BAVARIA SIEGT ZUM AUFTAKT DER 2. BUNDESLIGA OST MIT 4,5:3,5 IN PASSAU

Zum Auftakt der neuen Saison in der 2. Schachbundesliga Ost feierte unser Bavaria Schachteam einen knappen aber letztendlich verdienten 4,5:3,5 Auswärtssieg in Passau. Traditionell spielen viele österreichische Spitzenspieler im Team aus der niederbayerischen Metropole. So findet man in dem maximal 20-köpfigen Aufgebot die Hälfte mit österreichischem Pass. Im Gegensatz zu anderen Sportarten können Schachsportler gleichzeitig für Teams aus mehreren nationalen Verbänden starten. Da zeitgleich auch die 2. Bundesliga in Österreich einen Spieltag hatte, konnten die Passauer daher nicht ihr bestmöglichstes Team aufbieten, da einige lieber für ihren Heimatverein in der Alpenrepublik am Schachbrett saßen. In der letzten Spielzeit gerade noch dem Abstieg entronnen, hatten die Niederbayern ihr Team für die neue Spielzeit enorm verstärkt. Mit ihrem neuen Spitzenspieler GM Milos Roganovic (ELO 2483) aus Serbien, und den beiden Österreichern IM Peter Schreiner (2404) und Jakob Postlmayer (2282) scheinen die Passauer gut gewappnet, um eine ähnliche Zitterpartie wie in der letzten Spielzeit zu vermeiden, als das Team sich erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnte.

Somit trafen wir auf ein zwar ersatzgeschwächtes aber immer noch sehr starkes Team aus der niederbayerischen Donaumetropole  Doch auch wir mussten auf unsere deutsche Spitzenspielerin WGM Jana Schneider verzichten, die auf Sardinien an der U20 Weltmeisterschaft der Frauen für den deutschen Schachbund am Start war. Seinen Einstand im Team von Bavaria gab der junge Ukrainer Artem Lutsko, der vor einem Monat in Rumänien Vizeweltmeister in der Altersklasse U16 wurde. Mit seiner Familie vor den Kriegswirren aus seinem Heimatland geflüchtet, fand das Ausnahmetalent im Team von Bavaria Regensburg eine neue sportliche Heimat.

An fast allen acht Brettern entwickelte sich ein hart umkämpfter Wettkampf. Während an den ersten sechs Brettern keiner der Spieler eine klare Favoritenrolle für sich reklamieren konnte, schienen die Bavarianer FM Cédric Oberhofer (2266) und Uwe Kleibel (2227) auf den beiden letzten Brettern dank ihrer deutlich besseren Wertungszahlen nominell im Vorteil zu sein. Und letztendlich sicherten diese beiden Bretter dann auch nach einem siebenstündigen Kampf den knappen Sieg der Bavarianer.

Im Duell der beiden österreichischen Internationalen Meistern IM Georg Kilgus (Bavaria/ 2397)) und IM Peter Schreiner (2404) wirkte der Respekt voreinander offenkundig jedoch lähmend. Jedes Risiko vermeidend einigten sich die Beiden bereits nach gut einer Stunde Spielzeit auf eine Punkteteilung. An den ersten vier Brettern suchte allerdings jeder Akteur die Entscheidung am Brett. Im Großmeisterduell am Spitzenbrett zwischen GM Jiri Stocek (2559) und dem Passauer Neuzugang GM Milos Roganovic (2487) musste der tschechische Spitzenspieler im Team von Bavaria im MIttelspiel einen Bauernverlust hinnehmen, konnte sich aber im Doppelturmendspiel zumindest das Unentschieden sichern. Auch der junge ungarische IM Flórián Kaczúr (2483) saß einem Großmeister gegenüber. Mit den schwarzen Steinen erstickte er jegliche Angriffsversuche seines Kontrahenten GM Andreas Diermair (2455) und so akzeptierte dieser dann auch folgerichtig Flóriáns Remisangebot. Auch der junge ukrainische U16 Vizeweltmeister Artem Lutsko (2442) konnte bei seinem Debut im Team von Bavaria überzeugen. Gegen IM Florian Schwabeneder (2414) bestimmte er lange das Geschehen am Brett. Nachdem Artem ein paar kritische Momente überstand, hatte das Nachwuchstalent in Reihen der Bavarianer nach der ersten Zeitkontrolle leichte Stellungsvorteile, die aber im Endspiel nicht zum vollen Punktgewinn reichten.

Den ersten Sieg für Bavaria sicherte dann FM Cédric Oberhofer. In einer konsequent geführten Angriffspartie ließ er Dr. Robert Offinger (2189) keine Chance. Trotz heftiger Gegenwehr konnte sich der Passauer nicht von Cédrics konstantem Angriffsdruck befreien. Da auch eine lange Rochade nur kurzzeitig eine Verbesserung der unsicheren Königsposition für den Passauer brachte, hatte er schließlich keine Ressourcen mehr, um den finalen Mattangriff noch abzuwehren. Doch die Regensburger konnten sich nur kurzzeitig über diese Führung freuen. FM Lars Goldbeck (2272) hatte gegen den dritten Passauer Neuzugang Jakob Postlmayer (2282) lange Zeit das Heft des Handelns in seiner Hand. Nachdem er aber im Mittelspiel die von zwei verbundenen gegnerischen Bauern ausgehende Gefahr unterschätzte, wurde er in die Defensive gedrängt. Lars fand in dieser Situation nicht die notwendigen besten Züge und damit konnte sein Kontrahent einen weit vorgerückten Freibauern zum das Spiel entscheidenden Faktor verwerten.

Beim Zwischenstand von 3:3 ging der Mannschaftskampf in die Schlussphase. Beide noch spielenden Bavarianer hatten leichte Stellungsvorteile zu verzeichnen. So schien zumindest ein 4:4 sicher, aber würden die Vorteile zum Sieg reichen? IM Novak Pezelj (2496), der in der letzten Saison all seine Partien im Bavariatrikot gewonnen hatte, kämpfte um die Fortsetzung seiner Siegesserie. Und am achten Brett hatte Uwe Kleibel (2227) zwar einen gedeckten Freibauer, aber in einer geschlossenen Stellung. Würde es Uwe gelingen, mit seinem König in die Phalanx der gegenseitig blockierten Bauernketten einzudringen, würde das seinen Sieg mit sich bringen. In dieser Situation erhöhte Novak das Risiko und überraschte seinen Gegner IM Lukas Leisch (2397) mit dieser Attacke. Unter großem Zeitdruck übersah Novak dann jedoch ein gewinnbringendes Abspiel und musste in einem Endspiel mit König und Bauer gegen König, trotz des Mehrbauern das Unentschieden akzeptieren.

Nun lag es an Uwe, den Bavarianern vielleicht doch noch den Sieg zu sichern. Aus einer für ihn sicheren Position versuchte er seinen Gegner, Franz Schmid (2093), der wenig Platz für das Agieren seiner Figuren hatte, in Zugzwang zu bringen. Nach bereits über 90 gespielten Zügen nutzte er dann eine kleine Ungenauigkeit des Passauers, die Uwe mittels eines Bauernopfers ein Eindringen seines Königs in die gegnerische Stellung ermöglichte. Nach ein paar weiteren Zügen sah der Passauer die Aussichtslosigkeit seiner Lage ein und gratulierte Uwe zum Sieg.

Mit diesem Auftakterfolg startete unser Team in seine zweite Saison in der 2. Bundesliga Ost. Die Zielsetzung ist dabei klar. Bei drei Absteigern unter den 10 Mannschaften geht es vorrangig um den Klassenerhalt. Dabei können die beiden Punkte gegen Passau, einem vermeintlichen direkten Kontrahenten im Kampf um den Ligaerhalt, in der Endabrechnung noch großes Gewicht bekommen. Ende November stehen nun , dann in Nürnberg, die Duelle mit dem letztjährigen Meister Erfurt und gegen den starken Aufsteiger von Noris Tarrasch Nürnberg an.

Gut zur derzeitigen Diskussion über Betrugsmöglichkeiten im Schachsport passte, dass der Schiedsrichter zum erstenmal bei Mannschaftskämpfen in der 2. Bundesliga verdachtsunabhängige Kontrollen mit einem Körperscanner durchführte, um etwaige mitgeführte unerlaubte Hilfsmittel aufzuspüren. Flórián Kaczúr und Lars Goldbeck waren die ersten beiden unseres Teams, die für diese Kontrolle vom Schiedsrichter ausgewählt wurden und die dabei auch den Inhalt der von ihnen mitgebrachten Taschen dem Schiedsrichter offenbaren mussten.

Unter folgendem Link zum Ergebnisdienst des Deutschen Schachbundes findet ihr alle anderen Ergebnisse, Statistiken, Tabellen und in Kürze auch die Partien.

https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=2blo