Patzer´s Liebling (Teil 2)

Die Woche drauf fand ich mich wie verabredet in der Praxis wieder ein. Mein schwergewichtiger Therapeut tänzelte in Schlappertrainingshosen gewandet summend umher. Es roch so merkwürdig im Raum. Ob nun ein Joint oder Essenzen aus Weihe und Myrrhe geräuchert wurden, vermag ich nicht mehr zu sagen. Schwere befiel mich. Ich döste weg. Neblig waberten alle erdenklichen Stellungen und Partiefragmente durch Zeit und Raum. Jählings schrie ich auf. Vor Schreck purzelte CM Herbold um. Einem Käfer gleich versuchte er sich mit den Beinen und Armen um sich rudernd aus seiner Rückenlage zu befreien. Alles Strampeln schien nicht zu helfen. Das Konterfei von Franz Kafka grinste mir verschmitzt aus dem Bilderrahmen entgegen. Wiederum schwanden mir die Sinne. Da. Eine glockenhelle Engelsstimme rief mich aus dem Nichts ins Hier und Jetzt zurück. So mein Lieber, alles wird wieder gut. Schach, Schach und Matt, raunte es in meinem Ohr. Ächz, wo bin ich? Ich ringe nach Luft. Versuche mich aufzurichten. Ganz ruhig, ganz ruhig bleiben, klingt es sanft vom Stuhl neben der Couch. Der mentale Schock des Selbstmattes sitze noch tief in den Knochen. Löse sich jetzt schon langsam in Sägespäne auf. Hä?? Es hallte in meinem Kopf.  Ein leichter Schmerz und ein holziger Geschmack auf der Zunge irritierte mich zusehends. Wieder auf den Füßen rekapitulierte mein Therapeut am Brett, das nunmehr nur noch 63 Schachfelder zählte, sitzend, dass dies so nun wirklich nicht nötig gewesen wäre. Wie, was, stammelte ich fassungslos. Ein stechendes Ziehen im Gebiss ließ mich sogleich wieder verstummen. Ich sei wohl beim heutigen Schach-Mantra-Singen in Trance gefallen. Diese vor mir aufgebaute Stellung habe mich getriggert

Anstelle der Königswanderung nach h6, würde  Kg8 sofortigen Ausgleich bedeuten. Ich hätte aber das Feld g8 in meinem Wutanfall echt nicht herausbeißen müssen! Sagte vorwurfsvoll Meister Herbold und forderte mich auf, die Daten meiner privaten Haftpflichtversicherung auf ein Papier zu notieren. Unter dem Singsang des Mantras Schahachschahachundmahatt verliess ich verschämt seine Praxis.