Arber-Schachopen in Bodenmais

Wanderungen durch den Bayerischen Wald und Königswanderungen übers Schachbrett. Eine Woche lang. Da schlägt das Herz höher. Die Unterkunft ist schon sehr gut. Das Spezial-Angebot für 8 Nächte kann sich sehen lassen, Single, mit Frühstück ab 239€. Gebucht werden kann die Kategorie, kein spezielles Haus.

Los geht es. Vom Lenkrad ans Brett und gleich mit einem weitaus stärkeren Gegner konfrontiert kommt es, wie es kommen muß. Wolga-Gambit. Autsch, auch das noch. Mutig greife ich zu einer neuen Idee. Diese habe ich aber lediglich oberflächlich angesehen. Zu oberflächlich, wie sich sehr schnell zeigt. David gegen Goliath fällt daher heute aus.

Der nächste Tag bringt die Erkenntnis: don`t drink and play.

Die herrlichen Sommernächte laden nach draußen ein. Stephan, Siggi, Sven, Anita und ich verbringen in geselliger Runde beim Mexikaner aus Holland launige Abende. Anekdoten, Witze und Schachthemen versüßen uns die Stunden. Dann noch ein Ausflug ins Tennison-Gambit. Schnell sind wir uns einig, daß diese Überraschung alsbald sein Opfer suchen und finden muß. Lachend zerstreut sich die Runde in der Nacht. Gesagt getan! SK obsiegt. 7 Weißbier und Matt in 7. Selbst Odysseus, der Listige schmunzelt. Währenddessen quäle ich Stephan in einem Dameninder. Vergeblich. Nach der Partie begebe ich mich umgehend in die Praxis des bekannten Schachtherapeuten CM Manfred Herbold. Auf der Couch dann die niederschmetternde Diagnose für mich – Schachliche Selbstbestattung! Nach unserer ersten Sitzung schöpfe ich neuen Mut, weil das Ausmaß und die Tragweite dieser Erkrankung nachvollziehbar sei. Verschreibungspflichtig verordnet er mir, 3Xtäglich soliden positionellen Stil und die Lektüre „Die Fesselung … ist immer und überall“ von Hans-Peter Kraus. Dies hilft mir eine Brücke über das tiefe seelische Loch zu bauen. Weitere Stunden werden jedoch unausweichlich sein. Ich hoffe, Manfred Herbold ist ein Fernheiler. Der „Schachtherapeut Reloaded“ unterm Kopfkissen wirkt angeblich sogar homöopatisch.

Die nächsten Runden offenbaren mir eine weitere Erkenntnis: don`t work and play!! Da helfen dann auch freundliche Therapiestunden nicht weiter. Die Brücke kann ich nur noch mit schnellen Remisangeboten überschreiten und das Turnier ist für mich damit gelaufen. Die Dosis macht das Gift. Ich gebe mir eine Überdosis und bin angefrustelt.

Die Schachgesellen erheitern sorgsam Abend für Abend mein kränkelndes Gemüt, so dass ich Bodenmais mit einem melancholischen Lied auf den Lippen verlasse: Abschied muss ich nehmen hier, weiter muss ich wandern, von einem Turnier zum andern. Ich komme sehr gerne wieder.