Vergebene Chancen?!

Neulich gingen die Turniere im niederländischen Wijk aan Zee zu Ende. In einem Interview hörte ich den ungarischen Super-GM Richard Rapport von einer für ihn ordentlichen Performance sprechen, nur leider hätte er zu viele Chancen ausgelassen. Und dann war da im Challenger-Turnier unsere deutsche Vorzeigespielerin Elisabeth „Elie“ Pähtz, die leider ohne Sieg blieb, was aber bei der gigantischen ELO-Konkurrenz kein Beinbruch war. Auch sie hatte, laut eigener Aussage, eine Menge guter Gelegenheiten ungenutzt gelassen.

Nun, da konnte ich mich mit meiner Partie gegen Kötzting in der Oberpfalzliga leider nahtlos einreihen. Mein Gegner an Brett 1, der erst 18-jährige Tscheche Martin Simet, war gute 150 DWZ-Punkte stärker als ich, doch mit Weiß rechnete ich mir definitiv Chancen zumindest auf ein Remis aus.

Die Eröffnung verlief zunächst in normalen Königsindischen Bahnen, doch dann kannte ich nicht die beste Fortsetzung und meine Springer gerieten ins Abseits. Ich spürte förmlich wie er Oberwasser bekam, vertraute aber noch auf meine gut postierten Türme. Als er dann den besten Zug verpasste (auch dem Gegner passiert sowas!), war meine Chance gekommen:

25.Sxe5! war ein Blitz aus heiterem Himmel und hatte das Potential sein zögerliches Spiel zu bestrafen. Nach der Folge 25…Sxe5 26.Dxc8 Sf3+ war es nun an mir den Einschlag auf e5 zu rechtfertigen, doch leider griff ich daneben und diesmal entscheidend:

Unglücklicherweise spielte ich 27.Kg2?? und konnte mich nach 27…De4 nicht mehr aus der Umklammerung befreien. Das folgende Matt im 31. Zug war nur noch die logische Folge. Der einzig richtige Zug war 27.Kh1! und ich hätte gute Chancen gehabt etwas zählbares mit nach Hause zu nehmen. Bedauerlich, dass ich hier die Übersicht verlor. Ganz nach dem Motto der Überschrift! Wie hat es Dr. Tartakower so treffend formuliert? Der vorletzte Fehler gewinnt!

Zumindest wieder etwas gelernt, aber leider dem Team nicht geholfen. Zum Glück hatten wir aber in Thomas und Pierre zwei echte Kämpfer, die für uns die Kastanien aus dem Feuer holten. Insbesondere letzterer bewies unter dem enormen Druck der letzten laufenden Partie eiserne Nerven, gewann ein kaum gewinnbares Doppel-Läufer-Endspiel am Ende doch noch und rettete uns damit einen enorm wichtigen Mannschaftspunkt! Er kommt nun auf 5½/6 und hat, nachdem Thomas den bisherigen Mister 100% geschlagen hatte, wieder gute Chancen auf das beste Einzelergebnis der Oberpfalzliga! Nur recht und billig,
dass die beiden die Heimreise gemeinsam im „Sieger-Auto“ antraten!

Apropos Heimreise. So hart die für uns alle und die Fahrer im besonderen war (großer Dank an Martin, Reiner und Thomas!), so sehr glaube ich, dass ein solches „Erlebnis“ eine Mannschaft zusammen schweißen kann. Ich bin guter Dinge, dass wir jetzt die Kurve kriegen und den Abstieg vermeiden werden!