Bavaria 3 vs Kelheim 3 – 6 : 2

Nach einem etwas glücklichen Sieg der 3. Kelheimer Mannschaft gegen unsere Vierte, kam es am 08.12.2019 zum Aufeinandertreffen unserer dritten Mannschaft gegen Dieselbigen. Aufgrund der deutlichen Überlegenheit Bavarias an den hinteren Brettern war von Beginn an ein Mannschaftserfolg mehr als „realistisch“:


Brett 8: In 22 Zügen konnte Martin Rösl in der sizilianischen Najdorf Variante durch strategisch effektives Spiel die Partie für sich entscheiden, indem er mit einer ungebremsten Bauernwalze am Königsflügel jegliche Verteidigungsreserven von Maximilian Roesch erschöpfte.
SIEG

Brett 7: Hans Peutler prüfte sein Theoriewissen gegen den Trompowski Angriff des Anziehenden, als er trotz fragmentierter Königsbauernstruktur, welche nicht unüblich in dieser Eröffnung ist, mit aktiver Dame die Königssicherheit von Thomas Karl stören konnte – und anschließend mittels laufenden H und F Bauern dem Weißen Monarchen keine Ruhe ließ. Es folgte ein exzellentes positionelles Spiel ohne schwarze Rochade, welches druckvoll war, aber zugleich auch ohne konkrete Gefahr für den eigenen König verlief. Geduldig verwaltete Hans seine leicht vorteilhafte Stellung, bei der er trotz ein paar weniger „menschlicher“ Ungenauigkeiten das Zepter nie aus der Hand gab. Nach zirka 50 Zügen wurde seine konsequente Haltung belohnt als sich der Kelheimer für eine ungünstige Abwicklung in ein Turmendspiel entschied, das gegen das Spielniveau des Bavarianers keine Remis Chancen mehr möglich machte.
SIEG

Brett 6: Fehlerlos navigierte sich Dr. Ulrich Miethaner mit dem sizilianischen Grand Prix Angriff in ein angenehmes Mittelspiel, welches letztlich durch eine spielentscheidende Fehlpositionierung eines schwarzen Turms ohne größere Umwege in ein leicht zu gewinnendes Endspiel mündete und damit die Partie noch vor dem 40. Zug durch Aufgabe beendete.
SIEG

Brett 5: Sowohl in der Eröffnungsphase, als auch nach anschließendem Zentrumsaufbrauch des Kontrahenten, relativierte Erkan Hadzhimustafa (Schwarz) stets jegliche Gefahr mit gesundem Zugverständnis. In einer bis dahin ruhigen Partie des Londoner Systems wurde es dann plötzlich kurios: Fabian Pokorny sah sich bei startender Bauernoffensive des Nachziehenden am Damenflügel dazu gezwungen mit seinem Springer aktiv zu werden, indem er versuchte mit diesem in das gegnerische Feld einzutauchen um Unruhe zu stiften, vernachlässigte aber dabei den notwendigen Schutz gegen die drohende Damenumwandlung. Dies hatte zur Folge, dass der Anziehende die Qualität geben musste. Materiell gesehen konnte man hier noch immer nicht den Sieg aus dem Ärmel schütteln – ABER es war dafür ein Matt in 3 auf dem Brett, welches Erkan verblüffender Weise übersah. Folglich gab der Kelheimer im Turm gegen Springer Endspiel dann dennoch sofort auf.
SIEG

Brett 4: Erneut zeigte Marie Oberhofer im Spanier(Ruy Lopez) Theoriesicherheit in der Eröffnungsphase und wusste nach zu frühem f5 Vorstoß von Benedikt Huber die dadurch schwache Diagonale auf den König auszunutzen. Eine zerstörte Bauernstruktur am Damenflügel war für Schwarz die Folge. Nachfolgend installierte sie einen starken Springer im gegnerischen Königsabteil, worauf der Kelheimer unter beständigen positionellen Druck zu einer Fehlentscheidung griff, indem er sein eigenes Gegenspiel unterschätze. Nach dessen passiver Zugfolge ließ Marie nichts mehr anbrennen und erwartete nach gefallener Dame in wenigen Zügen die Aufgabe.
SIEG

Brett 3: Ein dramatisches Spiel, welches unter dem Begriff „Chaotisch“ auf seine Komplexität bezogen nicht besser zusammengefasst werden kann, lieferte sich Liliane Pavlov mit Eva Engl. Als Idee der Benoni Verteidigung begonnen, transformierte sich das Geschehen in eine bereits im 10. Zug für die Bavarianerin verlorene Stellung, welche einer misslungenen Variante der Owens Defense (1..b6) ähnelte. Liliane zeigte jedoch Kampfgeist mit anschließendem gutem Positionsspiel, welches es der Kelheimerin nicht einfach machte, weiter der Siegerstraße folgen zu können. Bereits vor dem 20. Zug war der Ausgleich wieder erreicht, was sich aber im Nachhinein betrachtet als „die Ruhe vor dem Sturm“ abzeichnete: Nach weiteren 10 geführten Zügen in einer sensiblen Stellungssituation schien die Kontrahentin anhand ihrer leicht vorteilhaften Figurenposition dann etwas die Geduld zu verlieren und packte die “Brechstange“ mit einem offensiven Springerzug aus, welcher aber ausschließlich einen Turmzug als Antwort bot, den Liliane gefolgt von korrekt gespielter Zugfolge nun sogar eine eindeutige Gewinnstellung bot! Das Fatale zu dem Zeitpunkt aber – beide hatten hier kaum noch Zeit auf der Uhr, worauf sich Liliane gegen den Gewinn der Qualität aufgrund des unsicher verbleibenden eigenen Königs entschied! Alternativ versuchte sie mit einem Damen – Springer Angriff ihr Ziel zu erreichen, was ihr im schlechtesten Fall eine Zugwiederholung offenbarte. Die Anziehende jedoch vergriff sich hier erneut, worauf Liliane nun offensichtlich sicher auf Gewinn stand! Nun zeigte auch die Heimspielerin Nerven und gab das verführerische Damenschach, das leider, schwer in Zeitnot zu sehen, Weiß hier ein Remis mit Zugwiederholung bietet. Schmerzhaft musste Liliane dann feststellen, dass im Moment des sicheren Unentschiedens dann auch noch ihre Zeit auf 0 fiel.
Eine Partie in der das spielerische Können dem psychologischen Druck mehrmals unterlag ging damit zu Ende – eine zu honorierende Leistung von einer unserer besten Damenspielerinnen.
NIEDERLAGE

Brett 2: Ohne sich vorher abgesprochen haben zu können, traf Elias Brüll auf Stefan Schiller – den selben Kontrahenten, welchen sein Vater Martin Brüll noch am vorangegangenen Spieltag gegenüber saß – allerdings eine Liga höher gegen die zweite Mannschaft von Kelheim. Und das sollte nicht der einzige Zufall bleiben: Gleich wie Martin, spielte Elias mit den weißen Steinen – UND auch noch die identische Eröffnung in der sizilianischen Drachenvariante! Bald aber schieden sich die Geister in der Verwandtschaft als im 11. Zug seitens Bavarias der schwarze a5 Vorstoß mit (der Verbesserung??) a4 anstelle von a3 (siehe Martin Brüll – Stefan Schiller) beantwortet wurde. Zur Spielentscheidung trug jedoch hauptsächlich ein zu passives Verhalten gegen den anrollenden Königsangriff bei, indem Elias nach gegnerischem Tempoverlust und zu frühem Qualitätsopfer, in aussichtsreicher Stellung „nur“ noch das verbleibende Gegenspiel mit aktiven Zügen gegen den König unter Kontrolle halten musste, um früher oder später das Matt vollenden zu können. Dazu kam es nicht mehr, denn die Aufgabe folgte in aussichtsloser Position.
SIEG

Brett 1: Vor einer bei weitem nicht einfachen Entscheidung stand Alexander Ließ, welcher in der Pirc Variante mit f4 als Zentrumserweiterung (Österreichischer Angriff) nach sicherer Eröffnungsphase und anschließender Öffnung der A-Linie die auf nun 2 Wegen eindringenden Türme von Jakob Waldmüller kompensieren musste. Die einzig sichere Antwort darauf war ein Zug, der prinzipiell unlogischer erschien als jenen für den sich Alex entschied. Schwarz musste die Läuferdiagonale durch Zentrumsbauernabtausch öffnen um genügend Gegenspiel produzieren zu können, was aber zur Folge hat, dass eine weitere weiße Figur in den Angriff mit einsteigen kann. Der Gegner nutzte dieses positionelle Plus aber nicht aus worauf das Spiel für einen Moment wieder die Remisbreite erreichte. Als der Nachziehende aber dann versuchte seinen starken Fianchetto-Läufer umzupositionieren, begrenzten sich die schwarzen Möglichkeiten leider auf ein gefährliches Minimum, das der Kelheimer auszunutzen wusste – Eine für Schwarz schwierig zu spielende Partie.
NIEDERLAGE

Ein überzeugender Auftritt unserer Dritten an diesem Spieltag lässt die Frage um das Erreichen des Spitzenplatzes definitiv offen!