GROSSER KAMPF NICHT BELOHNT – Bavaria 1 unterliegt Bayern München 2 denkbar knapp mit 3,5 : 4,5

Unerwartete Spannung bot unser Team im Heimkampf der OBERLIGA BAYERN gegen das klar favorisierte zweite Team des FC Bayern München. Unsere „JUNGEN WILDEN“ schrammten dabei haarscharf an einer großen Überraschung vorbei. Erst in der Verlängerung gelang es den mit 3 Internationalen Meistern angetretenen Münchener dank ihrer größeren Routine und mit dem nötigen Quentchen Glück auf ihrer Seite, den Mannschaftskampf zu ihren Gunsten zu entscheiden. Dabei schienen die Oberbayern mit einem um 200 ELO-Punkten besseren Durchschnitt zu Beginn des Kampfes alle Trümpfe auf ihrer Seite zu haben. Die Frage war nur, ob es unserem Team gelingen würde, die Niederlage in Grenzen zu halten. Uns war bewusst, dass wir nur mit einer überdurchnittlichen Leistung an allen Brettern eine kleine Chance haben würden. Die Vorzeichen standen für uns nicht günstig, zumal mit IM Novak PezeljIM Georg Kilgus und IM Hannes Ganaus drei eminent wichtige Leistungsträger unseres Teams an diesem Spieltag nicht zur Verfügung standen. Doch Uwe Kleibel und Wolfgang Bunk, die für sie in die Bresche sprangen, erwiesen sich als Volltreffer für unser Team. Wohl dem, der über eine solche „Ersatzbank“ verfügt! Die Münchner mussten auf Grund eines Todesfalls im Kreise der Angehörigen eines ihrer Spieler das zweite Brett unbesetzt lassen. Cédric Oberhofer (2276) blieb also an diesem Tag ohne Gegner, dafür mit dem ersten Punkt für unser Team. In der Folge entwickelte sich ein spannender Kampf an allen Brettern. Nur am 5. Brett geriet Thomas Bauer (2269) auf Grund einer seltenen Eröffnungswahl seines Kontrahenten Dr. Rodewies (2336) bereits nach ein paar Zügen unter Druck, aus dem er sich trotz zähen Widerstandes nicht mehr befreien konnte. Nach bereits über drei Stunden Spielzeit gelang es den Oberbayern damit auf 1:1 auszugleichen.

Die Zeitnotphase nach mehr als 3 Stunden Spielzeit wurde unseren Spielern an zwei Brettern zum Verhängnis. Lars Goldbeck (2192) hatte am dritten Brett seine Stellung gegen Dr. Unzicker (2328) lange im Gleichgewicht halten können. Unter Zeitdruck und in gedrückter Stellung – Lars hatte kaum Platz, um mit seinen Figuren zu manövrieren – fand er keine Lösungen mehr, um sich aus der Umklammerung zu befreien. Ein starker weißfeldriger Läufer bedrängte ihn so sehr, dass er eine Qualität verlor. Doch schien es, als ob es Lars gelänge, eine Festung aufzubauen. Doch sein Gegner fand eine Möglichkeit in Lars Bollwerk einzudringen und die Partie für sich zu entscheiden. Ähnliches passierte an Brett 6. Eric Gabler (2112) hatte sich lange excellent gegen Gretz (2302) verteidigt und dem Münchner keine Angriffsmöglichkeiten erlaubt. In hochgradiger Zeitnot vergab Eric aber seine große Chance auf eine Punkteteilung. Er verlor einen wichtigen Bauern und konnte die Partie nicht mehr retten.

Hoffnung keimte wieder auf, als Wolfgang Bunk (2000) am achten Brett auf 2 : 3 verkürzen konnte. Wolfgang war auf Grund des Ausfalls unserer drei Titelträger ins Team gerückt und bezwang Schütz (2198) mit einer mutigen Angriffspartie. Auf Grund eines starken Bauernzentrums und mit im Gegensatz zu seinem Gegner besser postierten Figuren gewann er Material. Nach Abtausch der Schwerfiguren war dann eine hochbrisante Endspielstellung entstanden. Wolfgang mit Springer und 3 Bauern gegen 5 Bauern des Münchners, davon zwei isolierten Freibauern. Doch Wolfgangs Endspielkünste waren an diesem Tag nicht mehr gefragt, da sein Gegner es ihm mit einem schwachen Bauernzug erlaubte, beide Freibauern zu erbeuten und die Partie für sich zu entscheiden. Eine beeindruckende Vorstellung lieferte Uwe Kleibel (2153) am 4. Brett gegen IM Schenk (2428). Fast 300 ELO-Punkte Unterschied kamen an diesem Tag am Brett nicht zum Tragen. Mit einem starken Läuferpaar bestimmte Uwe in seinem zweiten Spiel für unser Team während des zähen Positionskampfes im Mittelspiel das Geschehen am Brett und erlaubte dem Münchner Titelträger keine Entfaltungsmöglichkeiten. Geschickt nutzte Uwe letztendlich seinen Raumvorteil um in ein für ihn vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel abzuwickeln. Und nun spielte das Läuferpaar seine volle Kraft aus und ebnete Uwes König den Weg hinter die gegnerischen Bauernlinien. Auch die Hoffnung des Münchner Titelträgers sich in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel – von denen man gemeinhin behauptet, sie wären fast alle Remis – doch noch ins Unentschieden zu retten, war nur von kurzer Dauer. Nachdem der Münchner sah, dass er es nicht mehr verhindern konnte, dass sich Uwe einen zweiten Freibauern bildete, gab er sich geschlagen. Damit stand es nach bereits mehr als 4 Stunden Spielzeit 3:3! Wir hatten den Ausgleich gegen schier übermächtige Münchner geschafft!

Die beiden letzten Partien mussten nun die Entscheidung bringen. David gegen Goliath, so konnte man das Match an Brett 7 betiteln. Georg Dechant (2104) gegen das Münchner Urgestein IM Reich (2348). Georg war in einer Benoni-Eröffnung auf Grund eines ungenauen Plans unter Druck geraten. Doch zäh und mit großem kämpferischen Einsatz, stemmte er sich gegen den drohenden Verlust. Und dieser hartnäckige Widerstand schien auch den IM aus München zu beeindrucken. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle hatte es Georg tatsächlich geschafft, sich aus dem Schlamassel zu befreien und seine Stellung ins Gleichgewicht zu bringen. Doch wie auch in den Partien von Lars und Eric fehlte uns an diesem Tag ein wenig das Glück und Geschick in spielentscheidenden Momenten, die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Wie gewonnen, so zerronnen“, Georg verpasste es, sich für seinen großen Kampf mit einem Remis zu belohnen. In einer taktisch, wie positionell hochbrisanten Endspielstellung, fand er nicht die bestmögliche Fortsetzung. In der Folge kam der erfahrene Internationale Meister wieder in eine für ihn vorteilhafte Position, die er letztendlich nach fast 5 Stunden Spielzeit zum Sieg nutzte.

Einen tollen Kampf lieferte auch FM Jana Schneider (2200) am Spitzenbrett. Nach der Eröffnung hatte sie deutliche positionelle Vorteile gegen IM Belezky (2384). Ihr Figuren harmonierten, während die ihres Gegners verstreut und ohne gemeinsame Struktur nicht ihre Kraft entfalten konnten. Leider schaffte es Jana nicht, diesen Vorteil zu ihren Gunsten zu nutzen. Im Gegenteil – nach Abtausch fast aller Figuren fand sie sich in einem Turm- und Bauernendspiel wieder, mit einem Minusbauern auf ihrer Seite. 35 Züge lang versuchte dann IM Belezky, letztendlich vergeblich, Kapital aus diesem Vorteil zu schlagen. Er schaffte es jedoch nicht, Janas Verteidigung zu durchbrechen. Nach mehr als 5 Stunden Spielzeit akzeptierte er schließlich Janas Remisangebot.

Eine Niederlage, die große Hoffnung macht, auf das Potential, das in unserem Team noch schlummert. Die größere Erfahrung hat heute noch einmal die Oberhand über jugendlichen Kampfgeist behalten. Aber es wurde auch deutlich, unserem jungen Team gehört die Zukunft. Deshalb war auch niemand in unseren Reihen sehr traurig über die Niederlage, auch wenn die Art und Weise, wie sie zu Stande kam, schmerzte. Doch am Ende blieb der Stolz über die gezeigte beeindruckende schachliche und kämpferische Leistung unserer Mannschaft.