Bavaria 2 verliert im Spitzenkampf – Regionalliga wieder offen

Am vergangenen Sonntag bei Eiseskälte ging es für unsere zweite Mannschaft als Tabellenführer zum Drittplatzierten nach Fürth. Ein Sieg würde uns die Spitzenposition stärken. 

An Brett 7 musste Martin Brüll eine Stunde vergeblich auf seinen jungen Gegner warten. Ob er die Wichtigkeit des Kampfes verschlafen hat? Mit dem Glockenschlag von St. Heinrich stand es daher um 11 Uhr bereits 1:0 für uns. Die frühen Sonntagsstunden nutzte er dann, um den sehenswerten Südstadtpark zu erkunden. Städteplanerisch sehr gelungen bietet sich heute nach dem Abzug der US Streitkräfte 1995 dort eine intelligente Kombination aus Wohnraum und erholsamer Freifläche gepaart mit Kulturangeboten. Bei eisigen Temperaturen hat man aber nur kurz das Vergnügen. Gut dass es ein paar spannende Partien im Warmen zu sehen gab. 

Bazhad Aliko griff leider sehr früh in der Eröffnung fehl. Im Skandinavier spielte er 

4. … Lf5, das sein Gegner korrekt mit 5.Df3 De6+ 6.Le3 zu einer für Weiß vorteilhaften Stellung beantwortete. Der Druck erst auf b7 und dann f7 führte nach und nach zum Verlust der Partie. Ausgleich. 

An Brett 3 spielte Artur Steinauer das Mittelgambit der Spanischen Partie. Nach 8. … Se4 

hätte er mit 9. Ld5 Sc5 10.Sxd4 Lb7 11.Sf5 0-0 12.Dg4 g6 13.Te1 eine vorteilhafte Stellung erlangen können. Eine marginale Zugumstellung nach 9. Te1 Sc5 10.Ld5 Se6 lies es Schwarz jedoch zu, seine Stellung im Zentrum zu stärken. Das Kräfteverhältnis blieb bis zum finalen Turmendspiel ausgeglichen, die Partie endete Remis. 

Pech hatte Werner Paskuy an Brett 8. Aus der Caro-Kann Eröffnung kam er schließlich zu einer leicht vorteilhaften Stellung: Offene c-Linie, stabilere Bauernstruktur.

Der a- und der d-Bauer von Weiß sollten die nächsten Druckpunkte werden. Ta3, vielleicht mit einem vorbereitenden Kg7 wäre ein guter Plan gewesen. Stattdessen spielte Werner 31. … Txd3? 32.Txd3 La6 mit der Idee, einen Turm und die Läufer abzutauschen und die beschriebene Bauernstruktur im Turmendspiel einfacher auszunutzen. Unglücklicherweise übersah er aber die offene h-Linie. Sein Gegner konnte mit dem Zwischenschach 33. Th3+ die Qualität behaupten und setzte das Mehrübergewicht in der Folge zum Sieg um. 1,5:2,5 Rückstand. 

An Brett 5 überspielte Reiner Born seinen nominell deutlich stärkeren Gegner im Damenbauernspiel und erlangte deutlichen Raumvorteil, er drohte den h-Bauern zurückzunehmen und dort einen gedeckten Freibauern auf den Weg zu bringen. 

Nach 23. … Sg6? hätte Reiner eigentlich forciert mit 24.Sxf5! Sxf4 (24. … exf5 25.e6 Sxf4 26.exd7+) 25.Sd6+ Kd8 26.Df3 Kc7  27.Dxf4 zu einer gewonnenen Stellung gelangen können. Sein 24. Sgxh5? hätte 24. … Sxf4 25.Sxf5 Txh4 zugelassen. Der zweite Fehler von Schwarz 24. … Sxh4 brachte Reiner aber wieder mit 25.Th1 Sg6 26.Sg7+ Ke7 27.Sgxe6 auf die Siegesstraße. Ausgleich. Die letzten drei Partien mussten entscheiden. 

Wolfgang Bunk an Brett 4 hätte in der Schweschnikow Variante der Sizilianischen Partie mit 

11. … Le7 sich einfach mit leichtem Vorteil für Schwarz entwickeln können. Stattdessen wählte er 11. … Se7?! (ein typischer Zug, wenn Weiß bereits einen Springer auf d5 hat) und 12. Dd3 Tc6?!. In anderen Sizilianern ohne den weißen Springer auf a3 und mit der langen weißen Rochade wären Wolfgangs folgende Turmmanöver strategisch stark gewesen. Konkret hätte er aber nach 13.0-0 Dc7 14.Lxf6? (14.Sd5 oder 14.b3 wäre besser gewesen) mit 14. … Txc4! 15.Lg5 Td4 16.De2 d5 17.Le3 Tb4 auch eine angenehme Stellung erreichen können. Das von ihm tatsächlich gespielte 14. … Lxc4 15.Sxc4 Txc4 16.Lg5 Td4 17.De2 Tb4 18.Tab1 war aber eher vorteilhaft für Weiß. Der Turm kam in Bedrängnis, musste gegen einen Springer getauscht werden und Wolfgang verlor schließlich aufgrund des schlechteren Materials zum Zwischenstand 2,5:3,5. 

Am Spitzenbrett spielte Lennart Uphoff das schottische Vierspringerspiel – dieses mal mit Weiß. In dieser Stellung 

schätzte Lennart korrekt ein, dass der schwarze Königsangriff abwehrbar sein sollte und ging mit 23. Lxa7 auf Materialfang. Der Druck auf der h-Linie war nicht das Problem: 23. … Dxh3 24.Lf1 Dh5 25.Lxb8 Sg4 26.Lg2. Nach einem Damenschach auf h2 geht der König nach f1 und es ist zwar eng, er hat aber erstmal Ruhe. Vorsichtig muss man nur mit möglichen Springergabeln auf e3 sein, aber Lxg3 geht wegen Lxg3 ja nicht, auf Txb8 wäre mit De2 auch wieder alles sicher gewesen. Daher baute Schwarz mit 26. … Lc5 Druck auf f2 aus. Hätte Lennart jetzt 27.Ld6! gespielt, dann hätte es entweder nach 27. … Lxd6 28.Te1 oder nach 27. … Lxf2+ 28.Dxf2! Sxf2 29.Kxf2 mit ungleichem Material (Turm und Läuferpaar für die Dame) interessant weitergehen können. In der Zeitnot wählte er aber 27. La7 Lxa7 28.c5 worauf Schwarz mit 28. … Te6! den Angriff fortsetzte. 29.Td4 Lb8 30.Dd1?? war der finale Fehler, worauf Schwarz mit 30. … Dh2+ 31.Kf1 Sxf2! die f-Linie und den Punkt g3 zum Sieg öffnete. 

An Brett 2 spielte Cédric Oberhofer in der Najdorf Variante der Sizilianischen Eröffnung druckvoll, kam jedoch über eine ausgeglichene Stellung nicht hinaus. 

Die zerrissenen Bauern im Zentrum zusammen mit den Figuren halten sich dynamisch die Waage: 23. … Lg5 24.Tf3 Ke7 25.c3 Td8 26.b3 Tc7 27.Kc2 Td5 28.h4 Lxh4 29.Txf4 Lg5 30.Sxg5 hxg5 31.Tg3 f6. Nach weiteren Vereinfachungen endete die Partie Remis, am 3:5 Verlust des Mannschaftskampfs hätte auch ein Sieg nichts mehr ändern können. 

Neuer Tabellenführer ist der SV Altensittenbach, zu dem wir im April fahren werden. Dahinter folgen Fürth und Bavaria, evtl. schließt Ende Januar im Nachholspiel noch Nürnberg Noris-Tarrasch 3 zum Verfolgertrio auf. Unser Brettpunktekonto ist allerdings schlechter, daher sollten wir in den nächsten Kämpfen möglichst hoch gewinnen. Weiter geht’s am 4.2. im Heimspiel gegen Nürnberg Schwarz-Weiß 2.