SC Bavaria Regensburg 4 – TV Parsberg [ Bezirksliga Süd OPf. | 8. Spieltag | Saison 19/20 ]

Vor dem letzten Spieltag unserer vierten Mannschaft war der Klassenerhalt – falls die Abstiegsregelung nicht überraschend geändert wird – bereits geschafft. Von einer Kaderschwächung durch Bedenken, sich möglicherweise mit dem „Corona Virus“ anstecken zu können war erfreulicherweise kaum etwas zu bemerken! Die einzigen personellen Erschwernisse, welche durch das Aufrücken der beiden 1600+ DWZ Spieler Artur Steinhauer und Sergey Pavlov in die dritte Mannschaft und den Ausfall von Helmut Blank begründet sind, wurden durch den Einsatz junger Kräfte ersetzt. Jedoch trat auch der TV Parsberg mit einer vollen Besetzung an, wodurch sich ein spannendes Match abzeichnete:


Brett 8:  Kirsch, Tomass (1516) – Neumeier, Marie-Theres (1174)

Französisch Vorstoßvariante (1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5) – eine häufig gespielte Eröffnung, welche Tomass jedoch mit 4.Sf3 weiterführte , das dem Gegner ermöglichte in ein im Spitzenschach extrem selten gespieltes System zu münden, welches meiner Recherche nach zuletzt im Jahre 1991 durch GM Nigel Short aufs Brett kam.

Neumeier verzichtete aber auf das unbekannte Terrain durch 4..cxd4 und spielte 4..Db6 worauf sich auf nachfolgendes 5.c3 wieder eine Eröffnungstypische Aufstellung ergab. Weiß versuchte nun nach einem eher tempoverschenkenden Läuferabtausch des Nachziehenden, durch einen Randbauern Vorstoß nebst nachfolgendem Turmmanöver sein Angriffspotential am Damenflügel mittels Raumgewinn und fortgeschrittenen Bauern zu erhöhen.

Zum Leid und zur Freude von Tomass blieb die dabei entstandene Springer Gabel auf Turm und Dame für Neumeier von beiden Spielern zum kritischen Zugmoment unentdeckt! Weiß erreichte eine raumdominierende Position welcher sich Schwarz in seiner gedrückten Stellung zu erwehren vermochte – es folgte die „Brechstange“ mittels f7-f6– was Tomass aber durch flexibel gehaltenes Schwerfigurenspiel schnell ausnutzen konnte!

Die weisse Dame ging nach g6, die F Linie öffnete sich und der Rest war simple Technik, die Tomass mit einem hübschen Matt vollenden durfte.

Textzüge ab Diagrammstellung: Dg6! Dg8 Lxh6 gxh6 Dxh6+ Dh7 Dxh7#. Schwarz darf die Dame für den Turm geben, aber darauffolgendes Szenario wäre ebenfalls hoffnungslos.

1-0

 

Brett 7: Walter, Michael (1338) – Hauner, Sara-Marie (1313)

Dass Sara Marie sich für die von Weltmeister Magnus Carlsen beliebte Blitz Schach Wahl gegen 1.e4 entschieden hat, zeugt von guter Recherche bei der eigenen Repertoire Bildung! Die Skandinavische Verteidigung–Mieses-Kotroc Variante (1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sf3 Lg4) wurde von der Nachziehenden mit den beinahe ausschließlich genauesten Zügen bis Zug 12 weitergeführt! Auf Grund suboptimalem Aufbau und risikoreichem entgegentreten stand Weiß zu besagtem Moment technisch gesehen schon auf Verlust!

Nach gespieltem 12.h4 kann sich Schwarz bereits über ein angenehm zu gewinnendes Endspiel freuen, denn auf ideales 12..Sxf3 Dxf3 13.gxh4 bleibt dem Anziehenden nichts besseres übrig als mittels 14. Dxb7 Td8 15.Db5+ die Dame zu tauschen um den Angriff am Königsflügel zu entschärfen.

 Sara Marie hat sich jedoch in der Diagramm Stellung für sofortiges gxh4 entschieden, was zu unumgänglichen Figurenverlust führt. Die anschließende Situation am Brett erforderte wegen halb-freigelegten weißen König und offenen Linien für Türme und Läufer noch keine Aufgabe, aber forcierte sich im Partie Text nach einer kurzfristig entstandenen Springer Gabel auf Dame und König dennoch endgültig.

 Eine kurze aber prägnante Partie, die zeigt, was nach sehr gutem Spiel ein taktischer Fehler letztendlich zerstören kann.

1-0

 

Brett 6: Przibylla, Thomas (1202) – Brunner, Bernd (1557)

In seinem ersten Bezirksliga Einsatz wählte Thomas eines der am seltensten praktizierten Eröffnungen in einem e Bauern Spiel: Das Mittelgambit (1.e4 e5 2.d4 exd4 3.Dxd4) . Nach anfänglich beiderseitig korrektem Spiel, durfte sich die Weiße Dame im 10. Zug durch ein Schachgebot eines kompletten Turmes bedienen. Die letzte Hürde zum schnellen Sieg meisterte der Jugendspieler dann ebenfalls:

Hier ist die entscheidende Wahl zwischen Sge2 und Sxd4 zu treffen – Letzteres verschafft Schwarz nochmal ordentlich Aktivität auf die weiße Stellung, das dem Anziehenden, einen vollen Punkt zu erreichen, sehr schwer macht! Thomas hat dies erkannt und entschied sich für Sge2.

1-0

 

Brett 5: Scheuerer, Albert (1283) – Maguire, Kristof (1509)

Sizilianische Verteidigung: Bowdler Angriff (1.e4 c5 2.Lc4 Sc6)

Nach beiderseitig theoriegerechtem Aufbau, beging Kristof den ersten und auch schwerwiegendsten Fehler seines Spiels: Schwarz stellt in unbelasteter früher Stellung, trotz Entwicklungszugalternativen wie simples Sf6, e5 oder e6, seinen Läufer mit 7..Le6? dem Angriffs-Läufer auf c4 gegenüber!

Auf Abtausch muss sich der Nachziehende selbstredend mit einer fragmentierten Bauernstruktur mühen, eine ausgeglichene Stellung beizubehalten. Besser wäre hier der Versuch gewesen, mittels 7..e6 potenzielle Bauernvorstöße via d5 oder f5 vorzubereiten, und in Folge dessen den c8 – Läufer am Damenflügel zu fianchettieren bzw. ihn stehen zu lassen, um einen umso stärkeren f5 – Aufbruch ermöglichen zu können.

3 Züge später kam dann der zweite, aber auch letzte Fehler von Kristof zutage:

Nach dem aktivem Abtausch des d4 Springers auf f3 (legitim, da Weiß ebenfalls einen Abtausch forcieren kann und den g7 Läufer dadurch aus dem sicheren Feld lockt, wodurch schwarz womöglich nach Le3 zu einem tendenziellen Tempoverlustzug durch den Rückzug nach g7 gezwungen ist. Denn Schwarz will natürlich die Diagonaldrohung behalten und zudem einen extra Schutz um den König gewährleistet haben – und daher einen Abtausch auf f3 in dieser Phase vermeiden) musste hier 11.e5 folgen!

 Es ist verständlich, dass man auf e5 hier liebend gerne verzichten möchte, da dadurch – zumindest vorübergehend die angestrebte Diagonale h8 – a1 verschlossen wird und im ersten Anbetracht man hier zulässt, dass Weiß seine Dame in die weißen Felder bekommt und der Springer ebenfalls das Feld d5 besuchen darf. Das Paket an negativen Argumenten wirkt erschreckend – aber ist tatsächlich harmlos! Die Remis Chancen blieben dann beträchtlich – aber wenn man auf 11..e5 verzichtet, beginnt für Schwarz das Leiden. Denn Weiß möchte sofort selbst e5 spielen und zerstört damit die zentrale Bauernstruktur komplett, wodurch eine technische Niederlage nun als Erzwungen angesehen werden kann!

E5 von Kristof kam somit nicht aufs Brett – aber auch Weiß entschied sich nicht für gleichen Zug – somit hielt sich die Partie weiterhin mehr oder weniger die Waage. Im 18. Zug wurde nach Leichtfigurenabtausch und zu passivem Spiel der Parsberger Seite remis vereinbart – was Weiß natürlich weiter spielen muss, denn schlechtesten Falls kann es auf Grund der Endstellung für den Anziehenden nur Unentschieden werden.

Eine lehrreiche aber äußerst suboptimale Partie von Kristof, die er sicherlich besser spielen könnte.

½-½

 

Brett 4: Dechant, Max (1587) – Pfisterer, Martin (1560)

Sizilianische Verteidigung: Beschleunigter Drache (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4. Sxd3 g6)

Im 5. Zug spielte Max  Sc3, wodurch sich Weiß in seinem Vorhaben schon beinahe festlegt. Anhand der schwarzen Läuferdiagonale und der halboffenen C Linie benötigt der Anziehende ein stabiles und auch massives Figurenspiel im Zentrum, was die Option der langen Rochade + f3 nach sich zieht.

So passierte es auch am Brett. Umso verwunderlicher ist es jedoch dass der Nachziehende bei diesem früh Angriffsbereiten Setup von Weiß, seine Gegenbemühungen durch Züge wie h5 und Sd7 kreierte ohne vorher trotz leicht gedrückter Stellung in einen sicheren Hafen rochiert zu haben!

Spätestens nach 12. Dxd4 hätte die Rochade folgen müssen! – aber es kam 12..Tg7? wodurch sich der König weder aus der Mitte bewegen-, noch die Fesselung seines Springers auf d7 lösen konnte. Der Läufer und der Turm auf c8 und a8 sind chronisch blockiert und Max tat was getan werden musste: Überladung der Verteidung des Sd7 + mittels zusätzlicher Erhöhung des Drucks auf der e Linie.

Schwarz verliert nun erzwungener Maßen eine Figur und musste in einem daraus resultierenden Endspiel mit materiellem Nachteil ohne Kompensation und mangelnder Aktivität aufgeben. Konsequent und sicher gespielt!

1-0

 

Brett 3: Baur, Peter (1851) – Wetzler, Sophia (1709)

Spanisch / Ruy Lopez : Abtausch Variante (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lxc6 bxc6)

Die Eröffnungsphase verlief in eigener Manier- Sophia brachte ihre Figuren am Königsflügel in Position, während Weiß ein konkretes Vorgehen vorbereite: Der Plan des Anziehenden  war, nach bereits gespieltem d4, den Druck auf das Zentrum zu erhöhen und gleichermaßen das Öffnen der f Linie mittels f4 zu forcieren. Ein Plan, dem in seiner Korrektheit bzgl. der Stellungsentwicklung nichts erwidert werden kann.

Die Heimspielerin jedoch, erkannte den strategischen Haken für Weiß und nahm nicht auf f4, sondern auf d4 raus! Somit endet die gewollte Initiative von Weiß in einem „Kreuzfeuer“ das der Parsberger zu jenem Zeitpunkt anscheinend unterschätzte..

 Während Sophia mittels Se7 und Rochade alle Notwendigkeiten erledigt hatte, verpasste Weiß leider in der parallelen Zugphase ausreichende Prävention durch Figurenentwicklung (wie Springer zurück nach f3) zu schaffen. Anstelle dessen sah er sich vermutlich genötigt,  durch c3 und b3 flexiblen Raum für seinen unterentwickelten Damenflügels zu ermöglichen – falscher Ansatz. Denn die Läufer Zange hatte genau auf dieses Szenario gehofft!

Der f4 Vorstoß versandet sichtlich und wird nun zu einem Unsicherheitsfaktor. Schwarz beginnt nun mit dem Angriff: 13.f5 wurde gespielt! (Diagramm) – einzige ausreichende Antwort für Weiß, auch wenn sie sehr unangenehm aussieht ist hier e5, denn Schwarz vermag den Bauern nicht auf die Schnelle mit einem weiteren Angreifer ins Visier zu nehmen.

Womöglich mit der Angst, durch die nach e5 entstehende Feldöffnung durch die Entwicklungsprobleme am Damenflügen unterzugehen, wollte Baur alles zusammenhalten um sich dadurch Zeit zu verschaffen die Probleme aus der Solidität zu lösen – ein guter Ansatz –aber nicht in dieser Stellung. Denn Weiß blieb damit nur Dd3 – was die bereits erwähnte Zangen Idee mit a5 nebst La6 erst richtig Wind brachte!

Und so kam es auch: Sophia spielte a5 und nach Abtausch des e Bauern, der Platzierung des Springers auf d5 und der finalen, sehr gut gesehenen a Linienöffnung durch einen Randbauernvorstoß war es letztendlich nur noch eine Frage, taktischer Kombination, welche die Nachziehende ohne Entgleitung bis zum weißen Damenverlust durchführte – die Pointe hierbei: La6 war für den Partiegewinn nicht einmal mehr notwendig gespielt zu werden, denn alleine die Möglichkeit diesen Zug folgen zu lassen lies das Weiße Gebilde forciert einbrechen! Nach 22 Zügen kam dann die logische Aufgabe von Gegners Seite.

Eine Glanzpartie –Gratulation!

0-1

 

Brett 2: Brassat, Jürgen (1557) – Ehrensberger, Günter (1671)

Königsindisch (1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sf3 Lg7 4.g3 0-0 5.Lg2 d6 6.0-0 Sc6 7.Sc3 Te8 8.h3 e5)

Der theoretische Aufbau  vollzog sich beiderseits 8 Züge lang. Jürgen stand nun vor der Wahl nach dem standardmäßigen e5 Vorstoß, durch 9.dxe5 die D Linie zu öffnen, oder in eine geschlossene Struktur mittels 9.d5 oder sogar möglichem  9.Lg5 umzuleiten. Der folgende Textzug vermochte jedoch so manchen Blitzspieler ein unangenehmes Gefühl auszulösen – Die Entscheidung fiel auf 9.e3!

Auf den ersten Blick scheint es, als dass Weiß sich hier durch das Einsperren des eigenen schwarzfeldrigen Läufers und dem damit korrelierendem e4 Vorstoß des Nachziehenden, welcher nach Lf5 eine Möglichkeit wäre, selbst ein kleines Bein gestellt hätte –Irrtum! Weiß hat eine ausgezeichnete Methode hier nach erwähntem 9..Lf5 mit 10.g4 ein aktives und lukratives Mittelspiel zu bekommen.

Leider entging es Jürgen, dieses Potenzial auszuschöpfen – was zugegebener Maßen, ohne theoretische Vorbereitung hinsichtlich 10.g4 ein schwierig zu erkennender strategischer Fortschritt ist, da die Stellung in ihren Möglichkeiten zumal sehr belebt ist. Es folgte stattdessen 10.Ld2, das in aktueller Position leider nach 10..Ld3 den c4 Bauern einstellt.

Aber wie heisst es so schön: „Eine Hand wäscht die andere“ oder auch „Karma strikes back“ könnte man hier sarkastischer Weise anbringen, denn nach geschicktem 12. Tc1 schnappte die gestellte Falle auf gefolgtem 12..e4 zu!  13. Sxe4 gewinnt taktisch den Bauern unmittelbar zurück. Nun verflachte die Partie knappe 20 Züge lang in Manövern und dem beidseitigem Versuch dem Spiel eine gewisse Richtung zu verschaffen – eine ruhige Spielsituation aber auch für beide Spieler eine Phase wo Wachsamkeit auf mögliche Fortschrittsversuche der Gegnerseite von Nöten war.

Je näher die Partie dem 30. Zug kam, desto mehr wurde der Plan des Nachziehenden sichtbar:

Weiß versuchte am Damenflügel seine Gegenspielmöglichkeiten schneller umsetzbar zu gestalten, Während Schwarz den klaren Plan eines Königsflügelangriffs mit f5-f4 vorbereitete!

Die Lage spitzte sich langsam zu:

Weiß verpasste die nötige und hilfreiche Verteidigungsressource Sf3 (Diagramm) – denn nachdem anstelle dessen a5 gespielt wurde, kommt auf nun folgendes f4  der Zug Sf3 zu spät!

Schwarz plant mit nachfolgendem Sf5, die horrende Unsicherheit der Königsflügelbauern in einen Bauerngewinn umzumünzen, welches technisch unumgänglich wäre.  Ehrensberger schien sich jedoch nicht völlig über das Potential eines sofortigen Aufbruchsversuchs bewusst zu sein und befragte stattdessen die Dame mit Sb5.

 Nach ein paar weiteren Abtastungen der Kontrahenten war es am Ende eine verpasste Grundreihenstabilisierung, welche dem Nachziehenden einen taktischen Schlag ermöglichte, der die Partie  entscheidet.

Eine insgesamt sehr ordentlich gespielte Partie von Jürgen, welche in ihrer Zähigkeit nur durch eine Unaufmerksamkeit wie jene eine Seite  gewinnen lassen kann.

0-1

 

Brett 1: Walter, Ferdinand (2011) – Kestler, Martin (1769)

Skandinavische Verteidigung: Schiller-Pytel Variante

 (1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3. Sc3 Dd6 4.d4 c6 5. Sf3 Lg4 6.Lc4)

 

Eine Partie mit Vorgeschichte..

Im vorigen Jahr traf ich in der letzten Runde der Nittenauer Stadtmeisterschaft, ebenfalls mit den schwarzen Figuren, auf Ferdinand. Zum damaligen Zeitpunkt begann ich gerade, mich intensiver mit der Skandinavischen Verteidigung zu beschäftigen und durfte dann mein bis Dato geglaubtes sicheres Eröffnungsspielvermögen im Skandinavier neu bewerten – denn das Parsberger Spitzenbrett zeigte mir in jener Partie sofort, was ich noch nicht wusste! Damals endete ich früh in einem strukturellen Disaster, wo ich zudem auch materiell am Hungertuch nagte und mein König schon früh eine Zielscheibe war..

 

Zurück zur Gegenwart:

Nach den ersten 6 weißen Zügen war ich erfreut, feststellen zu dürfen dass die Zugfolge aufs Brett kam, welche ich in meiner kurzfristigen Vorbereitung angedacht hatte!

Von Freude beschwingt, oder durch morgendliche Müdigkeit bedingt – leistete ich mir im 6. Zug dann prompt die erste Ungenauigkeit, indem ich vor wichtigem 6..Sf6 stattdessen 6..e6 spielte, was Weiß dazu einlädt, eine aggressive Haltung mit7. Se4 einzunehmen.

Zu meinem Glück war das Ausmaß von Se4 nicht im Belieben meines Kontrahenten und es folgte 7.Le3 worauf meine Stellung wieder in Ordnung war, da ich nun Sf6 nachfolgen lassen konnte.

Es entwickelte sich in seiner Spielrichtung das gleiche Szenario wie in unserer ersten Begegnung: Der Anziehende befragte den Läufer auf g4, dieser tauschte sich ab und die Dame gelangte auf ihr Wunschfeld f3, worauf die lange Rochade folgte. Auch in meiner Hälfte baute ich mich zufriedenstellend auf und erreichte nach theoretisch korrektem g4 Vorstoß von Weiß nebst Springermanöver Sb6 –Sd5 die „Pforte“ ins Endspiel.

2 Leichtfigurenpaare tauschten sich ab, Weiß hatte nun die schlechtere Bauernstruktur, jedoch hatte ich noch nicht rochiert. Amüsanter Weise, gerade in dem Moment wo ich mich in der gesamten Partie positionell am stärksten sah – stand ich völlig auf Verlust!

Denn nach19..Sd5 wäre die korrekte Antwort 19.c4 gewesen, gefolgt von einem Bauernopfer 20.g5! Nach 20..Dxg5 nebst Dd6 und Lc2 wäre meine Stellung technisch nicht mehr haltbar gewesen. – Schwierig zu erkennen! Da hatte ich nochmals Glück, denn Ferdinand schlug sofort den d5 Springer mit seinem Läufer wodurch die Partie in das brenzlige Schwerfigurenendspiel mündete.

Die von mir nach 20.Lxd5 berechnete Abwicklung kam in der vollen Länge von 6 Zügen aufs Brett. Bei nachfolgender Prüfung war ich mir dann erneut sicher, dass ein Remis in dieser Partie nun gesichert ist..

Zu meinem Leidwesen verlangte es mich aber nach mehr, weil die für mich klar erschienene Option nun durch 26..Dg6 (Diagramm) in ein theoretisch remisierbares Turmendspiel zu leiten, mir dennoch zu Unsicher war, weil wir beide nach über 3 Stunden Spielzeit nur noch jeweils 3-4 Minuten Restzeit hatten und der 40. Zug noch gute 10 Züge entfernt war.

Darum erhoffte ich mir anhand einer gewissen Unsicherheit in der Weißen Königsstellung vielleicht  durch die Zeitnot meines Gegners mittels Verkomplizieren und Drohen sogar die Partie für mich entscheiden zu können!

Resultat: Zu hoch gepokert. Bei meinem „Pseudo-Gewinnversuch“ mit nun 26.De3 ließ sich der Parsberger nicht lumpen und wusste genau welchen Bauern er verteidigen muss, während er versucht meine Königsflügelbauern vom Brett zu schlagen. 4 Züge lang versuchte ich noch einen Fehler des Gegners in seiner Zeitnot zu erzwingen, aber wie erwartet blieb er konzentriert und verbuchte den vollen Punkt für sich. Stark gespielt.

1-0

 

Als drittletzte Mannschaft, aber punkte- und leistungsmäßig dem Mittelfeld angehörig, beendet unsere Vierte eine mit – was vor allem Einzelleistungen angeht – einigen Ausrufezeichen versehene Saison und darf bestärkt in die folgende Spielzeit blicken!

Verfasst von Martin Kestler