Die Regionalliga Nord-Ost ist gleichwertig oberhalb der Oberpfalzliga und der Bezirksliga Mittelfranken. Erstaunlicherweise kommen aber acht der zehn Mannschaften aus dem Bezirk Mittelfranken, nur zwei aus dem Bezirk Oberpfalz. Genau diese beiden Nachbarn hatten ihr Duell am vergangenen Spieltag. Reisetechnisch hatten unsere Freunde vom ASV Burglengenfeld Glück und ein sehr nahes Auswärtsspiel. Auf den Brettern lief es dafür umgekehrt.
An Brett 4 bekam Naum Aumüller die Skandinavische Eröffnung auf’s Brett. Nach 13. … Ne5? hätte er gewinnbringenden Vorteil erlangen können. Doch wie genau?
Schwarz hat mehrere Schwachpunkte, die Weiß alle bespielen muss, um den Vorteil zu realisieren. Natürlich die schwarzfeldrige Diagonale, 14. Lf4 war daher ein guter Start. Aber auch die zentrale Stellung des schwarzen Königs. Der Computer möchte daher sogar lieber 14. Te1 Ld6 15. De2 spielen. Auf 15. … 0-0-0 käme mit 16. c5 ein entscheidendes Motiv zur Ablenkung eines Verteidigers. 15. … Sed7 wäre natürlich auch nicht gut wegen 16.dxe6 fxe6 17.g5! Sh7 18.Dxe6 Kf8 19.Dxg6 +-. Nach dem von Naum gespielten 14.Lf4 Ld6 braucht es gutes Timing, um die Schwäche der schwarzen Dame und des schwarzen Königs auszunutzen: 15. c5 Lxc5 16.dxc6 bxc6 (einziger Zug) und jetzt erstmal die Attacke auf e5 mit 17.Te1 Ld6, dann wieder auf die Dame 18.Tc1. Sollte Schwarz 18. … a6 spielen (18. … Sf3+ bringt nach 19.Dxf3 Lxf4 20.Sb5 Db8 21.Dxc6+ auch nichts), dann kommt 19.Lxc6+ Sxc6 20.Lxd6 und selbst das witzige 20. … 0-0-0 21.Lxc7 Txd1 22.Texd1 Kxc7 23.Se2 führt am Ende zu einem Figurengewinn aufgrund der schwarzen Königsstellung. Man muss aber alle diese Ideen zusammen sehen, um die richtige Variante zu wählen. Stattdessen verflachte nach 15. Lxe5 Lxe5 16.dxc6 bxc6 17.Te1 Lxc3 18.bxc3 0-0 die Motivlage nachdem der schwarze Königs in Sicherheit gebracht wurde. Nach 19. Da4 einigten sich die Spieler daher auf Remis.
Martin Brüll spielte am Brett 7 die Grünfeld-Indische Verteidigung und hatte nach 20 Zügen eine ganz ordentliche Stellung mit ungewöhnlich stark platzierten Türmen. Sollte jetzt mit a5 und b4 der Bauernvormarsch kommen?
Nach 21. Lc1 mutete das Bauernopfer auf c3 zunächst interessant an mit der Idee 21. … Dxc3 22. Ld2 Dxd4 (Martin hätte 22. … Dc2 -/+ gespielt) 23.Lb4 Dxe5 24.Lxe7 und der Frage, ob die 3 Bauern von Schwarz oder die Mehrfigur von Weiß besser wären. Die Partiefortsetzung 22. Lb2 Da5 -+ zeigte aber eher, dass der Bauernverlust ein Versehen war. Wenig später folgte Martins Sieg.
Die Deutsche Bahn verhinderte fast, dass Bahzad Aliko rechtzeitig zum Spielort kommen konnte – sein Zug endete einfach in Sinzing und der Schienenersatzverkehr kam nicht im passenden Takt. Zum Glück konnte ihn Reiner mit dem Auto abholen und so kamen beide nur etwas zu spät. An Brett 6 angekommen spielte Bahzad dann das Londoner System. Im Schwerfigurenendspiel ergriff er die Chance, seine Dame für beide Türme zu tauschen – eine gute Wahl, wenn die Türme kooperieren können. Nach 44. … De2
spielte er 45. Tb6+. Schwarz hätte nach 45. … Kh7 nach und nach weitere Bauern verloren, z.B. 46.Te6 Dc4 47.Te5 (aber nicht 47. Tee7 Kh6 48.Txg7 Df1+! mit Remis) Kh6 48.Td6+ g6 49.Tee6 +-. Die Partiefortsetzung war aber schöner: 45. … Kf5 46.Txg7 Dd1+ 47.Kh2! De2 48.Tg5#
Am 8. Brett spielte Mika Neugirg einen geschlossenen Spanier. Schritt für Schritt baute er seinen Stellungsvorteil aus. Nach 28. … g6?
hätte er sofort mit 29. Sd6! Lxd6 30. Dxf6! (nicht Dxe8+) mit zwingendem Gewinn die Partie beenden können. Mika spielte stattdessen 29.Sxe7 Dxe7 30.Dxb5. Der jetzt folgende Tausch der schwarzen Dame gegen die beiden weißen Türme nach 30. … Dxe1+ 31.Txe1 Txe1+ 32.Kh2 Tee6 33. Dxa5 war für Schwarz in dieser Stellung nachteilig, da sich Mika dabei ein Freibauernpaar am Damenflügel schaffen konnte. Nach der Umwandlung erfolgte ein entscheidendes Materialübergewicht und kurz darauf der Sieg.
Nach den drei nominellen Pflichtsiegen an den hinteren Brettern führten wir mit 3.5:0,5.
Sehr verspätet kam Wolfgang Bunk ans 3. Brett. Eine ungenaue Variante der Skandinavischen Verteidigung führte schnell zu einer vorteilhaften Stellung seines Gegners mit guter Entwicklung und mit Druck auf Wolfgangs f7.
Hier hätte 12. d4 dem Schwarzen weiter die Luft abgeschnürt. Nach 12. Kh1?! Se5 13.b4?! Lxb4 14.Lxe5 Dxe5 hätte Wolfgang stattdessen eigentlich wieder aufatmen müssen. Aber es war wohl nicht sein Tag. Nach 15. d4 wäre 15. … Da5 eine gute Wahl gewesen, da die Dame von dort weiterhin auf g5 schauen würde. Stattdessen kam 15. … Dc7? 16.Sxf7 Sxf7 17.Sg5 mit weiter hohem Druck auf f7 und baldigem Verlust für uns.
Am Brett 5 spielte Reiner Born die Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung und kam etwas unter Druck.
29. Txe6! Wie sollte man darauf reagieren? Eine Idee wäre 29. … Sa4 30.Sxa4 fxe6 31.Sc5 Te8 32.Te1 mit weiterhin hohem Druck auf Reiners Stellung. Eine andere 29. … Sbxc4 mit gleicher Zugfolge wie in der Partiefortsetzung 29. … Sdxc4 30.Tde1 Te8 31.Txe8+ Txe8 32.Txe8 Kxe8 mit schlechterer Stellung für Reiner. Dieser entschied sich dann mutig, den a-Bauern herzugeben, um seine Figuren vorteilhafter zu positionieren – das Schlagen würde Weiß Tempi kosten. Nach dem Damentausch hätte es Reiner am Ende noch schaffen können, einen Mehrbauern im Leichtfigurenendspiel zu bekommen, aber beide Spieler hatten’s nicht gesehen und einigten sich auf Remis. Für den Partieverlauf ein sehr faires Ergebnis.
4:2 bei 2 offenen Partien an den Spitzenbrettern. Steffi und Artur hatten zu dem Zeitpunkt beide ein Turmendspiel mit jeweils 1 Turm und 4 Bauern am Brett.
An Brett 2 spielte Artur Steinhauer die offene Tarrasch-Variante der Französischen Verteidigung. und kam in eine leicht bessere Endspielposition mit besserer Bauernstellung.
Vielleicht hätte Artur hier 21. Ld4 Td7 22. Tc1 spielen sollen. Auf 22. … Kb7 23.Tc5 hätte der Druck auf den a- und den d-Bauern steigen können und auf 22. … Kd6 23. g4 Te6 24. Lc5+ Ke5 25.Td4 Se8 26.Ta4 nebst Lxa7 ebenso. Die Partiefortsetzung 21. Kc2 nebst Figurenabtausch lies die Stellung ins Remis verflachen. Aufgrund der Must-Win-Situation die Arturs Gegner mittlerweile hatte auch ok. Die Partie endete nach Abtausch von allem Material Remis und unser Mannschaftssieg war sicher.
Am Spitzenbrett spielte Steffi Arnhold in ungewöhnlicher Zugreihenfolge gegen das Londoner System. Im Schwerfigurenendspiel mit jeweils einem Freibauern hatte Weiß zunächst die vorteilhaftere Stellung – der weiße Bauer kam bereits bis c7.
Der Computer empfiehlt hier 33.g3 mit einer möglichen Fortsetzung 33. … Df5 34. Db5 Te5 35.Dxd3 Te1+ 36.Kg2 Dxd3 37.Txd3 Txc1 38.Td8+ Kh7 39.Txc8 Kg6 40.Kf3 Kf6 und Vorteil für Weiß, aber wahrscheinlich Remis. Der c-Bauer fällt, dafür kann sich Weiß wohl einen anderen Bauern schnappen. Steffis Gegner entschied sich allerdings für 33.Df3 was nach 33. … Dxf3 34.gxf3 Te7 35.Txd3 Texc7 36.Txc7 Txc7 37.Td5 Ta7 zum Turmendspiel mit besserer Bauernstruktur für Steffi führte. Steffi konnte am Ende einen Freibauern durchbringen und gewann die Partie.
Mit dem deutlichen 5,5:2,5 Sieg konnten wir unsere Tabellenführung verteidigen und unsere Brettpunktbilanz im Vergleich zur Konkurrenz wieder etwas verbessern, was im Aufstiegskampf noch entscheidend werden könnte. Im nächsten Kampf am 14.4. spielen wir in Altensittenbach gegen den Drittplatzierten ein wichtiges Spiel um die Meisterschaft. Burglengenfeld wird hart kämpfen müssen, um die Liga zu halten. Damit könnte die fränkische Überzahl in der Liga noch länger so bleiben.