Am 23.03. traf unsere zweite Mannschaft auf den Aufsteiger SC Ansbach, der zu diesem Zeitpunkt bereits sicher wieder abgestiegen war. Obwohl wir kurzfristig noch einen Spieler an die 1te Mannschaft abgeben mußten waren wir aufgrund der DWZ – Zahlen an allen Brettern Favorit, im Schnitt mit einem 240 DWZ Punkteplus. Vor allem an den hinteren Brettern war der DWZ Unterschied eklatant.
Bei meiner Vorbereitung auf den Mannschaftskampf stellte ich beim Studium der Ergebnisse und Partien jedoch fest, das die Ansbacher in den bisherigen Mannschaftswettkämpfen durchaus auch gegen deutlich stärkere Gegner mit teils immensen DWZ Vorteilen bis zu 400 Punkten in den Partien lange mithalten konnten und den einen oder anderen überraschenden halben oder sogar ganzen Punkt ergattern konnten. Somit war trotz unserer DWZ Vorteile ein konzentriertes Herangehen an die bevorstehende Aufgabe angesagt.
Unsere Startvoraussetzungen erhielten noch einen zusätzlichen Dämpfer, weil kurzfristig für die Abstellung an die erste Mannschaft kein Ersatz mehr zu mobilisieren war und somit ein Brett ( Brett 3 ) wegen der Stammspielerregel unbesetzt blieb .
Aufgrund der Tabellensituation mussten wir unbedingt gewinnen um die Chancen auf den sicheren 7ten Tabellenplatz intakt zu halten. Zu diesem Zeitpunkt war nämlich noch unklar ob es 2 oder 3 Absteiger aus der Liga geben würde.
Brett 7 : Ammann, Samuel (S) – Riess, Michael (W) 1-0
Hier kam nach einigen Zügen in der Caro – Kann Verteidigung die Tartakower Variante aufs Brett. Nachdem Weiß im Mittelspiel keinen konkreten Plan verfolgte und stattdessen nur passiv manövrierte kam folgende Stellung aufs Brett.
Von allen guten Geistern verlassen zog der Ansbacher hier 17. g3 ?? und mußte nach 17. … Txe3 ! sich mit einer verlorenen Stellung abfinden. 18. fxe3 ( besser war es den Turm auf e3 nicht zu nehmen ) führte zum völligen Zusammenbruch der weißen Stellung und Samuel konnte nach 7 weiteren Zügen den vollen Punkt einfahren. Dies geschah im gleichen Moment als an Brett 3 das Blättchen fiel .
Brett 3 : Brüll, Martin, Dr. (S) – Rieber, René (W ) 0-1
Zeitüberschreitung , da nicht besetzt
Somit stand es nach einer Stunde 1-1 und wir hatten den Nachteil des kampflosen Verlustes schon egalisiert.
Fast gleichzeitig wurden dann nach zweieinhalb Stunden die Partien an Brett 5,6 und 4 entschieden.
Brett 5 : Arévalo, Ricardo (S) – Kugler, Matthias (W) 1-0
Ricardo wählte wie immer einen unkonventionellen Eröffnungsaufbau abseits der Theorie. Im Laufe des Mittelspiels konnte er seine Stellung immer weiter verbessern und schließlich diese schon sehr vorteilhafte Stellung erreichen.
Weiß krankt hier an verschiedenen Bauernschwächen und wird über kurz oder lang den Bauern e4 einbüßen. Aber 30. Te1? war hier schon ein entscheidender Fehler, denn aktuell kann Schwarz hier noch nicht auf e4 zugreifen wegen dann folgendem Te1 und deshalb wäre es besser gewesen mit 30. h3 den h-Bauern zu behalten.
Nach 30. Te1? folgte Dxh2 mit fataler Schwächung des Königsflügels ( der Bauer e4 ist langfristig trotzdem nicht zu verteidigen ) und gewonnener Stellung für Schwarz. Ricardo setzte nun einen schönen strategischen Angriffsplan gegen die weiße Rochadestellung um. Über e5 und g5 greift jetzt der schwarze Turm mit ins Geschehen ein und der schwarze h- Bauer hebelt den weißen Königsflügel aus ( mit einem weißen Bauern auf h3 wäre dies nicht möglich gewesen ).
Hier die Schlußsequenz der Partie.
39. …h3! 40. gxh3 Txh3 und 0-1
Brett 6 : Jobst, Thomas (W) – Edelmayer, Luis ( S ) 1-0
Thomas Gegner wählte gegen die Englische Eröffnung einen ungewöhnlichen Aufbau mit einer ungeschickten Figurenkonstellation, die früh zu einem Bauernverlust führte mit leichtem Vorteil für Weiß. Dadurch psychologisch unter Druck gesetzt wollte er mit allen Mitteln eine aggressive Gangart anschlagen um seinen materiellen Nachteil mit Chancen im Königsangriff zu kompensieren. Eine besonnenere Spielweise wäre hier sicherlich die bessere Wahl gewesen.
10. …h5? ( 10. … 0-0 wäre hier die wesentlich bessere Fortsetzung gewesen ) 11. Sd4 ! gewinnt nun forciert auch noch den Bauern a7.
Schwarz steht vor dem Problem das jetzt ein Läuferzug nach g6 oder g4 mit Sc6 beantwortet wird. Nach erzwungenem Dc8 und Damentausch ist Schwarz aller Angriffsträume beraubt und Weiß gewinnt auch noch den Bauern a7. Am besten wäre es noch sich mit dem Bauernverlust abzufinden und mit 11. … Tb8 fortzusetzen . Nach 12. Da6 Tb6 13. Dxa7 verliert Schwarz zwar ebenfalls den a- Bauern , aber die Damen bleiben auf dem Brett. Weiß ist danach mit seinen beiden verbundenen Freibauern a2 und b2 aber schon klar im Vorteil. Angesichts dieser unerfreulichen Aussichten wählte der Ansbacher im Sinne seiner Königsangriffsidee aber nun das völlig katastrophale 11. …Se5 ??
Nach 12. Sxf5 und Dxd5 glich die schwarze Stellung einer positionellen Ruine .
Im weiteren Verlauf der Partie suchte der Ansbacher noch verzweifelt nach dubiosen taktischen Verwicklungen , die aber alle nichts an der aussichtslosen Lage von Schwarz änderten.
Nach 25. … Db6+ folgte noch 26. Le3 Db2 27. Te1 und es geht eine zweite Figur verloren.
1-0
25. … Dxd3 26. Txd3 Se2 27. Kf2 und das Endspiel mit 2 Läufern und Mehrbauer gegen Turm wäre genauso hoffnungslos gewesen .
Brett 4: Paskuy, Werner (W) – Seiler, Leon (S)
Werner wählte einen etwas ungewöhnlichen Aufbau in der Italienischen Partie mit einem frühen De2. Im weiteren Verlauf der Partie versuchte der Ansbacher so etwas wie Initiative am Königsflügel zu entwickeln und beide Spieler verzichteten auf die Rochade und manövrierten stattdessen mit ihren Leichtfiguren bis schließlich folgende komplexe Stellung erreicht wurde.
19. S1h2 war zwar nicht die beste Fortsetzung ( Schwarz hat nun die Möglichkeit seinen Läufer nach h3 oder h5 zu ziehen , mit Se3 hätte Weiß seinen bereits bestehenden leichten Vorteil weiter ausgebaut ), aber der Ansbacher verpasste hier seine Chance und spielte 19. … h5? statt Lh3 oder Lh5 mit großem Vorteil für Weiß statt Ausgleich.
Nach dem Abtausch auf g4 wird Schwarz wegen der Fesselung des Sf6 zwangsweise einen Bauern verlieren. Doch damit nicht genug , völlig von der Rolle beging der Ansbacher nun einen schweren positionellen Fehler nach dem anderen.
21. … c5 ? ( stellt den eigenen Läufer auf a7 kalt ) 22. b5 Lb8 ? ( beerdigt auch noch den Turm auf a8 ) 23. b6 Schwarz hat nun 2 Figuren weniger und steht völlig auf Verlust .
Schwarz ist völlig gelähmt und hat keinen vernünftigen Zug mehr
Nach 30. …Db5 31. Lxb7 streckte Werners Gegner dann auch die Waffen.
1-0
Somit stand es nach zweieinhalb Stunden 4-1 für uns.
Brett 1: Aumüller, Naum ( S) – Stark, Raphael (W)
Naums Gegner wählte eine unregelmäßige Eröffnung ohne damit sonderlich Erfolg zu haben. Fast die gesamte Partie über stand der Bavarianer besser.
Um den Mannschaftserfolg zu sichern bot Naum hier in besserer Stellung Remis an was der Ansbacher auch annahm und wir somit mit 4,5 – 1,5 führten .
Brett 8: Kempinger, Simon (W) – Groß-Winter, Günter (S)
Hier kam die Vorstoßvariante der Caro Kann Verteidigung aufs Brett in der Simons Gegner bereits im 4 Zug eine ungewöhnliche Fortsetzung wählte.
Dennoch entwickelte sich die Partie nach bekannten Mustern der Vorstoßvariante , wobei es Schwarz gelang mit der Zeit leichten Vorteil zu erlangen da Weiß seine Entwicklung etwas vernachlässigt hatte.
Dann aber spielte Schwarz zu passiv und das Blatt wendete sich zu Gunsten von Simon wieder.
Der große Raumvorteil und die aktivere Figurenstellung sicherten hier dem Bavarianer bereits einen klaren Stellungsvorteil. Weiß hätte hier seine Stellung Schritt für Schritt mit Dd1- d2 gut getimten f4 und Tf3 weiter verstärken können, da Schwarz zur Passivität verurteilt ist. Stattdessen entschied sich Simon nach 25. … Lc4 ? ( richtig wäre Le4 oder Lg6 gewesen ) hier aber für den Einschlag auf e6 mit 26. Lxe6 !! . ( Selbst die Engine sieht diesen Zug nicht auf den ersten Blick ) .
Schwarz ist nun nicht mehr in der Lage den Zusammenbruch des Königsflügels zu verhindern.
In der Folge ließ Simon seinem Gegner nicht den Hauch einer Chance und mit sehr präzisen Angriffsspiel vollendete er diese Partie zu einem vollen Punkt .
Hier folgte 29. Sxg5 Dh5 30. Df5! und 7 Züge später streckte Schwarz die Waffen. 1-0
Brett 2: Bunk, Wolfgang (W) – Fischer, Gerd (S)
Im Meraner System des abgelehnten Damengambits folgten beide Kontrahenten lange bekannten Theoriepfaden. Wolfgang gelang es im Mittelspiel langsam die Initiative zu übernehmen. Im 20.ten Zug aber übersah sein Gegner eine einfache Drohung.
Nach 20. Tc1 spielte Schwarz hier Ld6 ?, was ihn nach 21. Sb5! sofort einen Bauern und auch im weitesten Sinne die Partie kostete , da Schwarz weiteren Materialverlust nicht vermeiden kann und Weiß nun bereits auf Gewinn steht.
Nach 24. Dd7 geht auch noch die Qualität verloren und nach weiteren 6 Zügen hatte Wolfgang gewohnt routiniert den vollen Punkt zum 6,5 – 1,5 Endstand eingefahren.
Resümee und Ausblick :
Ein auch in dieser Höhe mit 7 Spielern verdienter Mannschaftserfolg dank einer konzentrierten Leistung aller Manschaftsmitglieder. Wir standen an allen Brettern zu keinem Zeitpunkt wirklich schlechter und haben die uns gebotenen Chancen mit teilweise schönen Partien zu einem überzeugenden Sieg genutzt.
Nach Abschluß der Oberliga steht nun leider fest , das es aus der Regionalliga Nord – Ost nun definitiv 3 Absteiger geben wird und unsere Situation trotz des Sieges äußerst prekär ist, da wir uns aktuell auf dem achten Tabellenplatz wiederfinden und somit eine Runde vor Schluß abgestiegen wären.
Am letzten Spieltag fahren wir zum schweren Auswärtsspiel zur Mannschaft SC JÄKLECHEMIE Talente Franken 1 und nur ein Sieg würde uns sicher retten.
Bei einem Unentschieden wären wir auf Schützenhilfe der anderen Mannschaften angewiesen und hätten es nicht mehr in der eigenen Hand.
Die letzte Möglichkeit bestände noch in einem Zwangsabstieg von SC NT Nürnberg 3 bei Abstieg ihrer zweiten Mannschaft aus der Landesliga.
Somit ist bis zum 6.4. weiter Zittern angesagt.