Deutsche Vereinsmeisterschaft 4. Tag

Nach dem ersten Sieg am Vortag stand der nächste Tag bei der deutschen Meisterschaft an. Unsere Jugendspieler waren immer noch sehr motiviert und es wurde sich stets fleißig auf die Partien vorbereitet. Unsere Gegner in der Morgenrunde waren um 8.30 Uhr die Schachfreunde aus Biebertal. Von den Zahlen waren wir ausnahmsweise der Favorit.  Wir wollten den Setzlistenletzten die nächste Niederlage zufügen.

Theodor bekam es am letzten Brett erneut mit einem deutlich älteren Gegner zu tun. Unser Jungspund fand sich schnell in einer komplizierten und geschlossenen Stellung wieder. Jedoch brachte er in der Partie seinen König leider nie in Sicherheit. Den in der Mitte verbliebenen König nutzte der Gegner zu einem entscheidenden Angriff. Theo verteidigte sich tapfer, konnte gegen die vielen Figuren seines Gegners im Angriff letztendlich aber nichts mehr entgegensetzen.

Jana am Spitzenbrett hingegen nutzte den schwachen König ihres Gegners aus. Ihr Gegner hatte in einer eher zweifelhaften Variante in der Eröffnung viele seiner Bauern am Königsflügel verloren und entschied sich daraufhin seinen König lang zu rochieren und am Damenflügel in Sicherheit zu bringen. Leider für ihn war der König dort auch nicht sicherer und wurde erneut zum Angriffsziel. Wie konnte Jana in dieser Stellung den Angriff fortsetzen mit den weißen Figuren? (Lösung am Ende des Berichts)

Auch eine sehr starke Partie spielte Mika. Er zeigte das er mit der nach der Eröffnung entstehenden Stellung besser umgehen konnte als sein Gegner. Er drang mit seinen Schwerfiguren auf die 2. Reihe seines Gegners ein. Mit welcher Kombination konnte er danach entscheidenden Vorteil erreichen mit den schwarzen Figuren? (Lösung am Ende des Berichts).

So stand es schnell 2 zu 1 für uns in diesem Kampf.

Auch eine gute Partie spielte Kristof. In einer ruhigen Partie machte er seinem Gegner einen Doppelbauern und stand die ganze Partie über leicht besser. Er war ständig am Drücker, um seinen Vorteil in einen entscheidenden Vorteil umzuwandeln, jedoch es reichte trotz vielen Versuchen leider nicht. Nach langem Kampf von über 4 Stunden musste Kristof sichtlich frustriert das Unentschieden akzeptieren. 

Nicht so toll sah es leider auf den anderen zwei Brettern für uns aus. Naum hatte seit der Eröffnungsphase eine unangenehme Stellung, welche seiner Gegnerin mit einer offenen Linie einen Angriff auf seinen rochierten König erlaubte. Leider passierten in dieser Stellung einige Fehler aufgrund des mangelnden Selbstbewusstseins unseres Spielers. Er verlor in Folge einige Bauern und musste seine nunmehr hoffnungslose Stellung aufgeben.

Artur war in seiner Eröffnung in eine bekannte Eröffnungsfalle gelaufen und stand bereits früh auf Verlust. Er zeigte jedoch seinen Kampfgeist und fightete sich zurück in die Partie. Der Gegner fand nicht immer die besten Züge und nach vielen Abtäuschen entstand folgendes Endspiel. Wie hält Weiß hier richtig Remis? (Lösung am Ende des Berichts)

Das Endspiel wurde von beiden Seiten nicht optimal gespielt und endete kurz darauf im Remis. Folglich eine Partie niemals aufgeben, wenn man noch eine Möglichkeit hat, Widerstand zu leisten!

Der Mannschaftskampf endete ebenfalls in einer Punkteteilung, womit wir nicht vollumfänglich zufrieden waren. Nach der Mittagspause ging es auch schon gegen die Schachfreunde aus Karlsruhe weiter. In diesem Zusammenhang muss die gute Verpflegung in der Jugendherberge gelobt werden. Das Essen schmeckte allen unseren Spielern stets sehr gut. Ein großes Lob an die Köche!

Gegen die Schachfreunde Karlsruhe entstand von Anfang an ein offener Schlagabtausch mit komplizierten Partien.

Jana wurde in der Eröffnung von der alten Hauptvariante in der Dracheneröffnung überrascht und reagierte nicht ideal und erlaubte dem Gegner seine Figuren aktiv zu postieren. Als sie merkte, wie problematisch die Stellung war, leitete Sie in ein für sie schlechteres Endspiel ab, welches ihr Gegner in Zeitnot nicht gut spielte. Sie erreichte folgende Stellung, in der sie Kb4 spielte. Der richtige Zug in dieser Stellung oder ein Fehler? (Lösung am Ende des Berichts).

Im Endeffekt konnte sie gewinnen in einer Partie mit vielen Höhen und Tiefen. 

Daniel kam gut aus der Eröffnung, übersah jedoch einen taktischen Trick seines Gegners und fand sich in einer schlechteren Stellung wieder. Er steckte jedoch nicht auf und versuchte sich zurückzukämpfen. Im Folgenden fand er folgenden taktischen Trick. Wie kann Schwarz hier Material zurückgewinnen? (Lösung am Ende des Berichts)

Trotz der erfolgreichen Taktik blieb der schwarze König zu schwach, welches Weiß zu einem entscheidenden Angriff nutzen konnte. Schade, trotzdem guter Kampfgeist.  Kristof packte gegen die sonst so solide Caro-Kann Verteidigung die Brechstange aus und schob seine Bauern am Königsflügel vor. Er erreichte dadurch eine gute Stellung, welche er leider durch einen einzügigen Einsteller wegwarf und die Partie verloren geben musste. Mika hatte wieder eine gute Stellung erreicht in seiner Partie und wie so oft nach der Eröffnung konnte er einen Vorteil in seiner Stellung reklamieren. Es entwickelte sich eine lange Kampfpartie, in der beide Spieler viel Energie in die Partie steckten. In einem Turmendspiel mit Mehrbauern konnte er jedoch keine gewinnbringende Variante finden und musste das Unentschieden akzeptieren.

Turmendspiele sind nun mal einfach sehr tückisch…. Ein Turmendspiel hatte mal wieder am Artur am Brett. Er wandelte seine schlechtere Stellung in eine klar vorteilhafte Stellung um, jedoch bestätigte sich erneut die Faustregel: Alle Turmendspiele sind Remis!! Schade, so stand Naum bei Stand von 2 zu 3 unter Druck unbedingt zu gewinnen. Er versuchte alles, um seine ausgeglichene Stellung zu gewinnen, leider versuchte er zu viel und verhalf somit seinem Gegner in eine Gewinnstellung und musste im Folgenden aufgeben.

Damit hatten wir den Kampf mit 4 zu 2 gegen Karlsruhe verloren. Glückwunsch an die Schachfreunde aus Karlsruhe. Leider konnten wir unsere zwei besseren Turmendspiele nicht gewinnen, der Knackpunkt in diesem Kampf. Aber auf einer deutschen Meisterschaft kriegt man leider nichts geschenkt.

Unser Gegner in der letzten Runde sollte der ESV Gera sein. Wir wollten uns nochmal mit einem Sieg aus dem Turnier verabschieden….

 

Lösung:

Schneider-Pralle: 1. Lxc6! bxc6 2. Da8+ Db8 (2…Kc7 3.Ta7+ Kb6 (3…Kd6 4. Df8+)4.Db8+ Kc5 5.Df8+)3.Dxc6+ mit 4.Ta8

Koleber-Neugirg: 1…Td1+ 2.Tf1 (2.Lxd1 Te1+ 3.Tf1 Txf1#) Txc1 3. Txc1 Txe2, Schwarz dominiert und Weiß gab auf.

Steinhauer-Grunwald: 1.bxc5+ ist der einzige und logische Zug Kxc5 2. Ke2 und Weiß hält in den unzähligen möglichen langen Varianten Remis. Ich hoffe ihr habt alle brav gerechnet!

Schneider – Koll: 1.Kb4? ist ein Fehler, bei korrektem Spiel hält Schwarz Remis. (Besser sind 1.Kc4 oder 1.Kd4 mit weißer Gewinnstellung der König kann im Folgenden auch über das Feld d5 in die Schwarze Stellung gelangen) Hätte der Gegner hier 1….b6 gezogen wäre Weiß nach 2. Kc4 (2. Kc3 Sg2! 3.Kd4 Sf4 nimmt das Einbruchsfeld d5 weg) Sc2 3. Kd5 Sb4+, Schwarz nimmt das Einbruchsfeld auf c6 unter Kontrolle mit ausgeglichener Stellung.

Gülsen-Slutski: 1….Lf4! mit Abzugsangriff  2.gxf4! (2. Df3 Txd1+ 3.Dxd1 f5 der weiße Turm ist gefangen) Txd1+ 3.Kg2 aber Weiß behält einen starken Angriff.

Mehr Infos: DVM U20, 26. – 30.12.2022 (Deutsche Schachjugend) (deutsche-schachjugend.de)

1 Gedanke zu „Deutsche Vereinsmeisterschaft 4. Tag“

  1. Danke für die tolle Berichterstattung. Dem Team ein fettes Kompliment. Kampfgeist und Einsatz des Mannschaftsbetreuers – alles stimmt und passt.

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