenzen erfolgreich überstanden hatte, endete seine Partie unentschieden. Auch am vierten Brett war die Punkteteilung für Marie die logische Konsequenz einer umkämpften, aber immer ausgeglichen stehenden Partie. Nun lag es an Cédric den Mannschaftssieg zu sichern. Gegen den vielfachen bayerischen Meister Arshak Ovsepyan ergriff er von Anfang an die Initiative und drängte seinen Gegner in die Defensive. Als es Cédric nach über vier Stunden Spielzeit gelang, zwei Bauern seines Gegners zu erobern, war er klar auf dem Gewinnweg, auch wenn die komplizierte Stellung noch genaues Spiel erforderte. Cédric akzeptierte dann aber dennoch das Remisangebot seines Gegners, um den Mannschaftssieg zu sichern.
Am Nachmittag kam es dann zum Duell mit den Berlinern, die neben uns noch einzig verbliebene verlustpunktfreie Mannschaft. Während wir uns für Cédric und Georg an den Spitzenbrettern leichte Vorteile ausrechneten, wussten wir, dass wir an den hinteren beiden Brettern uns gegen stärkere Gegner zu erwehren hatten. In den folgenden fünf Stunden entwickelte sich dann ein Kampf auf Biegen und Brechen mit sehr wechselvollem Verlauf. Ein Krimi, der das Nervenkostüm der Mannschaftsbetreuer beider Teams äußerst strapazierte. Einen ersten Nackenschlag hatte unser Team zu verwinden, als Dominik seine Partie ziemlich deutlich verlor. Als dann auch noch Elias am vierten Brett mit deutlichen Stellungsnachteilen zu kämpfen hatte, erhöhte sich der Druck auf die vorderen Bretter. Während Cédric mit einem Mehrbauern in einem Turmendspiel um den Sieg kämpfte, entwickelte sich am zweiten Brett ein spannender Positionskampf, der Georg und seinem Gegner Alles abverlangte. Dementsprechend auch logisch, dass beide in starke Zeitnot gerieten. Als sich die Stellungsnachteile von Elias immer mehr vergrößerten, schien auch dieses vierte Brett für uns verloren zu gehen. Aber mit einer kämpferischen Glanzleistung schaffte es Elias, seinen Gegner im Bauernendspiel in eine Zugzwangstellung zu verwickeln und ihm noch ein Remis abzutrotzen. Unsere Mannschaft war wieder im Spiel. Kurz darauf gelang es Cédric seine leichten Stellungsvorteile zum Sieg und damit zum 1,5:1,5 Ausgleich zu nutzen. Der Druck auf Georg stieg nun deutlich. In großer Zeitnot und komplizierter Stellung konnte nun der kleinste Fehler seine und die Niederlage unserer Mannschaft bedeuten. Aber nicht er, sondern sein Berliner Kontrahent leistete sich diesen Schnitzer. Leider realisierte Georg unter großem Zeitdruck seine plötzliche Gewinnchance nicht und die Partie und damit auch der Mannschaftskampf endeten Unentschieden. 7:1 Punkte nach vier Runden.
Wir waren gerüstet für den Kampf mit dem klaren Turnierfavoriten aus Magdeburg. Wir hatten eigentlich keine Chance, aber die wollten wir nutzen. Dementsprechend fokussiert und exzellent vorbereitet gingen wir in das Duell mit den übermächtigen Magdeburgern. Cédric bekam es am ersten Brett mit der Seriensiegerin der Deutschen Meisterschaften der letzten Jahre bei den Mädchen und vielfachen Spielerin des Jahres der Deutschen Schachjugend, WFM Fiona Sieber, zu tun. Am zweiten Brett hatte Georg „nur“ einen DWZ Nachteil von 100 Punkten zu verdauen. An den Brettern drei und vier traf für Marie und Elias der Vergleich zwischen David und Goliath voll ins Schwarze. Mit einem DWZ Nachteil von mehr als 400 Punkten wollten sie sich ihrer übermächtigen Gegner erwehren. Die Magdeburger hatten nach ihrem Patzer in der ersten Runde die folgenden Runden souverän gewonnen. Doch sensationellerweise bestimmten nicht sie, sondern unser Team von Anfang an das Geschehen an den Brettern. Elias stand dank seiner exakten Vorbereitung nach 20 Zügen klar besser und auch Marie konnte nach zwei Stunden Spielzeit Stellungsvorteile für sich reklamieren. Georg gelang es mit Mühen seine Partie im Gleichgewicht zu halten, während Cédric in einer spanischen Partie starken positionellen Druck aufbaute. Als sich seine Gegnerin mit einem zweischneidigen Bauernvorstoß im Zentrum davon befreien wollte, nutzte er dies zu einem entscheidenden Schlag gegen die schwarze Königsstellung. Diesem unwiderstehlichen Angriff hatte die Magdeburgerin nichts mehr entgegenzusetzen und musste kurz vor der ersten Zeitkontrolle aufgeben. 1:0 für unser Team. Marie hatte ihre Stellung über vier Stunden Spielzeit im Gleichgewicht halten können, musste sich aber ihrem sehr starken Gegner dann im Endspiel doch noch geschlagen geben. Damit schaffte Magdeburg den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1. Doch dies war kein entscheidender Rückschlag für unser Team. Elias hatte trotz trickreicher und hartnäckiger Gegenwehr seine Eröffnungsvorteile ins Endspiel retten können und stand klar auf Gewinn. Auch bei Georgs Partie war inzwischen eine komplizierte aber für ihn gewonnene Endspielstellung am Brett. Leider leistete er sich eine kleine Ungenauigkeit, was der Magdeburger noch zum Remis nutzte. Doch als kurz später Elias unseren Matchball zum verdienten 2,5:1,5 Sieg für uns verwandelte, hatten wir nach fünf Stunden hartem Kampf dem Turnierfavoriten die erste Niederlage beschert. Eine bravouröse Leistung unseres Teams. Wir waren damit nach fünf von sieben Runden mit 9:1 Punkten alleiniger Tabellenführer. Doch würden unsere Kräfte reichen, um unseren hartnäckigsten Verfolger, Halver-Schalksmühle aus Nordrhein-Westfalen, im Griff zu halten und vielleicht sogar eine Vorentscheidung im Titelkampf zu schaffen? Die Antwort ist: Leider Nein.
Mit einem Punkt Vorsprung gingen wir als leichter Favorit in den Wettkampf mit dem Neunten der Setzliste. Und der Mannschaftskampf begann auch sehr vielversprechend für uns. Georg hatte nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einer Springergabel eine Figur erobert und kurz darauf gewonnen. Cédric übersah bereits in der Eröffnung eine gewinnbringende Fortsetzung und fand sich in einer komplizierten Stellung wieder, die für ihn nicht mehr als Remis zuließ. Dennoch schien sich alles zu unseren Gunsten zu entwickeln, als Dominik am dritten Brett in einem taktischen Schlagabtausch eine Figur gewann. Doch unerklärlicherweise verlieh dies seinem Spiel keine Sicherheit. Er begann sich zu verzetteln, lief in eine Fesselung und musste Material zurückgeben. Dies verkomplizierte zwar seine Stellung, die aber dennoch nach wie vor für ihn gewonnen gewesen wäre. Doch er hatte nun seine Nerven nicht mehr unter Kontrolle, vergab auch diese Gewinnchance und manövrierte sich in eine Verluststellung. Marie versuchte nun am vierten Brett ihre leicht schlechter stehende Partie zu retten, um uns wenigsten ein Mannschaftsremis zu sichern. Doch auch dies misslang und wir mussten uns zum ersten Mal in diesem Turnier geschlagen geben. Eine sehr bittere Niederlage für unser Team, verpassten wir doch damit die große Chance mit zwei Punkten Vorsprung vor der Schlussrunde für eine Vorentscheidung im Titelkampf zu sorgen. Dementsprechend groß war auch unsere Enttäuschung.
Nun durften wir in der letzten Runde gegen Leipzig auf keinen Fall verlieren, wollten wir nicht auch noch die Chance auf einen Podestplatz verspielen. Die Ausgangslage vor der letzten Runde war klar. Ein Sieg hätte uns die Chance auf den Titelgewinn erhalten und uns einen sicheren zweiten Platz beschert. Ein Unentschieden hätte uns die Chance auf den dritten Platz erhalten. Bei einer Niederlage wären wir auf Platz Fünf abgerutscht. Für Leipzig waren die Vorzeichen genau gleich. Nach einer Stunde Spielzeit hatte unser Team den nächsten Tiefschlag zu verdauen. Cédric, der am Spitzenbrett bis dahin ein glänzendes Turnier gespielt hatte ( 4 Siege / 2 Unentschieden ) verwechselte in der Eröffnung zwei Züge, was sein Gegner zum sofortigen Partiegewinn nutzen konnte. Ein unerklärlicher Fauxpas und das in dieser Situation. Doch unser Team war mental stark genug dies wegzustecken und sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Dominik spielte im Vergleich zum Vortag wie verwandelt. Man hatte den Eindruck, dass sein Gegner all seinen Frust zu spüren bekam. Mit einer fehlerlosen und eindrucksvollen Angriffspartie demonstrierte Dominik an seinem 15. Geburtstag sein Können und glich zum 1:1 aus. Georg brachte unser Team dann mit 2:1 in Führung. Seine kleinen Eröffnungsvorteile nutzte er im Endspiel zu Materialgewinn und zwang seine Gegnerin zur Aufgabe. Damit hatten wir unser Minimalziel erreicht und uns einen Podestplatz gesichert. Auch ein Sieg schien nun durchaus noch im Bereich des Möglichen. Elias hatte sich eines starken Königsangriff zu erwehren und dabei Material verloren. Aber er war dennoch nicht chancenlos, da er einen starken Angriff auf den nicht besonders gut geschützten König seines Gegners starten konnte. Doch in hochgradiger Zeitnot vergab er die letzte kleine Chance auf ein Unentschieden. Unter dem Strich bleibt die große Freude über einen herausragenden dritten Platz. Aber auch ein kleiner Wermutstropfen über die verpasste Chance, Deutscher Meister zu werden, wird bleiben. Doch das Turnier in Neumarkt hat auch gezeigt, dass die Entwicklung unseres Jugendteams noch nicht am Ende ist. Das Team kann noch vier Jahre im Jugendbereich in dieser Konstellation zusammenspielen und ich bin mir sicher, das war noch nicht der letzte Erfolg, den unser Team in dieser Zeit feiern wird. Peter Oberhofer

http://www.deutsche-schachjugend.de/2016/dvm-u16/

http://www.schachklub-neumarkt.de/dvm2016/