Bavaria-Team peilt den Klassenerhalt an

Bericht in der Mittelbayerische Zeitung vom 26.11.2021 zum Saisonstart in der 2.Frauen-Bundesliga Ost 2021/22
https://www.mittelbayerische.de/sport/regional/regensburg-nachrichten/bavaria-team-peilt-den-klassenerhalt-an-21524-art2066034.html


Die Damenmannschaft des Regensburger Schachclubs startet in die dritte Zweitliga-Saison. Die Sportart erlebt einen Boom.

Aushängeschild des SC Bavaria: Jana Schneider ist eines der größten Schachtalente hierzulande und trägt jetzt auch den Titel einer Großmeisterin.
Aushängeschild des SC Bavaria: Jana Schneider ist eines der größten Schachtalente hierzulande und trägt jetzt auch den Titel einer Großmeisterin. Foto: Edin Pezerovic

 

REGENSBURG. Der Sport ächzt unter den Einschränkungen der Pandemie. Den Vereinen laufen wegen fehlender Angebote scharenweise die Mitglieder weg, im Nachwuchsbereich ist der Aderlass besonders signifikant. Der Denksport jedoch trotzt den widrigen Umständen. Im Gegenteil: Das königliche Spiel erlebt in Corona-Zeiten einen wahren Boom. Dieser Trend ist auch bei Schachclub Bavaria Regensburg 1881 angekommen.

Laut dem Vorsitzenden und Jugendleiter Peter Oberhofer hat der SC allein in den vergangenen drei Monaten zehn neue Mitglieder gewonnen. An diesem Wochenende startet die erste Frauenmannschaft in ihre dritte Saison in der 2. Bundesliga Ost.

„Das Infektionsrisiko beim Schach ist überschaubar“, kommentiert Oberhofer die Auftritte der SC-Damen im thüringischen Zeulenroda, wo Duelle mit den Teams des SC Medizin Erfurt und des SV Merseburg auf dem Spielplan stehen. Nach den Vorgaben des Hygienekonzepts des Deutschen Schachbundes gilt die Regelung 2G plus mit Schnelltests vor Ort. Ein Mindestabstand zwischen den Brettern ist einzuhalten, beim Verlassen der Tische herrscht Maskenpflicht.

 

Neuzugang aus Bautzen

Die Bavaria-Frauen, deren erste Heimauftritte erst Mitte März kommenden Jahres gegen Coswig und Zeulenroda anstehen, hatten sich in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils knapp den Klassenerhalt gesichert. „Wir wollen mit dem Abstieg diesmal nichts zu tun haben“, gibt Oberhofer das Saisonziel aus. Ein Garant dafür soll Neuzugang Steffi Arnhold sein, die vom SC Einheit Bautzen kam. Acht Teams treten in der 2. Liga Ost in einer Doppelrunde an, drei steigen ab, eines auf.

Premiere für „Zweite“

  • Team:

    Erstmals ist der SC Bavaria mit einer zweiten Frauenmannschaft in der Regionalliga Süd und damit der dritthöchsten Spielklasse vertreten.

  • Start:

    Zum Saisonauftakt treffen die Regensburgerinnen an diesem Sonntag daheim auf die „Zweite“ des FC Bayern München.

Der Aufstieg ist für die Regensburgerinnen derzeit kein Thema. „Die Frauen-Bundesliga würde einen gewaltigen Aufwand bedeuten, auch finanziell: mehr Kämpfe, mehr Reisen, mehr Übernachtungen. Das würde unsere momentanen Möglichkeiten sprengen“, erläutert Oberhofer. Ähnliches gilt für das Herrenteam des SC Bavaria, das erst Mitte Januar in die neue Saison der 2. Bundesliga Ost starten wird.

In diesem Herrenteam mischt auch das Bavaria-Aushängeschild Jana Schneider mit. Die Spitzenspielerin hat jüngst in Slowenien bei der Mannschafts-Europameisterschaft mit dem deutschen Frauen-Nationalteam den fünften Rang erreicht – eine gute Platzierung, wie sie lange nicht mehr verzeichnet worden war.

 

Dritte Norm erreicht

Die 19-Jährige aus Unterfranken, die als Ausnahmetalent in einer immer noch männerdominierten Sportart gilt, schmückt sich nunmehr auch mit dem Titel der Großmeisterin (WGM) des Weltschachverbandes Fide (Fédération Internationale des Échecs). Im deutschen Schach führen derzeit lediglich 20 Frauen den WGM-Titel. Mit ausgezeichneten Leistungen in der abgelaufenen Saison der Frauen-Bundesliga hatte Schneider ihre dritte dafür notwendige Norm erreicht. In der höchsten nationalen Spielklasse der Damen tritt sie für den amtierenden deutschen Meister SC Bad Königshofen 1977 (Landkreis Rhön-Grabfeld) an.

Schneider spielt seit der Saison 2008/19 für Bavaria Regensburg, zunächst noch in der Oberliga Bayern. In den Jahren 2012, 2013, und 2016 war sie deutsche Mädchenmeisterin ihrer Altersklasse, 2012 und 2015 gewann sie in ihrer Altersklasse die Jugendmeisterschaft der EU. 2017 siegte Schneider im Alter von 14 Jahren bei den deutsche Frauenmeisterschaften. Im gleichen Jahr erreichte sie bei den U16w-Europameisterschaften den zweiten Rang.

Zum Boom des Schachsports hierzulande trug nicht nur der Corona-Lockdown bei, der das Interesse an einer spannenden Freizeitbeschäftigung in den eigenen vier Wänden steigerte. Schach lässt sich auf Distanz und online spielen. Außerdem hat die Netflix-Serie „Das Damengambit“ die Begeisterung befeuert. „Wir verzeichnen vor allem auch im Nachwuchsbereich viel Zulauf“, freut sich Peter Oberhofer über die Resonanz.