Aut Caesar aut Nihil

Nach einem verhaltenen Start in die Saison wollte die II. Mannschaft von Bavaria es diesmal wissen. Dabei ging es am vergangenen Sonntag zur II. Mannschaft aus Kelheim und damit zu keinem anderen als einem der Absteiger aus der Regionalliga, der mit 4:0 die Zeichen auf Wiederaufstieg gestellt hat.

Wie schon beim letzten mal gab es an keinem Brett ein Remis, was den Kampfgeist in jeder Ader der Mannschaft deutlich macht.

An Brett 1 spielte Eric Gabler aggressiv auf den unrochierten schwarzen König von Bernhard Schmid an. Der Angriff sah gut aus, objektiv war aber wohl das Verflachen in eine remisliche Endspielstellung korrekt. Aber dann konnte Eric eine positionelle Feinheit ausnutzen, um die Partie in ein gewonnenes Bauernenspiel umzuwandeln.

(Stellung nach 28. … h7-h5? Es folgte forciert 29.Tc6+ Td6 30.Txd6+ Kxd6 31.Lb4+ Ke6 32.Lxe7 Kxe7 33.Kd3 +/-. 28. … h6 wäre unklar gewesen.)

Pierre Tassell behandelte die Larsen Eröffnung von Pascal Grafl an Brett 2 recht gut. Es entwickelte sich dann eine unübersichtliche Verwicklung auf beiden Flügeln mit Action im Zentrum. Pierres vorgerückter Bauer auf c3 wurde vom gegnerischen König blockiert, der weiße Bauer auf d5 aber wurde von den weißen Figuren optimal beim Vormarsch unterstützt. Zwar kam dieser nicht weiter als bis d7, aber die Abwicklung auf diesem Feld hinterließ ein für Pierre verlorenes Bauernendspiel.

An Brett 4 spielte Werner Paskuy sich mit Schwarz einen leichten Vorteil heraus, der in eine höchst taktische Endspielposition mündete. Sein Gegner Stephan Baur verlor hierbei seine letzten Bauern und musste schließlich resignieren.

Reiner Born kämpfte an Brett 5 um Raum. Erst brachte er seinen a-Bauern bis zur 5. Reihe, dann schob er auch den g-Bauern so weit vor – aber wenn’s einen Bauerngewinn bringt verliert man jede Sorge um den eigenen König. Reiners Läuferpaar zeigte dann seine Dominanz am Brett. Folglich musste Material reduziert werden, was in einem gewonnenen Läuferendspiel mit Freibauer mündete – am Ende half der Raumgewinn vom Anfang, dem gegnerischen Läufer von Johannes Müller die Zugmöglichkeiten zu nehmen und damit die Partie zu gewinnen.

(Stellung vor 48.d6)

An Brett 6 bekam es Ian Ott mit einem lästigen Angriff auf seine schwarze Königsstellung zu tun. Konkret gefährlich wurde dieser nicht, weshalb Jakob Waldmüller versuchte, mit der Stellungsöffnung mehr zu erreichen. Das Remisangebot ein paar Züge später lehnte Ian ab und erspielte sich in der Folge zwei Bauern und damit das gewonnene Turmendspiel zum Zwischenstand von 4:1 aus unserer Sicht.

Es fehlte also nur noch wenig zum Sieg bei drei laufenden Partien. Wer sollte den nötigen halben Brettpunkt beisteuern?

Nicht Martin Brüll an Brett 7. Zwar hatte er seinem Gegner Stefan Schiller bereits die Qualität abgenommen und den gegnerischen Angriffsmöglichkeiten den Wind aus den Segeln genommen. Aber manchmal braucht es nur einen schlechten Zug, um die Partie wieder zu verlieren.

Dafür sah es bei Thomas Jobst an Brett 8 ganz gut aus. Aus einer zwischenzeitlich brenzlichen Situation im Mittelspiel hatte er sich nämlich schon befreit und erreichte im Endspiel eine leicht bessere Stellung. Die Zuschauer sahen ihn schon ungefährdet mehr aus der Stellung zu zaubern als das ausreichende Remis. Da traf ihn ein taktischer Konter von Florian Bartmann und der Turm von Thomas war weg.

Also Wolfgang Bunk, mach doch Du bitte Remis zum ersten Mannschaftssieg der Saison!. Wolfgang spielte an Brett 3 gegen das Jungtalent Florian Gold. Die ganze Partie über massierte Wolfgang dessen Königsstellung, die Florian wacker verteidigte. Es passierte, was immer in so einer Stellung passiert: Wenn man lange einem Druck ausgesetzt war, dann kann man nicht immer perfekte Züge machen. Somit blieb Wolfgangs Stellung vorteilhaft. Aber dann wurden beide Mannschaftsführer geschockt: Erst bot Florian Remis an, was unseren Sieg bedeutet hätte, dann lehnte Wolfgang das Angebot ab und gewann schließlich die Partie!

Am Ende war genau dieser Kampfgeist von Wolfgang entscheidend für die Tabelle, denn durch den etwas höheren 5:3 Sieg konnten wir uns mit einem halben Brettpunkt Vorsprung in der Tabelle an Kelheim vorbei auf Platz 4 schieben.