SC Bavaria 4 – SG Post/Süd 2 2,5 : 5,5

Am 09.02. 2020 ging unsere Vierte Mannschaft gegen hoch favorisierte „Postler“ in die Opposition – mit dem Ziel, nach bisherig erfolgreicher Gestaltung unserer Tabellensituation nun mit starkem Gegenhalten Schaden zu begrenzen und unser Brettpunkteverhältnis weiter auf konkurrenzfähigem Niveau zu halten! 

Brett 8: Tomass Kirsch (1472)  –  Lorenzo Barca (0)

Dass Tomass hier prinzipiell auf Brett 1 spielte war ihm während der Partie nicht bewusst, denn sein Gegenüber verfügte über noch keine offizielle deutsche Wertungszahl, kann aber über alle FIDE gewerteten Zeitkontrollen ein Elo um die 2000 Punkte vorweisen! 
Somit ging unser Jugendspieler ohne Bedenken in eine Italienische Partie (1.e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 ..) wo er bereits im 5. Zug mit der aggressiven Nebenvariante Sg5 überraschte, welches den Gegner schon zu frühem Zeitpunkt der Partie über richtungsentscheidende Züge nachdenken ließ.
Nach 20 Zügen stand nun fest: Tomass hat nicht nur fehlerfrei, sonder auch kontinuierlich sehr gute Züge gespielt, welche ihm trotz weniger verpasster strategischer Feinheiten ein vom Computer gewinnbares Plus und eine auch für das menschliche Auge höchst attraktive Ausgangslage bescherten!

 Je näher sich die Partie dann dem Endspiel näherte, desto kleiner wurde der Vorteil des Heimspielers. Denn Barca zeigte letztendlich  doch noch erwartungsgemäßes Schach und konnte trotz eines bis zu letzt starken Endspielkampfes von Tomass mittels solider Spielweise die Partie für sich entscheiden. Ein durchaus glücklicher Sieg für den Italiener, denn bereits bei meiner direkt anschließenden Partieanalyse mit Tomass, als auch nach meiner Eigenen bleibt mein Eindruck: Hätte der Anziehende hier seine Spielqualität bis zum Ende beibehalten, hieße der Sieger: Tomass Kirsch. Respekt für diese Leistung! 0 : 1

 

Brett 7: Mujo Palamar (1674)  – Norbert Kiener (1508)

In seiner bis dato schwersten Aufgabe in dieser Saison wählte Norbert die Moderne Verteidigung, wo er sich nach korrektem Aufbau einem üblichen fortgeschrittenen Bauernzentrum gegenüber sah, das klassisch auf zwei Wege zu bearbeiten ist: Entweder versucht schwarz durch einen Zentrumsbauerngegenstoß die Mitte für einen nachfolgenden Königsangriff zu schließen oder generell zu öffnen – ODER er wählt die Variante des „Umgehens“ des Weißen Raumvorteils und wählt damit die Gegenaktivität am Damenflügel mittels Damenzüge nach a5 oder wie hier idealerweise nach b6!

Welche Kraft dieser Zug in der aktuellen Phase der Partie hat, kann man sich bei näherem analysieren sehr schön veranschaulichen! Es folgt ein scharfes aber für Schwarz höchst lukratives Spiel.
Leider kam diese Möglichkeit nicht aufs Brett – gespielt wurde stattdessen der sogar stark schwächende Zug e6, welcher zur Folge hatte, dass Norbert nicht nur einen Minusbauern, sondern auch bald eine gedrückte Stellung ohne ausreichendes Gegenspiel ertragen musste. Trotz sichtlich großer Mühe musste unsere Seite dann feststellen, dass das strategische Plus von Weiß hier klar spielentscheidend wirkte. 1:0

 

Brett 6: Kristof Maguire (1491)  – Dr. Bernd Rosenhammer (1782)

Alt-Sizilianisch (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 ..) hieß das Thema in einer Partie von 300 DZW Punkten Unterschied, welches Kristof fehlerfrei ins Mittelspiel lenkte und nach abgeschlossener Konsolidierung gegen den anstürmenden A Bauern des Nachziehenden sich direkt um einen Königsangriff mit aktivierter Dame und offensivem Springer bemühte!
Der Jugendspieler ließ korrekter Weise einen f4 Vorstoß folgen, der jedoch mit der falschen Figur zurückgeschlagen wurde! Ein kompletter Turm wäre Kristof verloren gegangen, wenn Dr. Rosenhammer dafür nicht mit g5 antworten hätte müssen! Denn verständlich und menschlich ist hier der Zweifel, einen großen Materialgewinn für das Öffnen der Königsstellung gegen Dame und Springer in Anspruch zu nehmen. Weitaus weniger verständlich ist aber die Alternative für die sich der Kontrahent entschied:
Er opfert stattdessen 2 Leichtfiguren gegen den Turm und verbleibt dann immer noch in einer unsicheren Königsstellung mit nun auch strategisch schwerwiegendem Materialnachteil! Der Zusammenbruch folgte in schwieriger Lage für den schwarzen Monarchen als der Anziehende nun in folgender Stellung zum „vernichtenden Schlag“ ausholte!

Weiß am Zug gewinnt 1:0


Brett 5: Ralf Smekal (1810) – Artur Steinhauer ( 1521)

Die beachtlichen Ratingerfolge von Artur im Online Schach Bereich spiegeln sich auch unter anderem in seiner bisherigen Saison in der Bezirksliga wieder, wo er mit einem aktuellen Plus von 63 DWZ Punkten in dieser Kategorie den Spitzenwert der Liga, gleichauf mit Martin Rösl (Bavaria 3) stellt! Somit überrascht auch nicht der Ablauf dieser Partie:
Los geht’s mit Katalanischer – gegen Slawischer Struktur wo sich verblüffender Weise ein fester Spielcharakter einstellte, der bis zum Ende anhielt! Artur bietet durch solides, aber ab und an ungenaues Spiel immer wieder Chancen, durch positionelle Verbesserungen der weißen Strukturen in eine schwierige Lage zu kommen, die Smekal einmal mehr- einmal weniger erfolgreich ausgenutzt hat, jedoch konstant zurück in  die Remis Breite fiel.
Es ist liegt fern zu behaupten, dass die nötigen Mittel einen Sieg als Anziehender anzupeilen hier einfach zu erkennen waren – bzw. dass es konkrete Gewinnwege gegeben hätte, aber deutlich Nahe liegt die Tatsache, dass unser Jugendspieler hier erneut nichts anbrennen lies und gutes Schach aufs Brett brachte!

½ -½

 

Brett 4Max Dechant (1589)  – Christian Wltschek (1829)

„Typisch Max!“ kam mir als erstes in den Sinn, nachdem ich meine Partieanalyse abgeschlossen hatte. Denn leider wiederfuhr unserem in dieser Saison technisch sehr gut aufspielenden Mannschaftsführer nach erneut schöner Anfangsvorstellung im diesmal klassischen Kan Sizilianer ein Entscheidungsfehler der eine korrekte Partie einzügig ins „Verderben“ stürzte. Wie sehr das als Betroffener in diesem Moment schmerzt, können wir denke ich alle nachvollziehen – darum möchte ich in der folgenden Schlüsselstellung unter keinen Umständen den Eindruck machen, diesen Fehler anprangern zu wollen. Jedoch ist es wichtig zu verstehen, wie notwendig der korrekte Zug zu diesem Zeitpunkt war und er auch zudem alternativlos gespielt werden sollte – Denn Max war am Drücker!

Schwarz schlägt fataler Weise auf g5 und Weiß muss mit fxg5! antworten – worauf der Nachziehende es sehr schwer hat hier eine sichere Fortsetzung zu finden. Gespielt wurde Sf3, was neben einem Bauernverlust das Offensivpotential des weißen Königsangriffs wirkungslos macht.
Aus womöglich durch diesen Fehler mental beeinflussten Zustand musste Max nach einem Figurenverlust aufgeben. 0:1

 

Brett 3: Holger Werner (1907) – Helmut Blank (1620)

Nach anstrengendem Kampf am vorangegangenen Spieltag in Mintraching war es Helmut vergönnt diesmal nach 19 Zügen in der Wiener Variante (1.e4 e5 2.Sc3 Lc5..) aus einer für ihn etwas unangenehmen Stellung mit einer Remisvereinbarung in einen ruhigen Nachmittag einzusteigen. „Kurz aber spannend“ kann man den Partieverlauf durchaus betiteln, denn wenn man sich das Abschlussbild in der das Remis abgezeichnet wurde ansieht, gibt es Aufschluss darüber, dass hier dennoch etwas geschwitzt wurde.

Helmut fand immer ein solides Mittel gegen bereits im 10. Zug drohenden Verlust und überzeugte mit sehr gutem Spielverständnis! ½ -½

 

Brett 2: Jürgen Brassat (1551) – Dr. Matthias Langensteiner (1968)

„Jürgens Spielstärke wiederspiegelt sich bei guter Form durchaus deutlich und hebt sich dann von seiner aktuellen DWZ Zahl stark ab“ 

– Ein Satz den der Bavarianer sicherlich nicht das erste Mal über sich gehört oder gedacht hat. Eine Demonstration dieser Aussage findet sich in folgender Partie wieder! :

Ein positionell hochwertiges Spiel lieferten sich die Kontrahenten volle 40 Züge lang in der Damenindischen Verteidigung wo der Anziehende immer wieder mit nuancenreichen Umpositionierungen die leicht unsortiertere Stellung von Dr. Langensteiner anfragte ohne jemals in irgendeiner Form einen Fehlgriff damit getan zu haben.
Nach Erreichen der Zeitkontrolle spricht, trotz vom Computer leicht negativer Bewertung für Weiß, die bessere Bauernstruktur und ein zudem immer noch aktives Figurenspiel unserer Seite für sich – das sich in dieser Stellung wiederfand:

Weiß hat hier ein einziges, aber sicheres Mittel: Db5!

Ein Zug mit Vorsichtscharakter – denn will man im Falle von anschließendem Dc8 glauben, dass die Königssicherheit gewährleistet bleibt?! Wohl kaum.  Jedoch findet Weiß mit anschließendem Zentrumsbauernvorstoßes gegen die Gefahrenlage Kompensation.
Somit traf Jürgen hier „Das Pech des Tüchtigen“ Er musste mit einer schön herausgespielten aber letztendlich mit extrem hoher Sensibilität zu behandelnden Stellung umgehen, deren Wahrscheinlichkeit hier früher oder später einen Fehlzug zu spielen immens hoch ist.

Dies ist definitiv eine Niederlage mit moralisch aufbauendem Wert, die in ihrer Leistung und ihrem Erfahrungswert Beachtung findet.0:1

 

Brett 1: Dr. Dietmar Heil (1972)  –  Martin Kestler (1726)

Schachprofis der Öffentlichkeit wie IM Marc Esserman, IM William Paschal und IM Steve Berger gegen die ich spielen durfte, aber auch einige Leute aus unserem Verein mit denen ich mich „duelierte“ sehen meine Eröffnungs-Favorisierung gegen 1.c4 mehr als skeptisch! Berechtigter Weise – möchte ich hinzufügen.
Denn der Anglo-Skandinavier (1.c4 d5), den Schachweltmeister Magnus Carlsen „zum Spaß“ sehr gerne wie er sagte in Online Blitz Partien spielt, birgt viele riskante Richtungen in die sich das Spiel gestalten kann, da es kaum erzwungene Anfangszüge gibt und zudem der Entwicklungsvorteil und die Figurenaktivität von Weiß mittelfristig ein hohes Maß an Gefahr ausstrahlt.
In meiner Partie kam es nach Ld2 zu DER Schlüsselstellung des gesamten Spiels:

Schwarz hat „die Qual der Wahl“ entweder auf b2 zu nehmen, oder die deutlich riskantere aber leicht bessere Variante Sxe4! in Angriff zu nehmen: Je mehr man sich hier hineindenkt desto mehr kam ich zu dem Schluss „Lieber nichts riskieren“ 😉
Anschließend erging der gesamte Partieverlauf in beiderseitig solider Abwicklung nach 40 Zügen ins „totsichere“ Remis. ½ -½

Der große DWZ Unterschied beider Mannschaften spiegelte sich im Resultat aber bei weitem nicht im Spielverlauf wieder – Erneut eine sehr gute Leistung der 4. Mannschaft!