Von Beginn dieser Saison an hatten sich unsere Aufstellungspläne der ersten und zweiten Mannschaft nicht erfüllt. Sehr oft mussten Lücken in der Oberliga gestopft werden, was zu Kosten der Leistung unserer zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord/Ost ging. Zu allem Übel kam auch noch etwas Pech in ein paar Kämpfen hinzu – am Ende hat uns im finalen Kampf ein halber Brettpunkt gefehlt, um nicht auf dem drittletzten Platz in der Regionalliga zu landen. Nun drückt die Bundesligareform in dieser Saison drei Absteiger aus der Oberliga nach unten, was sich unglücklicherweise zu jeweils drei Absteigern in unserer Regionalliga und der Oberpfalzliga fortgesetzt hat und damit die jeweils drittletztplatzierten Teams Bavaria 2 und Bavaria 3 erwischt hat. Genau wie unser Team 1 hoffen wir aber in der nächsten Saison auf den Wiederaufstieg.
Um aus eigener Kraft sicher in der Regionalliga verbleiben zu können war ein Sieg bei unserem Gegner SC Talente Jäcklechemie Franken 1 in Nürnberg Pflicht, ein Unentschieden wäre am Ende aber auch ausreichend gewesen. Unserem Gegner brauchte mindestens ein Unentschieden.
Den ersten Punkt bekam Jamal Halabi an Brett 7 kampflos nach 1 Stunde Wartezeit. Sichtbar unzufrieden waren unsere Gegner über den nicht erschienen Spieler im Abstiegsduell.
Am Spitzenbrett bekam Naum Aumüller eine Variante der Caro-Kann Verteidigung auf’s Brett, bei der sein Gegner einen Bauernsturm auf der h-Linie zur Zerstörung der Heimat des weißen Königs führte. Vielleicht hätte Naum hier
15. g4 probieren können, aber sein 15. gxh3 war auch gut. Im weiteren Verlauf ging der Mehrbauer leider im Zuge des Abtauschs aller Schwerfiguren wieder verloren, das Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und gleichen Bauern war folgerichtig Remis.
Unser jüngster Spieler Samuel Ammann an Brett 8 spielte nach ein paar Zugumstellungen eine Variante der Slawischen Verteidigung. Nach und nach verbesserte er seine Stellung ein wenig, seine Figuren hatte etwas mehr Spiel als die seines Gegners. Um Samuels starken Turm auf der e-Linie loszuwerden spielte sein Gegner
27. Te1? was nach 27. … Txe1 28.Kxe1 axb4 29.axb4 Sxb4 einen Bauern gewann. Dass 30. Sxb7 nicht funktionierte zeigte Samuel mit 30. … Sd4+ und sofortigem Partiegewinn.
Auf Brett 6 spielte Maximilian Franke gegen die symmetrische Englische Eröffnung. Nach 21. … Se5
einigten sich die Spieler auf Remis. Tatsächlich wäre z.B. nach 31.Dc3 La7 Schwarz deutlich im Vorteil gewesen. Mit wenig Zeit auf der Uhr und einem nominell deutlich stärkeren Gegner vor der Brust sah zu diesem Zeitpunkt das Remis nach einer strategisch guten Lösung aus – es stand jetzt 3:1 für uns.
Mit den weißen Steinen verließ Werner Paskuy an Brett 5 sehr früh im Sizilianer die ausgetretenen Pfade und erreichte diese vorteilhafte Stellung.
Eine gute mögliche Fortsetzung hätte z.B. 17.De4 Lb7 18.h4 Dd5 19.hxg5 Dxe4 20.Txe4 hxg5 21.Tae1 oder auch 17.Sc4 Ta7 (17. … b5 18. De4 Ld7 (18. … Lb7 19.Sd6) 19.Sd6) 18.De4 Lb7 19.Dg4 b5 20.Sa5 sein können. Werners Fortsetzung 17.c3? mit der Idee, das schwarze Zentrum zu entkräften funktionierte leider wegen 17. … Sa5 18.b4 cxb4 19.cxb4 Sb3 nicht. Der schwarze Druck wuchs mit den Zügen und führte für Werner schließlich zum Verlust
An Brett 2 spielte Wolfgang Bunk einen Skandinavier und befand sich nach 11.Se4 in folgender Stellung
vor der Frage, wie der König die Mitte verlassen soll. Vielleicht wäre 11. … e6 12.Sxf6 gxf6 mit späterer langer Rochade die richtige Wahl gewesen. Der Versuch, mit 11. … Sd5 die kurze Rochade möglich zu machen, wäre nach 12.a5 e6 13.axb6 cxb6 14.De1 Le7 15.Dg3. mit 15. … f5 16.S4c3 0-0 womöglich auch geglückt, nicht aber mit der Partiefortsetzung 15. … Kf8?. Danach glitt Wolfgangs Stellung Richtung Verlust ab, nach langem Kampf ging sie nach dem 41. Zug verloren. Ausgleich 3:3.
Im Duell der Mannschaftsführer an Brett 3 spielte Martin Brüll die Offene Tarrasch-Variante in der Französischen Verteidigung. Im Verlauf der Partie haben beide Seiten versucht für sich einen Vorteil herauszuspielen und kamen schließlich zu folgendem Turmendspiel.
Die Stellung drohte statisch ausgeglichen zu bleiben, daher versuchte Martin kurz vor der Zeitkontrolle mit 40.a3 dem Turm einen Weg in schwarze Territorium zu schaffen um schließlich den weißen Freibauern auf c4 zu mobilisieren. Nach 40. … bxa3 41.Ta2 gxf4 42.gxf4 a4 43.Ta3 axb3 44.Kd4 Tf5 45.Ke4 Tc5 46.Kd4 Tf5 einigten sich die Spieler korrekterweise auf Remis. Auch ein Versuch von Schwarz über den Gewinn des h2 Bauern einen Vorteil zu bekommen hätte z.B. nach 44. … Th5 45.Txb3 Txh2 46.c5 Th4 47.Tb7+ Kd8 48.c6 Txf4+ 49.Kc5 die Punkteteilung zur Folge gehabt. Somit stand es 3.5:3.5 und die letzte Partie musste den Abstiegskampf entscheiden.
Diese Aufgabe hatte nun Pierre Tassell am Brett 4 gegen den bis dato erfolgreichsten Spieler der Liga. Die zentrale Bauernstruktur der französischen Vorstoßvariante d4-e5/e6-d5 hat die Struktur der ganzen Partie geprägt. Pierre hat den Angriffspunkt e6 lange gut verteidigen können und erreichte diese ausgeglichene Stellung
in der er zur Zeitkontrolle mit 40. … Txh5? den partieentscheidenden Fehler machte. Nach 41.Sf4 fallen die Bauern auf e6 und g7 und Weiß gewinnt. Um wenigstens den gefährlichen g-Bauern loszuwerden wählte Pierre 41. … Tg5? 42.Txg5 hxg5 43.Sxe6 Se7 44.Sxg5 Kc6 45.Se6 Sxg6 46.Sxg7 und fand sich in einem verlorenen Springerendspiel wieder. Pierre kämpfte noch bis zum 67. Zug, musste dann aber zwangsläufig aufgeben. Sein Gegner Sebastian Kraus erreichte mit diesem Sieg ein Ergebnis von 8 aus 8 und damit den Spitzenplatz der Einzelspieler dieser Liga.
Für Bavaria 2 bedeutete es den knappen Verlust des Mannschaftskampfs und der drittletzte Platz in der Tabelle. Ein halber Brettpunkt und damit ein Mannschaftspunkt mehr hätte gereicht, da SC Norris-Tarrasch Nürberg 3 gegen SC Forchheim deutlich verloren hatte und dann hinter uns gelandet wäre.
Die einzige Rettungschance für uns war der Mannschaftskampf in der Landesliga Nord zwischen SC Norris-Tarrasch Nürnberg 2 und TSV Kareth-Lappersdorf. Würde NT verlieren, dann würden sie in die Regionalliga absteigen und deren dritte Mannschaft müsste zwangsabsteigen. Leider erkämpften sie sich einen 6.5:1.5 Sieg und retteten damit beide Mannschaften ihres Vereins. Für Bavaria 2 ist das der Abstieg nach 3 Jahren in der RL und unglücklicherweise auch der Abstieg für Bavaria 3 aus der Oberpfalzliga, was mit einem Absteiger aus Franken nicht der Fall gewesen wäre.