Patzer´s Liebling

Müde trat ich in die Praxis des Schachtherapeuten meiner Wahl ein. Sein fragender Blick entlockte mir ein gequältes Ach Herrjehmineh, ich fühle mich so matt! Wie das, entfuhr es ihm. CM Manfred Herbold ist ansonsten ein sehr erfahrener Coach. Mein Anblick jedoch erschauderte sein Innerstes. Ob ich ihm denn verraten möge, was geschehen sei? Ja. In meiner Zeitnot habe ich das Matt in zwei glatt vergessen, obwohl ich es vorher immer im Visier gehabt habe. Erst gezogen und dann gedacht. Die Welt, ach, alles so ungerecht. Ich zerfloss förmlich vor Selbstmitleid. Ob mir noch zu helfen sei, fragte ich flehenden Blickes. Um etwas zu sagen, erwiderte er, das könne verschiedene Gründe haben. Entweder sei ich zu, ähm, äh, … könne eben meine Emotionen nicht im Griff behalten oder dass ich fürs Schachspiel gänzlich ungeeignet sei. Der Kloß blieb mir im Halse förmlich stecken. Trocken entgegnete ich, ich votiere dagegen. Jetzt konnte man ein Messer fallen hören, so still wurde es in der Praxis. Beide verstummten wir. Nun bat mich der Therapeut, ihm die Stellung am Schachtisch aufzuzeigen. Er räusperte sich mehrmals. Ähm, ähm – dabei handele es sich doch offensichtlich nicht um ein schachliches Defizit, sondern eindeutig um ein psychologisches. Wir vereinbarten neben einem voll fetten Honorar eine weitere Sitzung für nächste Woche. Aus seiner Schachapotheke reichte er mir von Willy Hendriks „Erst Ziehen, dann Denken“ zusätzlich zu ergänzen mit Filmen aus dem Genre des Western. Am besten mit John Wayne, der gesagt haben soll, erst schießen, dann fragen.

— Fortsetzung folgt. —