4,5:3,5 Erfolg gegen Erlangen / Neuzugang IM Flórián Kaczúr besiegt bayerischen Vizemeister
Erstmals traten wir in der Aula des Goethe-Gymnasiums zu unserem 2. Wettkampf in der OBERLIGA BAYERN an. Ein großer Dank geht dabei vorweg an die Stadt Regensburg und die Schulleitung des Goethe-Gymnasium Regensburg, die uns mit ihrer Bereitschaft, unserem Verein die Aula der Schule für unsere Heimwettkämpfe zu überlassen, es ermöglicht haben, dass wir nun erstmals wieder seit langer Zeit mit unseren ersten 4 Mannschaften gleichzeitig bei unseren Heimkämpfen an den Start gehen können. Der Tabellenführer der OBERLIGA BAYERN aus Erlangen bildete dann auch den würdigen Rahmen für diese Premiere an unserer neuen Spielstätte. Zeitgleich traten unsere 2. Mannschaft in der Oberpfalzliga und unser 4. Mannschaft in der Bezirksliga Süd zu brisanten Lokalderbys gegen die ersten beiden Mannschaften der Regensburger Turnerschaft an. Unsere 3. Mannschaft hatte an diesem Tag spielfrei. Das tolle Ambiente in der geräumigen und lichtdurchfluteten Aula und die nahezu perfekten Ergebnisse ließen diesen Tag dann zu einem Schachevent für unseren Verein werden, von dem wir nun in dieser Saison mehrere genießen werden können.
Wie gesagt, unser Spitzenteam hatte niemand Geringeren als den Tabellenführer in der OBERLIGA BAYERN zu Gast. Dabei gab unser Neuzugang, der junge ungarische Internationale Meister Flórián Kaczúr ( ELO 2464 ) mit seiner ersten Partie seinen Einstand für unser Team. Nach unserem Auftaktsieg in München traten wir selbstbewußt gegen das mittelfränkische Spitzenteam an und rechneten uns durchaus Chancen aus, auch in der 2. Runde zu punkten. Von Anfang an entwickelte sich ein hart umkämpftes Match an allen Brettern. Das zähe Ringen um positionelle Vorteile am Schachbrett fand seinen Ausdruck darin, dass erst nach fast 4 Stunden Spielzeit sich erste Entscheidungen anbahnten.
Flórián blieb es – welch Drehbuch! – vorbehalten unser Team mit seinem Auftaktsieg in Führung zu bringen. In einer theoretisch komplizierten Königsgambitstellung war es ihm dank seiner gezielten Vorbereitung mit den schwarzen Steinen gelungen, seinen vom Gegner, immerhin dem amtierenden Bayerischen Vizemeister FM Lukas Schulz ( ELO 2333 ), geopferten Mehrbauern zäh zu verteidigen und das gefürchtete weiße Angriffsspiel zu unterbinden. Beide Spieler verbrauchten ob der vielschichtigen Stellung bereits zum Partieauftakt unverhältnismäßig viel ihrer Bedenkzeiten. Nach nur 10 Zügen hatte bereits jeder mehr als eine Stunde davon aufgebraucht. Nachdem es dem Erlanger trotz aller Bemühungen nicht gelang, einen Angriff auf den schwarzen König zu starten, fand er sich in einer verlorenen Endspielposition wieder, die er dann auch postwendend aufgab.
Doch lange konnten wir uns nicht dieser Führung erfreuen, da FM / WIM Jana Schneider am Spitzenbrett gegen FM Eduard Miller ( ELO 2400 ) die falsche Eröffnungsstrategie gegen ein seltenes Abspiel ihres Kontrahenten gewählt hatte und zunehmend unter immer größeren Druck geriet. Sie konnte den Königsangriff ihres Gegners nur unter Materialverlust eindämmen und war in der Folge ohne Chance. Psychologisch positiv war, dass uns Cédric Oberhofer kurz nach dem Erlanger 1:1 Ausgleich wieder in Führung brachte. Eine Unbedachtheit kostete seinem Gegner Alexander Hilverda ( ELO 2296 ) die Qualität. Dieses materielle Übergewicht nutzte Cédric routiniert zum vollen Punktgewinn, 2:1 für Bavaria. Doch auch über diesen erneuten Vorsprung konnten wir uns nicht lange freuen.
Stephan Schmahl schaffte nach einem Bauernverlust gegen den jungen, erst 16-jährigen, Felix Tong ( ELO 2177 ) es nicht mehr, zu verhindern, dass die gegnerischen Figuren in seine Stellung eindrangen. Er verlor einen weiteren Bauern und bald darauf die Partie – 2:2. Doch auch von diesem Rückschlag zeigte sich unser Team unbeeindruckt und ging durch den Sieg von IM Hannes Ganaus postwendend wieder in Führung. Hannes hatte einen Randbauern seines Gegners FM Florian Ott ( ELO 2296 ) erbeutet. Diesen materiellen Vorteil nutzte Hannes in einem zähen positionellem Ringen in einer nahezu geschlossenen Stellung. Er zwang seinen Gegner eine Figur nach der anderen zu tauschen und brach schließlich in dessen Stellung ein, was unmittelbar zum vollen Punktgewinn führte. Wir führten wieder 3:2, doch wieder mussten wir den Ausgleich hinnehmen.
CM Thomas Bauer hatte nach einem Qualitätsopfer seines Kontrahenten Dustin Bachstein ( ELO 2084 ) zwar einen materiellen Vorteil, den er aber mit einer gedrückten und beengten Stellung bezahlte. Durch eine Unachtsamkeit verlor Thomas seine Mehrqualität wieder und dazu auch noch einen Bauern. Trotzt hartnäckiger Gegenwehr ließ sich der Erlanger diesen Vorteil nicht mehr aus der Hand nehmen und rang Thomas Zug um Zug nieder. 3:3, nun mussten die beiden letzten noch laufenden Partien die Entscheidung bringen. Wir waren dabei sehr zuversichtlich, da sowohl Lars Goldbeck als auch IM Novak Pezelj je einen Bauern mehr hatten. Lars wurde jedoch mit zunehmender Zeitnot unsicherer und verspielte seinen jedoch nur geringfügigen Vorteil und musste mit der einzigen Punkteteilung des Wettkampfes zufrieden sein.
Beim Stande von 3,5:3,5 musste nun die letzte noch laufende Partie zwischen IM Novak Pezelj und der deutschen Spitzenspielerin, der Großmeisterin, WGM Hanna Marie Klek ( ELO 2252 ), die Entscheidung bringen. Novak verbuchte in einem Doppelturmendspiel auf Grund seines Mehrbauern und der ungeschützten Königsstellung von Hanna Marie Klek leichte Vorteile für sich. Bei exaktem Spiel hätte die Erlangerin vielleicht sich ihre kleine Chance auf eine Punkteteilung erhalten. Doch in Zeitnot unterlief ihr dann ein folgenschwerer Fehler:
Stellung nach dem 57. Zug von Weiß ( IM Novak Pezelj ).
Mit 57. …a3 hätte Hanna Marie Klek Novak noch viel Kopfzerbrechen bereiten können und der Partieausgang wäre dann ungewiss gewesen. Stattdessen entschied sie sich für 57. …Tc2? und verlor nach wenigen Zügen die Partie. Ich überlasse es dem geneigten Leser dieser Zeilen, sich über die Folgen dieses Zuges Klarheit zu verschaffen. Die Auflösung findet ihr dann genau wie alle sonstigen detaillierten Infos unter folgendem Link im LIGAMANAGER SCHACH:
https://www.ligamanager.schachbund-bayern.de/bsb/ergebnisse/spielplan.htm?ligaId=1634
Novak sicherte mit seinem Sieg unseren Mannschaftserfolg. Damit hatten wir nach einem hochspannendem Wettkampf mit einem dramatischen Schlussakkord den Tabellenführer gestürzt und uns selbst den Platz an der Sonne gesichert. Dies ist nach 2 Runden allerdings nur eine Momentaufnahme, wenn auch eine sehr angenehme. Mit unseren zwei Auftaktsiegen über zwei sehr starke Mannschaften haben wir einen idealen Saisonstart erwischt und können uns nun sehr zuversichtlich auf den nächsten schweren Auswärtskampf bei der 2. Mannschaft von Garching vorbereiten. Unserem Ziel, so rasch wie möglich 8 Punkte zu erkämpfen, um uns damit mit großer Wahrscheinlichkeit schnellstmöglich den Verbleib in der OBERLIGA BAYERN zu sichern, sind wir ein großes Stück näher gekommen.
Peter Oberhofer