SC Bavaria 3 – FC Mintraching 2,5 : 5,5

Am 09.02.2020 traf im Heimspiel unsere dritte Formation auf den Aufstiegskonkurrenten FC Mintraching. Das Ziel, in diesem Match ein Mannschaftsremis oder auch mehr zu erreichen war trotz sehr guter Aufstellung nicht viel einfacher als es für unsere Vierte im vorangegangen Spieltag gewesen ist. Denn die Gastmannschaft konnte wieder mit ihren 4 starken „Frontmännern“ und zudem in kompletter Zahl antreten! – Somit ein „DWZ Kampf“ auf Augenhöhe:

Brett 8: Martin Rösl (1686) – Jan Heipeck (1609)

Diesmal gab bekam Martin keinen Sizilianer aufs Brett, denn der Gastspieler setzt konstant auf die Pirc Verteidigung – und der Anziehende beantwortete dies mit der wohl schärfsten Variante in diesem Eröffnungsbereich: Der Österreichische Angriff (1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6 4.f4)

Nach planmäßigen Anfangszügen versucht dann Heipeck mit einem c5 Vorstoß den Zentrumswall zu lockern, worauf sich bald die D Linie öffnet um dann den spielbaren Versuch starten zu können, durch ein Bauernopfer Leichtfigurenspiel gegen den Königsflügel zu kreieren! So weit so gut, hätte er nicht die Notwendigkeit unterschätzt, den weißen Läufer mit Inkaufnahme einer Schwächung seiner Bauernstruktur durch Abtausch aus dem Spiel zu nehmen! Martin konnte sich somit über einen starken Zentrumsspringer freuen und zudem nach einem Tempoverlustzug von Schwarz einen Figurengewinn erzwingen. Letztere Möglichkeit entfiel aber auch ihm in diesem Moment wodurch die Partie bald in ein remisträchtiges Turmendspiel mündete, das am Ende keinen Sieger mehr präsentierte.  ½ : ½

Brett 7: Johann Kausler (1588) – Hans Peutler (1691)

Als Benoni Partie von Hans „angefragt“ entschied sich der Kontrahent für eine Englisch Partie indem sich der Mintrachinger das Zentrum vom schwarzen c5 Bauern öffnen ließ. –Womöglich war dies nicht die beste Entscheidung, denn Hans weis aktives Spiel durchaus konsequent auszunutzen! Und somit ließ unsere Seite keinen Versuch aus, die gegnerische Entwicklung durch Attackieren des Damenflügels zu stören. Diese Druckphase hielt durch fehlerfreies Taktieren über einige Züge an aber stellungstechnisch zeigte sich dabei kein verwertbares Mittel um einen entscheidenden Vorteil erreichen zu können – bis Zug 21! Denn hier wollte Kausler zu viel, als er mit Se4  scheinbare Drohungen wie Sc5 oder Dxc6 versuchte wahrhaftig zu gestalten..

Schwarz greift kompromisslos mit der Dame auf a2 zu und Weiß ist gezwungen, mit der Ressource Ld4 in ein technisch verlorenes Endspiel zu münden!

Dankbar durfte der Anziehende hier sein, dass Hans sich für diesen Zug nicht entschieden hat. Somit hielt sich die Partie bis zu einem ausgeglichenen Läufer gegen Springerendspiel die Waage, worauf eine Remisvereinbarung folgte.  ½ : ½

Brett 6: Dr. Ulrich Miethaner ( 1778) –  Ewald Limmer (1412)

Uli überraschte diesmal mit dem vom Eröffnungsbuch bezeichneten „Von der Lasa Gambit“ (1.e4 e5 2.d4 exd4 3.Lc4) – „Nie gehört!?“ wird man sagen, aber bestimmt schon einmal gesehen. Sichtlich überrumpelt von dieser Eröffnungswahl des Anziehenden war dann nach nicht einmal 25 Zügen bereits die Aufgabe unterzeichnet, denn Uli gelang es durch wirkungsvolles Positionieren seiner Leicht- und Schwerfiguren, einen kraftvollen Bauernvorstoß gegen die schwarze Königsseite zu richten. Dem Kontrahenten jedoch möchte man hier nicht zu viel vorwerfen, denn dieses Gambit sollte man sich in der Vorbereitung gut angesehen haben um die Lage als Nachziehender sinnvoll verwalten zu können! 1:0

Brett 5: Markus Kraus (1525)  –  Erkan Hadzhimustafa (1690)

Erkan brachte ebenfalls eine „Seltenheit“ aufs Brett, die in ihrer Abwicklung nicht ungewöhnlich erscheint, aber dennoch selten in dieser Reihenfolge aufs Brett kommt: Die Anglo – Indische Verteidigung, in welcher Schwarz seine ersten Züge damit verbringt, mittels Königsflügelfianchetto ohne Umwege in die Rochade zu gehen, während Weiß sich mit üblichem Englisch – Aufbau ebenfalls etwas verspätet fianchettiert und einrochiert. Nach beiderseitig 10 korrekt gespielten Zügen stellte unsere Seite einzügig den Läufer durch ein mögliches Zwischenschach ein! Aber da man sich vermutlich gerade in der morgentlichen Aufwärmphase befand, fiel dieser Fehler beiden Kontrahenten zu diesem Zeitpunkt nicht ins Auge – Wer kennt das nicht! 😉

Es entstand über eine lange Zugstrecke hinweg ein von Weiß dominiertes Figurenrangieren, das Erkan in ungünstiger Lage nur sehr schwer verteidigen konnte. „Zermürbend“ trifft den Aufgabencharakter hier für den Nachziehenden sehr gut. Es folgte nach zähem Ringen der Qualitätsverlust, welcher in seiner „reinen Form“ (Läufer gegen Turm + einige Bauern) im Endspiel kompensiert werden musste. Dies war technisch unmöglich und Kraus wusste auch dies auszunutzen. – sehr gute Gegenwehr von Erkan, aber auch an dieser Stelle Respekt für den Mintrachinger für eine höchst beachtliche Leistung. 1 : 0

Brett 4: Dominik Sammet (1748)  –  Achhammer Thomas (1811)

In der französischen Vorstoßvariante( 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5) präsentierte Achhammer eine interessante und kreative Vorgehensweise in der Eröffnungsphase, indem er früh nach gespieltem c3 mit c4 den Damenflügel schloss und mit Springer und Läufer versuchte, die Strukturen auf dieser Seite anzufragen – mit der Folge, dass er seinen c8 Läufer mittig in des Gegners Hälfte „verpflanzen“ konnte und später zu geeignetem Zeitpunkt hergab, wodurch er eine Endspielstellung mit aktivem Spiel erreichte!

Dominik wusste drohende Ideen jedoch mit geeigneten Mitteln abzuwehren, indem er ebenfalls nie in die Passivität fiel und somit eigene Ideen entgegensetzte. In einem Remis hätte die Partie enden können, wenn der Anziehende sich für ein Ausharren in seinen Strukturen entschieden hätte.

Aber selbst diese Spielrichtung verlangte von Weiß ein ständiges Konsolidieren und hätte die Wahrscheinlichkeit hier früher oder später zu einer Verluststellung zu geraten womöglich zunehmend erhöht! Somit ist es sehr nachvollziehbar, das Dominik hier ein kleines „Brecheisen“ auspackte, indem er mit der Dame einen ungedeckten Bauern auf dem Königsflügel attackierte – mit der Möglichkeit dem König das Leben schwer machen zu können. LEIDER ist das direkte Gegeneindringen der schwarzen Dame in dieser Position gewinnbringend, denn der Nachziehende darf sich auf ein für ihn schlechtesten Falls gewonnenes Bauernendspiel freuen.

Dominik zeigte technisch und kompensatorisch schönes Schach aber musste sich anhand einer äußerst schweren Entscheidung am Ende geschlagen geben. 0:1

 

Brett 3: Achhammer Alois (2096) – Marie Oberhofer (1833)

Maries Partie konnte ich auf Grund mangelnder Zugeinsicht nicht nachvollziehen und möchte mich daher einer spekulativen Analyse enthalten. Danke aber an dieser Stelle nochmal an Uli Miethaner, der mir bei der Problemlösung sehr engagiert zur Seite stand! Bei auftauchenden Fragen zu diesem Problem (welches nicht nur im Rahmen jener Partie besteht!) äußere ich mich gerne im privaten Austausch.

Brett 2: Christian Jecht  (1836) – Lennard Uphoff (2129)

„Caro Kann!“ klingt alleine durch die Beantwortung von 1.e4 mit c6 durch Mannschaftsführer Uphoff wie eine kleine Drohung. Der vielmalige Gewinner von Oberpfälzer Verbands und Vereinsturnieren besitzt in dieser Eröffnung ein detailliertes Theoriewissen,  was für die Gegenseite generell eine Herausforderung darstellen kann.

Doch Christian schaffte sich mittels der Wahl zur Abtauschvariante (1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5) individuellen Spielraum, wo sich nach weißem c4 Vorstoß thematisch alles um den dadurch entstehenden vereinzelten Zentralbauern drehte.

Was dann über die Mittelspielstrecke passierte ist in einem Satz gut zusammenzufassen: Präzise weiße Verteidigung gegen druckvolles schwarzes Abtauschspiel! Eine „größere Ungenauigkeit“ konnte Christian als „vergeben“ abhaken, denn der Nachziehende durfte sich eines Bauers bedienen, da Weiß die nötige Deckung dessen mit einen weiteren Turm nicht gespielt hat – mit der möglichen Begründung, hier nicht komplett auf den Bauern festgenagelt zu sein. Jedoch erreichte das Turmendpiel mit einem Minusbauern für unsere Seite wieder die sichere Remis Breite, bei der es auch bleiben hätte können wenn der Anziehende bei anrückendem schwarzen König nicht versucht hätte, direkt den vom Monarchen verlassenen F Bauern zu attackieren: Korrekt wäre hier gewesen den König ein Stück näher an den schwarzen Mehrbauern (Kg3) zu rücken um dann bei gegebenenfalls weiterwandernden König hier den F Bauern vom Brett zu nehmen!

Doch zu diesem Zeitpunkt waren zwischen den Kontrahenten schon ein paar anstrengende Stunden vergangen – die zudem von einem Ausfall der Spieluhr und verzögerter Neueinstellung weiter in die Länge gezogen und die Nerven beider Seiten damit zusätzlich beansprucht haben!

Eine lange, zähe und solide geführte Partie kippte dann nach einem einzigen Endspielfehler endgültig. 0:1

Brett 1: FM Christoph Rother (2135) – Liliane Pavlov (1780)

Kommen wir nun zu einer weiteren Heldin unseres Frauenbundesliga Teams!

(Siehe Bericht „High Noon im sommerlichen Freiburg“)

Wie schon in der Partie von Hans Peutler gesehen, wurde die Anfrage auf eine Benoni Partie (1.d4 Sf6 2.c4 c5)  auch hier vom Mintrachinger FIDE Meister mit 3. Sf3 und folglich ..cxd4 beantwortet. Der Unterschied zum Spiel auf Brett 7 kam aber prompt als nach schwarzem e5 Vorstoß sich eine sizilianische Struktur entwickelte, welche, wie von Stephan Schmahl (Bavaria 1) korrekt während gemeinsamen Kiebitzen der Partie bemerkt, für Schwarz sich langfristig alles andere als angenehm zu spielen darstellte!

Aber es wäre nicht Liliane, wenn sie sich nicht in einer Sonntagspartie das Leben schwerer machen würde als es sein könnte! 😉

In ungünstigen Lagen bewies die U20 Spielerin schon sehr oft, welchen Kampfgeist sie besitzt und über welches Ressourcenverständnis sie verfügt. Auch hier in dieser Partie, obwohl keinerlei Verlust drohte, spielte sie ausschließlich sichere Züge, welche ihr sogar in der Schlussstellung vom Computer durch seine Evaluation als leicht Qualitätsreicher  bescheinigt wurden!

Dass dem Titelträger dann nach 25 Zügen ein Remis als eine „gute Idee“ erschien, lässt die Endstellung in dessen Bewertung für sich sprechen. ½ : ½

Auch hier liegt das objektive Urteil einer spielerisch weitaus knapperen Entscheidung als es das Punkteresultat aussagen will sehr Nah. Mit leeren Händen aber dafür mit nun umso mehr „Biss“ kann unsere Dritte nun dem Endspurt um die Meisterschaftsentscheidung begegnen!

Viel Erfolg!