Deutsche Vereinsmeisterschaft 2.Tag

Nach der ersten Nacht in Münster trafen wir uns alle gut gelaunt wieder zum Frühstück. Es gab reichhaltige Möglichkeiten  zu frühstücken und jeder kam auf seine Kosten. Dann stand bereits die erste Runde gegen die favorisierten Gegner aus Leipzig an. Diese waren auf der Setzliste an Platz 6 gelistet, während wir uns mit dem Startplatz 14 zufrieden geben mussten. Besonders an den letzten 3 Brettern war der Unterschied bei den nominellen Wertungszahlen besonders gr0ß. Ihr Debüt auf der deutschen Vereinsmeisterschaft gaben unsere Jüngsten Team-Mitglieder Daniel und Theodor. Beide bekamen es mit deutlich erfahrenen Gegner zu tun. Das es sich um eine deutsche Meisterschaft handelt bekamen beide in Ihrer ersten Partie zu spüren…..

Daniel mit den schwarzen Steinen spielte in der Eröffnung ein wenig zu sorglos und geriet früh in Bedrängnis. Er beherzigte eine wichtige Regel nicht, nämlich alle Figuren schnellst möglich zu entwickeln. Nach einigen Bauern- und Damenzüge fand er sich gegen einem komplett entwickelten Gegner in einer sehr schwierigen Stellung wieder. Sein Gegner nutzte mit seiner Erfahrung die fehlende Entwicklung aus und Daniel musste leider früh die Segel streichen. Eine sehr instruktive Partie die demonstrierte wieso es wichtig ist alle Figuren schnell zu entwickeln und seinen König in Sicherheit zu bringen.

Anders erging es Theodor am 6.Brett bei seinen Debüt. Er hatte ebenfalls einen starken und deutlich erfahrenen Gegner bekommen. Er entwickelte sich jedoch gut und brachte seinen nominell stärken Gegner durchaus ins Schwitzen. Nach ein paar ungenauen Zügen fand er sich leider in einem schlechteren Endspiel wieder, welches sein Gegner routiniert zu einem vollen Punkt verwertete. 

Mika an Brett 4 hatte es auch mit einem nominell stärken Gegner zu tun. Er entwickelte seine Figuren musterhaft und erreichte schnell eine angenehme Stellung. Bevor er diese jedoch ausnutzen konnte machte er einen Fehler und übersah ein Zwischenschach und musste seine folgenden schlechte Stellung nach ein paar weiteren Zügen leider aufgeben. Hier zeigte sich auch die Qualität unseres Gegners aus Leipzig und grundsätzlich die Qualität auf einer deutschen Meisterschaft, wo Mikas Fehler und Theodors ungenaue Züge eiskalt von Ihren Gegner ausgenutzt wurden. 

Trotzdem schien der Kampf von außen alles andere als hoffnungslos für uns auszusehen. Mancher Leser denkt sich wohl jetzt häää?? Haben sie nicht bisher alle Partien verloren?? Ja das stimmt wir lagen 3 zu 0 zurück gegen die SG Leipzig, jedoch wurde an den anderen 3 Brettern noch gespielt.  Hier sah es zunächst sehr gut für uns aus.

Naum hatte nach den ersten Zügen schnell eine vorteilhafte Kombination gefunden. Welchen tollen Zug spielte er hier mit den weißen Figuren? (Lösung am Ende des Berichts). 

Nachdem er eine gewonnene Stellung erreicht hatte übersah er in Zeitnot eine taktische Idee seines Gegners und musste mit einer Figur weniger sich leider schlagen gegeben. Artur hatte nach einer ruhigen Eröffnung schnell, durch sein Läuferpaar eine vorteilhafte Stellung erreicht. Die Stärke der zwei Läufer zeigte er beeindruckend und konnte durch ein Abwicklung einen Bauern gewinnen. Leider fand er nicht immer die besten Züge und der Gegner konnte mit zäher Verteidigung Artur trotzdem ein Remis abtrotzen.

Jana spielte am Spitzenbrett gegen einen Fidemeister aus Leipzig. Dieser begang in der katalanischen Eröffnung eine bekannte Ungenauigkeit mit den weißen Steinen. Wieso ist 10.Sc3 hier ungenau? (Lösung am Ende des Berichts)(Diese Ungenauigkeit ist dem Autor dieses Berichts auch bereits in einer Turnierpartie unterlaufen…)

Jana erlangte schnell eine vorteilhafte Mittelspielstellung in der Ihr Gegner Probleme hat seine Figuren zu entwickeln. Jedoch passierte nun etwas welches unter Schachspielern als „Überziehen einer Stellung“ bekannt ist. Ihre Stellung war vermutlich nicht ausreichend um einen gewinnbringend Vorteil zu erzwingen. Aufgrund der Konstellation im Mannschaftskampf entschied Sie sich anstatt weiter ruhige Züge zu machen und die Stellung zu verbessern, dazu einen Bauern zu opfern. Hierdurch erlangte jedoch nur Ihr Gegner einen Vorteil und konnte seine Figuren aus einer passiven Stellung aktivieren. Nach langem Kampf musste Jana ihre Partie dann letztendlich aufgeben.

Wir verloren den Kampf mit 5,5 zu 0,5. Aufgrund des Partieverlaufs eindeutig zu hoch, jedoch trotzdem Glückwunsch an die SG Leipzig. Unsere jungen und unerfahrenen Spieler zahlten in dieser Runde einiges an Lehrgeld, jedoch haben Sie sicher viel aus Ihren Partien gelernt.

Nach einer kurzen Mittagspause wurden wir gegen den gastgebenden Verein aus Münster gelost. Wieder hatten wir einen nominell stärkeren Gegner, waren jedoch motiviert den ersten Mannschaftssieg einzufahren.

Naum hatte nach der schottischen Eröffnung eine wilde und komplizierte Stellung gegen seinen Gegner erreicht. Diese war von außen schwer einzuschätzen. Auch die Liveübertragung funktionierte an diesem Nachmittag leider nicht, wodurch mir auch die Einschätzung mit der Unterstützung des Computers nicht gelang. Leider wurde die Partie durch einen entscheidenden taktischen Fehler von Naum eingestellt und musste unmittelbar hierauf sich geschlagen geben. 

Besser erging es Artur mit den weißen Figuren. Sein Gegner spielte die Topalov-Variante in der Drachenvariante der sizilianischen Verteidigung.

Hier entsteht nach 11.Lb3 Sxd4!? 12.Lxd4 b5 die sogenannte Topalov-Variante. Idee ist es mit schnellen b5 und a5 den weißen Läufer anzugreifen. Artur spielte hier jedoch 13.Sd5! welcher in den meisten Fällen zu einem besseren Endspiel nach ein paar Abtäuschen für Weiß führt. So geschah es auch in der Partie jedoch konnte Artur keinen Gewinnweg finden und einigte sich mit seinem Gegner anschließend auf die Punkteteilung.

Jana hatte mit den weißen Figuren ebenfalls eine Variante der sizilianischen Verteidigung auf dem Brett. Sie erreichte ebenfalls nach dem Abtausch aller Leichtfiguren ein besseres Schwerfigurenendspiel für die weißen Steine. Mit Ihrer Klasse konnte Sie die Stellungsvorteile für sich verwerten und ihre Partie gewinnen.

Bei Stand von 1,5 zu 1,5 spielten noch drei Bretter.

Kristof gab sein Debüt und hatte nach ein paar kleineren Problemen in der Eröffnung, welche er clever löste bereits ein vorteilhaftes Endspiel erreicht. Hier spielte sein Gegner jedoch sehr gut und Kristof übersah manchmal eine bessere Fortsetzung. So kam es dass er dieses Endspiel leider verloren hat. Wichtig in Endspielen ist es stets seinen König zu aktivieren und Freibauern zu bilden!

Auch sehr gut waren Daniels Chancen. Nachdem er im Gegensatz zur Runde in der früh seine Figuren gut entwickelte überspielte er seinen Gegner im Mittelspiel und erreichte ein wahrscheinlich gewonnenes Endspiel. Seine mangelnde Erfahrung sorgte dafür dass er dieses Endspiel nicht behutsam und langsam spielte, sondern zu schnell spielte und so viele Möglichkeiten seines Gegners übersah. Dieser hatte einen gefährlichen Freibauern welcher bereits einen Zug vor der Umwandlung war. Diesen Trumpf setzte unser Gegner gekonnt ein und Daniel musste anschließend leider die Segel streichen.

Mika hatte in der Panov-Variante der Caro-Kann Verteidigung wie Naum ebenfalls sehr schnell eine sehr komplizierte Stellung erreicht. Sein Gegner hatte einen Turm für einen Springer geopfert hatte jedoch dafür einen weit vorgerückten Freibauern erhalten. Aufgrund der vielen Varianten die Mika berechnet hatte geriet er in Zeitnot und verlor im 39.Zug auf Zeit. Zumindest dachten alle das. Der Schiedsrichter entschied jedoch das die Partie weitergespielt werden soll, nur um die Partie eine halbe Stunde später wieder abzubrechen und für den Gegner für gewonnen zu erklären. Leider wurde im Zuge dieser Entscheidung davor noch unser Mannschaftsführer davor aus dem Turniersaal geschickt um eine andere Person zu suchen. Die Entscheidung die laufende Partie erneut abzubrechen erachten wir als zweifelhaft, vor allem in einem Jugendturnier. Jedoch akzeptierten wir die Entscheidung der Schiedsrichter, welche sich für den Ablauf der Dinge im folgenden auch entschuldigten. Der Mannschaftskampf war bereits ebenfalls für uns verloren.

So verloren wir mit 4,5 zu 1,5 gegen den Gastgeber aus Münster. Ein wenig zu hoch, hatten wir in diesem Kampf durchaus unsere Chancen gehabt. Aber trotzdem Glückwunsch an die Heimmannschaft.

Der turbulente Abend endete nach der vielen Diskussionen um die Entscheidung des Schiedsrichters, mit einer entspannten Runde Werwolf. Unsere Neulinge auf der deutschen Meisterschaft haben viel an diesem Tag gelernt, vor allem wie wichtig ist sich seine Bedenkzeit während einer Schachpartie gut einzuteilen.

Unser Gegner am nächsten Tag sollte der SK Bebenhausen sein. Mit diesem Verein hatten wir in den vergangenen Jahren bereits des öfteren die Klingen gekreuzt auf deutschen Meisterschaften, meistens mit dem besseren Ende für uns…

 

Lösungen:

Aumüller-Haufe: 1.Sxd5!? (Auch gut ist 1.Lf2 mit der Idee die Bauerngabel zu verhindern auf d4 und mit Tg1 und g4 fortzusetzen; Auch hier sind die weißen Chancen aufgrund der passiven schwarzen Figuren besser) exd5 2.Txd5 Db7 3. Thd1 0-0 4.Lxc5 Te8; Weiß hat eine Figur für 3 Bauern geopfert, jedoch stehen die schwarzen Figuren schlecht und die weißen Figuren sehr gut. Naum setzte mit 5.a4 fort und hatte eine vorteilhafte Stellung. Noch stärker wäre wahrscheinlich 5.Sg5! gewesen mit der Idee Se4-Sd6 und die weißen Figuren dominieren die Stellung und Weiß hat klaren Vorteil.

Nguyen-Schneider:  1….b5! 2.Dd3 (2.axb5?? Die taktische Rechtfertigung für Schwarz 2…axb5! Dame und Turm sind angegriffen und Weiß verliert entscheidend Material) b4 3.Sb1 Le4 4.Dd1 Schwarz hat die weißen wieder auf Ihre Ausgangsfelder zurückgezwungen. 4…c5 5.Sbd2 Ld5 6.dxc5 Sbd7 7.Sd4 Lxg2 8.Kxg2 Sxc5 9.S2f3 Dd5, mit der Idee Tfd8 und Tac8. Weiß hat kaum Felder für seine Figuren und die schwarzen Figuren stehen traumhaft gut. Die Stellung ist vermutlich bereits für Schwarz gewonnen.

Mehr Infos zu dem Turnier: DVM U20, 26. – 30.12.2022 (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de)