Bavaria 2 siegt überraschend bei Spitzenteam in Forchheim

Die neue Saison der Regionalliga Nord-Ost begann für unsere 2. Mannschaft direkt mit einem Paukenschlag. Es ging ins entfernte Forchheim zum nominell wahrscheinlich stärksten Team der Liga. Ein paar Tage zuvor fiel Steffi aus – für die Mannschaftsaufstellung ein herber Rückschlag. Nur gut, dass sie wieder über´m Berg ist. 

An Brett 7 spielte Maximilian Franke eine Wiener Partie. Sehr bedacht hatte er bereits nach 14 Zügen nur noch 25 Minuten auf der Uhr. Dann ein Fehler von Schwarz und Max hatte einen gesunden Mehrbauern als gedeckten Freibauern im Zentrum. Das Gesetz der Zeitnot schlug zu, ein Bauer und der Vorteil gingen verloren. Nach 37.Kh2 stand er sogar auf Verlust: 

nach 37. … g5! hätte er den Turm verloren. Aber der Forchheimer spielte zum Glück 37. … Kg7 und Max brachte in der Folge seinen Freibauern siegreich zur Umwandlung. Mit Blick auf die gesamte Partie das korrekte Ergebnis. 

Mika Neugirg spielte an Brett 8 Caro-Kann und hebelte die weiße Stellung in der seltenen 3.f3 Variante sehr schnell aus. Die Lücke auf b2, die große Rochade von Weiß und Mikas Dominanz der schwarzen Felder sollten eigentlich einen dauerhaften Vorteil bringen. Nach ein paar ungenauen Zügen auf beiden Seiten griff Weiß in dieser Stellung

mit 16.Thf1? daneben (16.g4! hätte Weiß mit 16. … Lxg4 17.Lxf7+ oder 16. … Lg6 17.h4 Vorteil gebracht). Ab jetzt fand Mika nur noch die besten Züge und leitete mit 16. … b5 17.Df4? Sa6 -+ eine schöne Sequenz aus Angriffs- und Verteidigungszügen ein, die ihn am Ende mit einem Mehrturm gewinnen ließen. 

Am 6. Brett spielte Martin Brüll gegen den geschlossenen Sizilianer und erlebte einen offenen Angriff auf seine Königsstellung. Nach 19. Sg5! 

sah die Drohung Th7+ nebst Damengewinn sehr ernst aus. Martin fand das korrekte 19. … Sh6, das sein Gegner sofort mit dem Qualitätsopfer 20. Txh6 beantwortete. Der Plan ist offensichtlich: 20. … Kxh6 21. 0-0-0 fxg5 und 22.Th1 matt. Korrekt wäre tatsächlich 21. … Kg7 22.Lxc6 Lxc6 23.Sc7 und die Rückgabe der Qualität mit 23. … Tae8 =/+ gewesen. Eine doppelte Fehlentscheidung führte aber zum Verlust: Zum Einen übersah Martin die Entlastung über das Rückopfer auf der einen Seite und hatte zum anderen einen Fehler in der Berechnung der tatsächlich gewählten Variante. In der Partie ließ er den Turm auf h6 in Ruhe und spielte stattdessen 20. … Th8 21. Txh8 Txh8 mit der Idee, dass bei Weiß genug Figuren wackelig stehen und Schwarz am Ende einen Vorteil haben würde. Nach 22.Kf2 Sd4 hingen zwei weiße Springer, nach 23. Sxd4 cxd4 ein Springer und eine Dame, zudem drohte Th2 und der schwarze Angriff sollte unaufhaltsam sein. Aber dann: 24. Dc7! und das Kartenhaus fiel in sich zusammen, die Führung schrumpfte auf 2:1. 

Nach dem Schock ein kurzer Blick auf Brett 1, an dem Lennart Uphoff gegen GM Vlastimil Jansa den einzigen Großmeister dieser Regionalliga vorgesetzt bekommen hatte. In einer sehr offenen und dynamischen Partie, in der Lennart nie schlechter stand, aber auch der Forchheimer Lennarts König attakierte, griff Schwarz hier fehl: 

Tatsächlich steht der schwarze König sehr unsicher, so dass 35. … Dxh4? die Partie verliert. Lennart fand die beste Fortsetzung 36.Td8 Sh2+ 37.Kg1 Tfe5 38.Db2 Df4 39.Txe8+ Txe8 40.Dh8+ Ke7 41.Df6+ Dxf6 42.gxf6+ nebst Figurengewinn. Danach führten wir wieder mit 3:1. 

Reiner Born spielte an Brett 4 einen fliegenden Holländer mit lange ausgeglichener Stellung. Auch im Leichtfigurenendspiel sah noch alles sehr ausgeglichen und remislich aus: 

Der weiße König wanderte langsam in Richtung Damenflügel, Reiner hätte seinen König hinterher schicken sollen. Um aber nach Kd7 Sf6+ nicht den Bauern auf h7 zu verlieren wäre hier wohl 41. … h6 der richtige Zug gewesen. Stattdessen zog Reiner 41. … Kf7?, worauf sein Gegner mit 42.a4! die für Schwarz entfernten Bauern vereinzelte und erfolgreich angreifen konnte. Der verbliebene Freibauer auf der b-Linie brachte Weiß den Sieg. 

Nur einen Wimpernschlag später wurde auch die Partie an Brett 3 von Wolfgang Bunk entschieden. 

Schwarz griff mit 19. … Sb4? in der Verteidigung fehl und Wolfgang nutzte seinen Druck auf zwei Punkte mit 20. Sxa6 Dxa6 21. a3 Sc6 22. Lxf6 Txb3 23. Lxg7 Txb2 24.Lxb2 aus. Bilanz: Läuferpaar und Turm für eine Dame – das sollte reichen. Nach gut 20 weiteren Zügen gab der Forchheimer dann auch auf. Damit hatten wir einen Mannschaftspunkt in der Tasche und noch zwei Partien offen. Allerdings stand es dort nicht so gut und unsere Gegner fieberten dem zu erwartenden Ausgleich entgegen. 

In seiner ersten klassischen Partie für uns wählte Bazhad Aliko das Londoner System. Sein nominell weit überlegener Gegner zeigte seine Klasse durch etwas höheres Druckspiel und bessere Bauernstellung. Ein Bauer ging verloren, es entstanden zwei verbundene Freibauern am Damenflügel, wodurch das Springerendspiel für Bazhad nicht gut aussah.

Am Damenflügel dominiert Schwarz ganz offensichtlich. Aber kann Weiß am Königsflügel Gegenspiel und damit ein dynamisches Gleichgewicht schaffen? 52.Sf6+ Kc6 53. Sxh7 Kc5 54. Sg5 und wie wäre es jetzt? Springer tauschen und mit g4, h4, h5 einen Freibauern auf der h-Linie schaffen? Selbst nach dem Springertausch hätte die Zeit nicht mehr gerreicht, aber Schwarz nutzte mit 54. … b4+ 55. Kb3 Sd4+ den Springer lieber zur Unterstützung seiner Bauern. Bald stand es nur noch 4:3. 

Eigentlich hätte Artur Steinhauer ja heute gar nicht spielen können, ist aber aufgrund der Ausfälle für die Mannschaft mit in den Kampf gezogen. Sein starker Gegner baute in der von Artur gewählten Caro-Kann Verteidigung im Mittelspiel Druck auf und konnte einen entscheidenden Bauern gewinnen. Dieser blieb bis zum Endspiel Arturs Problem

Der schwarze h-Bauer geht verloren und die beiden weißen Bauern können nicht vom Springer und König aufgehalten werden, zumal der weiße Läufer Arturs Springer aktuell noch sauber abschneidet. 47. a6 Kc6 48.Le3 ist folgerichtig. Könnte sich der schwarze Springer jetzt gegen den weißen f-Bauern opfern, dann könnte sich Arturs König auf a8 zum Remis einbunkern. Objektiv sollte das nicht möglich sein – die Tablebases bestätigen das. Aber aufgeben kann man ja noch etwas später. 48. … Sa5 49.f4 Sc4 und schon muss Weiß präzise spielen. Nur 50. Lf2 oder Lg1 sichern den Sieg. Der Läufer muss auf der Diagonalen nach a7 bleiben und weiter vorne kann Schwarz ihn mal mit dem Springer angreifen und ein Tempo gewinnen. Der Forchheimer wählte aber das direkte 50.f5?. Nach 50. … Sxe3 dürfte der Springer diesen Bauern eigentlich nicht mehr vom Umwandlungsfeld aufhalten. Allerdings gewinnt nach 51.f6 Sd5 52. f7 das Zwischenschach Sf4+ ein entscheidendes Tempo und die Partie endete Remis. 

Mit dem kämpferischen 4,5:3,5 Gewinn haben wir einen wichtigen Sieg zum Auftakt gelandet. Das gibt uns Rückenwind für die nächste Runde im November.