Alte Liebe rostet nicht – Von einem der auszog noch einmal das Schachspielen zu lernen

Nach vielen Jahren der Abstinenz hatte ich mich erst vor wenigen Monaten zu einem Comeback ent- und dem SC Bavaria angeschlossen. Nach den ersten Gehversuchen im vereinseigenen Donau-Cup im Mai besuchte ich nun zusammen mit Jürgen das deutlich größere Arber-Open in Bodenmais.

Am Freitag Abend zurück von der Arbeit aus der Schweiz, am Samstag morgen rein ins Auto und ab in den Bayerischen Wald.

Aufgrund der etwas stressigen Vorlaufzeit entschloss ich mich spontan die aufregenden Schachpartien mit einem Urlaub in einem Wellness-Hotel zu verbinden.

Das Hofbräuhaus belastet den Geldbeutel zwar etwas mehr, bietet aber sicher auch einen entsprechenden Mehrwert. So ging ich fast nach jeder Partie direkt ins Schwimmbad oder den Whirlpool, um die Strapazen buchstäblich wegzusprudeln.

Die 3/4-Pension sorgte für eine stets ausreichende Kalorienzufuhr, so dass für das all-abendliche Treffen beim Mexikaner eine ausgezeichnete Grundlage geschaffen war. Die war auch unbedingt nötig, denn der bald als Lieblings-Cocktail auserkorene „Tequila Bombastic“ machte seinem Namen wahrlich alle Ehre!

So verbrachten Jürgen und ich zusammen mit Anita, Sigi und dem vor Ort kennen gelernten Nordlicht Sven so einige feucht fröhliche Abende, die vielleicht nicht unbedingt der schachlichen Leistung förderlich waren, uns allen aber viel Spaß und Freude bereiteten.

Auf den wieder neu in mein Herz geschlossenen 64 Feldern spielte ich teils ordentlich, teils gruselig schlecht. Insbesondere die Chancenauswertung ließ ganz erheblich zu wünschen übrig. Aber so ist das nun mal, wenn man zuvor 12 Jahre kein Turnier gespielt hat und sowohl Spielpraxis als auch Turnierhärte (noch) fehlen.

Am Ende landete ich mit 5.5/9 auf Platz 29 von 116 Teilnehmern. Leider ein gutes Stück unter der Erwartung der Setzliste, doch das war zu verschmerzen. In der neuen Saison soll alles besser werden!

Zum Schluß noch eine Momentaufnahme aus meiner wahrscheinlich spannendsten Partie. In Runde 7 traf ich mit Schwarz auf einen laut MegaBase sehr turniererfahrenen Spieler mit ELO 2010. Zwar deutlich weniger als meine 2148, doch aufgrund meiner langen Abstinenz war mit einem harten Kampf zu rechnen. Und den sollte es auch geben!

In der Königsindischen Mar-del-Plata-Variante musste ich gut 20 Züge lang die weißen Drohungen am Damenflügel entschärfen, bis es mir endlich gelang die Initiative zu übernehmen. Fortan wurde nur noch am Königsflügel gespielt und in gegenseitiger Zeitnot erreichte ich eine schöne Gewinnstellung, die mir jedoch wie üblich wieder entglitt, so dass ich am Ende froh über ein Remis sein musste.

Nun wäre das alles nicht unbedingt einer besonderen Erwähnung wert, wäre da nicht eine geradezu fantastische Remisabwicklung für mich möglich gewesen mit der ich für einen versöhnlichen Abschluss hätte sorgen können. Doch leider blieb mir diese Eventualwendung verborgen und erst die Blechbüchse machte mich in der häuslichen Post-Mortem-Analyse mit einem vergnügten Blinken bei gleichzeitiger Anzeige eines schnöden 0.00 darauf aufmerksam.

Hier geht’s zur Lösung

Insgesamt eine schöne und kameradschaftliche Zeit, die Lust auf mehr macht. Eine Wiederholung 2019 kommt absolut in Frage!