AUFTAKT IN DER 2. BUNDESLIGA OST MIT LICHT UND SCHATTEN

Im Frühsommer des Jahres 2020, vor nunmehr fast zwei Jahren gewann unser Team den Bayerischen Meistertitel und feierte den Aufstieg in die 2. Bundesliga Ost. Das wirkt heute wie aus einer fast vergessenen Zeit. Unser junges Bavaria Team knüpft damit an schon fast vergessene Erfolge des Schachclubs an, der 1981 vor mehr als 40 Jahren aus der 2. Bundesliga abgestiegen war.

Nach fast zwei Jahren Zwangspause durch die Pandemie bedingten Restriktionen, startete unser Team am vergangenen Wochenende in das Schachabenteuer 2. Bundesliga Ost.

Durch den Wechsel des tschechischen Großmeisters Jiri Stocek (ELO 2564), der nach dem Abstieg von Garching nach einem neuen Verein suchte, konnte sich unser ansonsten fast unverändertes Meisterteam von Bavaria enorm verstärken.

Jiri Stocek, Mitglied der tschechischen Schach Nationalmannschaft kehrt damit nach 30 Jahren nach Regensburg zurück, wo er damals noch als jugendlicher IM bereits einmal spielte. Auch unsere Spitzenspielerin Jana Schneider konnte im letzten Jahr den Titel einer Frauen Großmeisterin (WGM) erringen.

Damit startet das Team von Bavaria zwar mit großem Respekt aber nicht ohne Zuversicht in die neue Saison. Die gegnerischen Mannschaften, insgesamt zehn an der Zahl, allesamt gespickt mit Großmeistern und internationalen Titelträgern, stellen unser junges Team vor eine große sportliche Herausforderung. Das angestrebte Ziel, den Klassenerhalt zu sichern, wird bei drei festen Absteigern eine Mammutaufgabe.

Eine erste Standortbestimmung lieferte das erste Spielwochenende am 5. & 6. März 2022 in Passau. Unsere Mannschaft traf dort auf Nickelhütte Aue (Sachsen) und SG 1871 Löberitz (Sachsen-Anhalt).

 

BAVARIA REGENSBURG – NICKELHÜTTE AUE     3 : 5

Unser Team lieferte dem arrivierten Gegner aus Sachsen einen beherzten Kampf. Die Auer, die in den letzten 10 Jahren zweimal die Meisterschale in dieser 2. Bundesliga Ost erringen konnten und sich sonst immer unter den besten vier Teams der Liga platzierten, waren mit einem von Titelträgern gespickten Team gegen uns angetreten. 3 Großmeister an den Spitzenbrettern und fünf Internationale Meister an den Brettern 4 bis 8 saßen zum Auftakt des Doppelspieltages am Samstag unserem Team gegenüber.

Bereits nach einer Stunde Spielzeit einigten sich IM Hannes Ganaus (2270) und IM Cliff Wichmann (2299) schiedlich und friedlich auf ein nicht ausgekämpftes Unentschieden. In den nächsten drei Stunden wogte dann der Kampf hin und her. An allen Brettern wurde verbissen um eigene positionelle und strategische Vorteile gekämpft. Erst kurz vor der ersten Zeitkontrolle nach bereits fast vier Stunden Spielzeit fielen dann die nächsten Entscheidungen.

Am zweiten Brett schaffte es unser junger IM Flórián Kaczúr (2480) im Duell mit seinem ungarischen Landsmann, GM Gergely Antal (2561), diesem ein Remis abzutrotzen. Auch Lars Goldbeck (2259) konnte seine zwischenzeitlich bedenklich kritische Mittelspielstellung gegen IM Gunter Spiess (2388) in den letztlich sicheren Remishafen steuern.

Nicht ihren Sahnetag hatten leider IM Georg Kilgus (2411) und Cédric Oberhofer (2293) erwischt. Alle Versuche des österreichischen IM nach einem Bauernverlust die Partie noch zu retten, scheiterten an dem konsequenten und kompromisslosen Spiel seines Gegners. IM Hannes Langrock (2355) behauptete seinen materiellen Vorteil und entschied demzufolge die Partie für sich. Cédric Oberhofer (2293) hatte sich für die Drachenvariante entschieden. Nachdem er in einem komplizierten Mittelspiel nicht die beste Fortsetzung fand, musste er seinem tschechischen Kontrahenten IM Jakub Pulpan (2412) den vollen Punktgewinn überlassen.

Mit 1,5:3,5 im Rückstand liegend ging unser Team in die Verlängerung.Doch wir rechneten uns noch reelle Chancen auf einen Punktgewinn aus, da wir in zwei der drei noch laufenden Partien Vorteile hatten. So hatte unsere Frauen Großmeisterin WGM Jana Schneider (2266) im Duell mit dem deutschen GM Roman Slobodjan (2459) dessen König seines Schutzes beraubt. In einem sehenswerten Springerendspiel kämpfte sie den sich erbittert wehrenden Großmeister nieder und verkürzte unseren Rückstand auf einen Punkt.

Stellung nach 56.Sg2+ aus der Partie GM Roman Slobodjan (2459 / Nickelhütte Aue) – WGM Jana Schneider (2266 / Bavaria Regensburg). Schwarz am Zug gewinnt. Wer findet den Gewinnweg?

 

 

Leider erfüllten sich unsere Hoffnungen auf ein Mannschaftsremis nicht. Uwe Kleibel (2177) lieferte am achten Brett seinem deutlich überlegenen Gegner IM Martin Cerveny (2396) einen großen Kampf. Das ganze Spiel über war Uwe Kleibel am Drücker und zwang seinen tschechischen Kontrahenten in die Defensive. Leider reichten am Schluss auch unter dem Druck der erbarmungslos tickenden Uhr seine Stellungsvorteile nicht zum vollen Punktgewinn. So musste er sich trotz einer grandiosen Leistung mit der Punkteteilung zufrieden geben.

Damit war der Mannschaftskampf beim Stande von 3:4 gegen uns so gut wie verloren, da in der letzten noch laufenden Partie unser Spitzenspieler GM Jiri Stocek (2564) mit dem Rücken zur Wand um das Remis fightete. Der tschechische Großmeister hatte seinem ungarischen Großmeisterkollegen GM Peter Prohaszka (2570) einen zähen positionellen Kampf geliefert. Nach über sechsstündiger Spielzeit hatten beide Kontrahenten in dem Großmeisterduell nur noch wenige Sekunden auf der Uhr und lebten beide von den 30 Sekunden Zeitgutschrift, die jedem Spieler nach Ausführung des Zuges gut geschrieben wurden. Trotz zweier Minusbauern hatte Jiri Stocek auf Grund seiner besseren Königsposition noch Hoffnung auf eine Punkteteilung. In einem komplizierten Turmendspiel, das bekanntlich ja „immer Remis sein soll“, fand er aber nicht die rettende Idee. Auch eine Pattfalle ließ er unter großem Zeitdruck ungenutzt. Und so musste er sich in seiner ersten Partie für sein Bavaria Team in das dann Unvermeidliche fügen und seinem Gegner zum Sieg gratulieren.

Aber auch eine Punkteteilung hätte unsere Mannschaft nicht mehr vor dieser Niederlage bewahren können. So stand am Ende nach fast siebenstündigem Kampf eine knappe und etwas unglückliche 3:5 Niederlage gegen Nickelhütte Aue.

 

SG 1871 LÖBERITZ  BAVARIA REGENSBURG     4 : 4

Im zweiten Mannschaftskampf des Wochenendes kam es am Sonntag zum Kräftemesse mit dem gemeinsam mit uns in die 2. Bundesliga Ost aufgestiegenen Team von der SG 1871 Löberitz aus Sachsen-Anhalt. Wir gingen zwar leicht favorisiert in dieses Match, waren aber auf einen harten Kampf eingestellt. Und so kam es dann auch. Erst kurz vor der ersten Zeitkontrolle konnten wir in Führung gehen. GM Jiri Stocek (2564) ließ seinem Gegner FM Robert Stein (2360) keine Chance und brachte mit einer überzeugenden Leistung unser Team in Front.

So ging es nach der Zeitkontrolle in die Verlängerung. Alle anderen sieben Partien waren hart umkämpft mal mit leichten Vorteilen für uns, während wir auch mit einigen Stellungsproblemen zu kämpfen hatten. Doch kurze Zeit später mussten wir zwei unerwartete Nackenschläge wegstecken. Unsere beiden österreichischen IMs Hannes Ganaus (2270) und IM Georg Kilgus (2411) verloren fast zeitgleich ihre Partien. Beide Niederlagen waren bitter für uns. Hannes hätte sich noch in ein Dauerschach gegen Hugo Post (2133) retten können, fand jedoch den Rettungsring bereits in hoher Zeitnot nicht. Auch Georg fand wie schon am Vortag nicht zu seiner gewohnten Form und musste seiner lettischen Kontrahentin WGM Dana Reizniece-Ozola (2283) den Sieg überlassen. Durch Fehler in der eigenen Variantenberechnung verdarb er sich einen für ihn und unser Team besseren Partieausgang. Doch damit noch nicht genug. Auch Lars Goldbeck (2282) musste in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel sich mit einem Remis zufrieden geben. Trotz zwei Mehrbauern war die von seinem Gegner Norman Schütze (2292) errichtete Verteidigungsfestung für Lars Goldbeck nicht zu knacken.

Aber unser Team erholte sich von diesen Nackenschlägen und ging nach den Siegen von Cédric Oberhofer (2293) und Thomas Bauer (2214) an den Brettern sieben und acht wieder mit 3,5:2,5 in Führung. Cédric hatte einen Springer im Zentrum platzieren können, der das Figurenspiel seines Gegners Fridolin Mertens (2130) langfristig stark behinderte. Diesen strategischen Vorteil nutzte er konsequent zum vollen Punktgewinn. Eine wilde Partie spielte CM Thomas Bauer (2214). Seinem uns schon vertrauten Spielstil folgend hatte er zwei Figuren geopfert und dafür einen starken Königsangriff gestartet. Sein Gegner Christian Böhm (2075) wehrte sich zwar nach Kräften, ging aber schließlich in dem von Thomas entfachten Kombinationswirbel unter.

Damit wähnten wir uns nach nunmehr schon fast sechsstündiger Spielzeit auf der Siegerstraße. Am zweiten Brett hatte IM Flórián Kaczur (2480) gegen den jungen Sebastian Pallas (2226) eine Qualität geopfert und sich damit einen starken Freibauern verschafft. Letztendlich stand unser junger ungarische IM vor der Entscheidung mit einem riskanten Manöver seinen Vorteil zum möglichen Sieg zu verwerten, jedoch nicht ohne Risiko, die Partie dabei vielleicht aus der Hand zu geben, oder sich mit einem sicheren Unentschieden zufrieden zu geben. Auf Grund unserer Führung entschied er sich Remis zu bieten, was sein Gegner nach kurzer Bedenkzeit annahm.

Damit kumulierte das Geschehen in der letzten noch laufenden Partie. Beim Stande von 4:3 für unser Team kämpfte WGM Jana Schneider (2266) um unseren Sieg, während ihr Kontrahent Nicolas Niegsch (2299) mit dem Rücken zur Wand versuchte, seiner Mannschaft das 4:4 zu retten. Ein Unentschieden hätte unseren Sieg gesichert. In beiderseitiger hoher Zeitnot und nach fast siebenstündiger Partiedauer passierte Jana ein für sie und unser Team verhängnisvolles Missgeschick. Durch eine Unachtsamkeit verlor sie eine Figur und musste die Partie aufgeben. Nach einem für uns äußerst unglücklichen Spielverlauf verpasste unser Team damit den eigentlich verdienten Sieg.

Nach zwei äußerst hart umkämpften Mannschaftskämpfen fuhren wir zwar unzufrieden, ob des verpassten Sieges gegen Löberitz aus Passau zurück, aber auch mit der Gewissheit in dieser zweithöchsten deutschen Schachliga konkurrenzfähig mithalten zu können. Mit dieser Zuversicht ausgestattet freuen wir uns nun am nächsten Spieltag auf das Duell gegen den SK Passau, dem das Schachglück an diesem Wochenende gewogener war als unserem Team.

Ergebnisse 1.+2. Runde in Passau

Bavaria Regensburg – Aue 3:5

Passau – Löberitz 6:2

Löberitz – Bavaria Regensburg 4:4

Aue – Passau 3,5:4,5

Ergebnisse 1.+2. Runde in München

Bayern München 2 – Erlangen 6:2

Zugzwang München – Deggendorf 3,5:4,5

Erlangen – Zugzwang München 1,5:6,5

Deggendorf – Bayern München 2 6:2

 

Weitere Informationen findet ihr unter folgendem Link

https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=2blo