BezL Süd : SC Bavaria IV – SK Kelheim III 5,5 -2,5 ( Autor : Thomas Jobst)

Abstiegsgespenst wohl endgültig verscheucht

Am 2.Februar stand die vorletzte Runde der Bezirksliga Süd an. Rein theoretisch waren wir noch nicht aller Abstiegssorgen entledigt. Um es nicht auf einen eventuellen Showdown am letzten Spieltag ankommen zu lassen und auf Schützenhilfe von der Oberpfalzliga ( keine 3 Absteiger ) zu hoffen, war ein Sieg gegen Kelheim Pflicht, um die dann guten Chancen auf Platz 5 ( den sicheren Nichtabstiegsplatz ) intakt zu halten. Trotz zweier Abstellungen an die dritte Mannschaft, die sich aktuell in großer Abstiegsgefahr befindet, konnten wir eine passable Aufstellung präsentieren und waren im Schnitt mit 200 DWZ Punkten im Vorteil. Nur an Brett 2 war der DWZ Vorteil auf Seiten der Kelheimer Mannschaft, ansonsten waren wir an allen Brettern Favorit mit bis zu 400 Wertungspunkten Unterschied. Aber alle Partien müssen bekanntlich erst mal gespielt werden.

 

 Brett 6:  Erkan Hadzhimustafa ( W ) – Alexander Pickl  0 -1 ( S )

Erkan wählte gegen die Tarraschverteidigung im abgelehnten Damengambit als Weißer einen etwas ungewöhnlichen Aufbau. Nachdem beide Kontrahenten in der Eröffnung die eine oder andere Ungenauigkeit begingen und im Zuge dessen Erkan bereits früh einen Bauern einbüßte verlor er im weiteren Verlauf der Partie vollends den Faden und musste nach einem unmotivierten Opfer schließlich nach 2 Stunden die Waffen strecken. Dies war umso überraschender da gerade hier die DWZ klar für Erkan sprach. Somit lagen wir früh mit 0-1 zurück.

  1. … Dxc2 und 0-1


Brett 2: Thomas Jobst  ( W ) – Christine Grafl ( S )  0,5 – 0,5

Thomas ( der einzige mit leichtem DWZ – Nachteil gegenüber seiner Gegnerin ) gewann früh in der Eröffnung einen Zentrumsbauern, musste aber zu dessen Verteidigung seine Figuren relativ passiv gruppieren. Hierbei wäre vielleicht die eine oder andere etwas aktivere Aufstellung die bessere Lösung gewesen, die sich aber ebenso wie die Partiefortsetzung nur unwesentlich auf die Stellungsbewertung ausgewirkt hätten. Diese schwankte immer nur zwischen leichten Vorteil für Weiß oder Ausgleich.

Hier einigte man sich auf Remis, der Bauer d4 ist verlässlich blockiert und Weiß kann die Schwäche c6 nicht weiter unter Druck setzen, da alle seine Figuren zur Verteidigung des Bauern d4 benötigt werden. Der Springer e2 ist praktisch gefesselt und zwingt Weiß dazu nach etwaigen schwarzen Bauernhebel c5 auch stets den neuralgischen Punkt f2 im Auge zu behalten. Ebenso ist h4 eine Drohung die mittels eigenem h4 schnellstmöglich aus der Stellung genommen werden muß. Da Schwarz außer c6 sonst keinerlei Schwachpunkte hat war das Remis zum zwischenzeitlichen  0,5 – 1,5 bei bereits aufkommender Zeitnot bei Thomas trotz Mehrbauer also leistungs – und stellungsgerecht .

 

Brett 1:  Alois Achhammer ( S ) – Johannes Obermeier 0-1 ( W )

Hier folgten die beiden Kontrahenten in der Tarraschvariante der Französischen Verteidigung sehr lange den Theoriepfaden. Alois gelang es im Verlaufe des Mittelspiels langsam eine für ihn vorteilhafte Stellung zu erlangen. Aufgrund seiner aktiveren Figurenstellung hatte er zeitweise sogar klaren Vorteil.

Hier hätte Alois mit 25. …Lxc3 fortsetzen sollen und die daraus resultierende Schwäche auf den weißen Feldern mit klarem Stellungsplus für Schwarz hätte Weiß schon vor ernste Probleme gestellt. Stattdessen spielte er aber 25. …Se4 um nach 26. Sxe4 dxe4 27. Dc4+ gleich noch einen Fehler anzureihen, nämlich die Aufgabe der Partie!

Weiß gewinnt zwar den Läufer d4 aber genau mit dem gleichen Motiv ( Schach und Angriff einer ungedeckten Figur)  gewinnt Schwarz ebenso den Läufer f5 zurück. Die Stellung ist danach vollkommen ausgeglichen.

Ein absolut unnötiger Punktverlust der uns mit 0,5-2,5 ins Hintertreffen brachte und Alois      ( sonst eine sichere Bank an Brett 1 ) sicherlich im Nachhinein wohl selbst am meisten geärgert hat. Gottseidank sah es zu diesem Zeitpunkt an den übrigen Brettern aber überall positiv für uns aus.

 

Brett 7: Hans Peutler ( S )- Leonhard Neumeier ( W ) 1-0

In der Sweschnikow Variante der Sizilianischen Verteidigung wählte der Kelheimer einen sehr ungewöhnlichen Aufbau als Weißer und Hans stand nach 7 Zügen schon klar besser.

  1. … 0-0 wäre hier bereits der entscheidende Zug gewesen mit gewonnener Stellung für Hans. Weiß kann nicht alle Drohungen abwehren und die weiße Stellung kollabiert in Kürze.

Leider verlor Hans in der taktisch anspruchsvollen Stellung etwas den Faden und so gelang es Weiß die Stellung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aber die leichter zu spielende schwarze Stellung sorgten zum einen für einen großen Zeitverbrauch von Weiß und führten im Laufe der Partie auch wieder zu einem Übergewicht des Schwarzen, das darin endete das der Kelheimer in klar schlechterer und sehr schwierig zu spielender Stellung im 24. Zug die Zeit überschritt.

  1. … Tac8 0-1  ZÜ und zugleich der Anschluß zum 1,5-2,5

 

Brett 5: Dr. Ulrich Miethaner ( S )  – Dr. Helmut Tautz ( W ) 1-0

Hier wandelte man bereits nach wenigen Zügen in einer Damenbauereröffnung auf neuen Pfaden. Ulrich gelang es im Laufe der Partie Zug für Zug langsam die Oberhand zu gewinnen.

Dieser Vorteil wurde schließlich durch die Möglichkeit eines Königsangriffs in Kombination mit einer Fesselung zum entscheidenden Vorteil für Schwarz.

Hier hätte ein Schwenk der Dame auf die 6te Reihe (  De6 oder Dd6 ) mit der Idee Db6 und Fesselung des Se3 bereits für entscheidenden Vorteil gesorgt. Schwarz öffnet dann die h – Linie ( f6 ist nun von der Dame gedeckt ) und der schwarze Königsangriff ist nicht zu parieren. Genauso stark wäre aber auch überraschenderweise c6 ( ein typischer Enginezug )  gewesen. Weiß kann sich kaum rühren und Schwarz läuft nichts davon . Ulrich ließ diese Gelegenheit aber mit 22. …Sg5 ungenutzt.

Leider folgte nun das, was im Schach bei vergebenen Chancen öfter passiert, der Gegner kommt wieder ins Spiel und so auch hier. Weiß gelang es im Laufe der Partie wieder auszugleichen und sogar leichten Vorteil zu erlangen.  Dieser wurde aber durch ungenaues Spiel wieder verschenkt und Ulrich bekam mehr und mehr wieder die Oberhand.  Ähnlich wie an Brett 7 mußte auch hier der Kelheimer letztendlich seinem hohen Zeitverbrauch Tribut zollen und verlor in bereits wieder sehr schwieriger Stellung   ( die Engine sah bereits entscheidenden Vorteil für Ulrich  ) auf Zeit.

  1. …Tb2 -+ ZÜ und der Ausgleich zum 2,5 – 2,5

 

Brett 8: Lorenz Kick ( W )  – Maxim Weinberger ( S ) 1-0

Lorenz mußte sich mit der Grünfeldindischen Verteidigung beschäftigen, was ihm nach einer falschen Öffnung des Zentrums seines Gegners und der daraus resultierenden vorteilhaften Stellung auch die bessere Ausgangslage im Mittelspiel bescherte. Im 20ten Zug unterlief dem Kelheimer auch noch mit 20. …Se4 ein fataler Figureneinsteller.

  1. Lc1 und der Springer ist im nächsten Zug verloren.

Dies hinderte seinen Gegner nicht daran die Partie aber noch bis zum 49. Zug weiterzuspielen bis nach 49. Sf7+ er dann doch sein hoffnungsloses Unterfangen einsah.

Somit lagen wir das erstmals in Führung mit 3,5 -2,5

 

Brett 4: Theodor Bürger ( W ) – Boris Bondarenko ( S ) 1-0

Theodors Gegner entschied sich in der Skandinavischen Verteidigung früh für eine scharfe Gangart mit entgegengesetzten Rochaden. Nachdem Weiß anfangs das etwas bessere Spiel hatte unterlief Theodor jedoch eine Ungenauigkeit die sein Gegner aber nicht zu nutzen wußte. Um die Initiative zu erlangen und den schwarzen König seines Bauernschutzes zu berauben opferte er einen Bauern, ( aus menschlicher Sicht durchaus nachvollziehbar, die Engine beurteilt dies jedoch ganz anders ) den sein Gegner zuerst ausschlug und später in einer für ihn weniger vorteilhaften Stellung dann doch nahm.  Nach dieser verpassten Chance des Schwarzen war das Spiel wieder nahezu ausgeglichen. Bei der richtigen Fortsetzung hätte Schwarz die Initiative erlangt und Weiß vor einige Probleme stellen können.  Kurz darauf griff der Kelheimer aber erneut fehl und Weiß hatte plötzlich einen gesunden Mehrbauern im Turmendspiel und die gesündere Bauernstruktur.

Nach 35. g5 steht Theodor bereits auf Gewinn.

Schwarz versuchte noch einen letzten Trick , der beinahe zum Erfolg geführt hätte.

Nach 39. …a3 wäre  40. bxa3 Txa3 40. Kf4 die richtig Fortsetzung gewesen und alle Schwindelversuche vereitelt worden. Der schwarze Turm muß nach g8 gebracht werden um den Freibauern in der g-Linie zu stoppen und der a- Bauer entscheidet schließlich die Partie.

Nach dem fehlerhaften 40. Tg2 ( was in der Partie folgte ) gelingt es aber dem schwarzen König mit 40. …Kd4 41. g7 Tg8 42. bxa3 Kd3 rechtzeitig seinen c- Bauern zu unterstützen und Schwarz wäre gerettet. Doch anstatt seine Chance beim Schopf zu packen setzte der Kelheimer mit 40. … axb2 ( was noch spielbar ist ) 41.Txb2 Tg8 ( der entscheidende Fehler,  41. …Kd4 wäre richtig gewesen ) fort. Nun aber kann der schwarze König den c- Bauern nicht mehr wirkungsvoll unterstützen 42.Tg2 Kd4 43.Ke2 Kc3 44. Kd1 und Weiß hat das Feld c2 nun unter Kontrolle. Fünf Züge später streckte dann Schwarz auch die Waffen und der Mannschaftssieg war beim Stand von 4,5 – 2,5 damit besiegelt.

 

Brett 3:   Lucas Schmechtig ( S )  – Arthur Sitnik  ( W ) 1-0

Anders als sonst üblich in der sizilianischen Verteidigung war diese Partie geprägt von dem Verzicht von Schwarz auf die kurze Rochade und stattdessen einer Königspositionierung auf e7. Ungewöhnlich aber spielbar. Dies hätte sich im Mittelspiel jedoch fast als Boomerang erwiesen, als es Weiß gelang die Stellung auf Kosten eines Bauern zu öffnen. In der nun taktisch hoch brisanten Stellung griff der junge Kelheimer aber fehl.

  1. Da7 + bereitete Schwarz keinerlei Schwierigkeiten , nach Dc7 muß Weiß wegen des ungedeckten Bauern e5 die Damen tauschen und der Stellungsvorteil ging nach Damentausch aufgrund des Mehrbauern nun auf Schwarz über. Richtig wäre 26. Tac1 gefolgt von 27.Tf6 gewesen und Schwarz hat aufgrund der unglücklichen Stellung des Turms auf h7 und des gefährdeten schwarzen Monarchen ernste Probleme

 Nach dem jeder der Kontrahenten etwas „übermotiviert“  im Laufe des Endspiels abwechselnd einen Bauern opferte kam schließlich folgende Stellung aufs Brett.

  1. Tg1 war bereits ein Fehler. Stattdessen wäre Td1 richtig gewesen, der Freibauer auf d5 ist so schnell wie möglich zu bremsen. Nach 37. …Kd6 wird dies nun schon schwierig , da er vom schwarzen König unterstützt werden kann und der weiße König abgeschnitten ist. Weiß hätte seinen Fehler einsehen sollen und spätestens jetzt reumütig 38.Td1 in bereits schwieriger Stellung spielen müssen. Stattdessen spielte er jedoch 38. b4 und nach 38. …d4 ist die Partie entschieden, gegen den Freibauern und seine Umwandlung ist nun kein Kraut mehr gewachsen. Der Kelheimer spielte zwar trotz klarer Verluststellung bis zum bitteren Ende weiter , aber 19 Züge später war die Partie zum 5,5 – 2,5 Endstand für uns entschieden.

 

Resümee :

Ein auch in dieser Höhe durchaus verdienter Sieg. Im großen und ganzen konnten wir unsere DWZ Vorteile auch am Brett in Punkte ummünzen.  Nach etwas holprigem Start ließen wir nichts mehr anbrennen und sollten am letzten Spieltag bei einem Sieg von uns gegen Schwandorf und gleichzeitiger Niederlage von Kelheim gegen Post / Süd ( beides keine „ völlig unmöglichen“  Ergebnisse )  mindestens den 5-ten Platz sicher haben, der definitiv für den Ligaverbleib reicht. Bei einer Niederlage unsererseits müssten wir noch etwas zittern und auf die oberen Ligen schauen.