Bavaria II gewinnt das Duell der Aufsteiger

Mit stark reduziertem Kader, unterstützt durch unseren starken Nachwuchs, waren wir am vergangenen Sonntag beim Aufsteigerduell im winterlich eingeschneiten Roding. Die Vorzeichen schienen klar: Wir führten bisher das Feld der Oberpfalzliga an, die Schachfreunde aus Roding standen am Tabellenende. Aber welche Wirkung hatten unsere Ausfälle?
Dominik Sammet spielte am siebten Brett einen klassischen Spanier. Seine Schwerfiguren dominierten die d- und e-Linie, Läufer und Dame die Diagonalen in Richtung schwarzer Königsstellung. Eine Kombination aus Läuferopfer auf h6 und Vorstoß des e-Bauern bis e7 brachte ihm den schnellen Sieg ein.

Am zweiten Brett spielte Christian Jecht eine italienische Partie. In einer Stellung mit relativ offenen Königsstellungen stand für Christian die Entscheidung an, seine Königsstellung für aktives Spiel noch weiter zu öffnen, oder gemäß der Partiefortsetzung per Zugwiederholung ins Remis einzuwilligen. Das sah im Sinne des Mannschaftsergebnisses zunächst nach der vernünftigsten Variante aus.

Doch dann kippte das Spiel an zwei Brettern. Am fünften Brett spielte Marie Oberhofer mit Schwarz einen Benoni, allerdings mit ungewöhnlicher Abwicklung ihres Gegners. Dieser baute in der Folge immer mehr Druck auf und konnte mit einem taktischen Schlag im Zentrum partieentscheidendes Material gewinnen.

Am achten Brett hatte Sofya Blanter in der Reti-Eröffnung mit Schwarz früh einen gesunden Mehrbauern gewonnen. In einem dreizügigen taktischen Schlag verlor sie allerdings plötzlich einen Springer und diesen Bauern und spielte daraufhin im Turm gegen Turm und Springer Endspiel mit jeweils 4 Bauern chancenlos weiter. Durch geschickte Aktivierung ihres Königs und mit etwas Glück gelang es Sofya Druck aufzubauen, wodurch Ihr Gegner zunächst entscheidend Material zurückgab und schließlich sogar verlor.

Danach wendete sich das Blatt wieder zu unseren Gunsten. Am vierten Brett sah sich Thomas Jobst in der Englischen Eröffnung und ungleichen Rochaden einem Königsangriff entgegen. Geschickt sammelte er das geopferte Material ein, ohne seine Sicherheit auf’s Spiel zu setzen. Mit einem kurzen und kräftigen Konter gewann Thomas schließlich die Partie.

Elias Brüll spielte am dritten Brett eine spanische Partie, in der sein Gegner mit Schwarz auf die Rochade verzichtete und die h-Linie zum Angriff öffnete. Das konnte Elias mit einem Springer auf f1 recht einfach verteidigen, so dass ihm effektiv eine stärkere Streitmacht im Zentrum zum Gegenangriff zur Verfügung stand. Als der schwarze Durchbruch kam und viel Material abgetauscht wurde, hatte Elias bereits die Zentrumslinien geöffnet und einen Freibauern auf d6 plaziert. Im finalen Zug wandelte dieser hübsch in einen Springer um und setzte den schwarzen König auf der sechsten Reihe Matt.

Am fünften Brett spielte Martin Brüll gegen einen Drachen. Bei diesem Ungeheuer ist man nie sicher, daher empfielt es sich nicht nur auf den eigenen Angriff, sondern auch immer wieder an die eigene Verteidigung zu denken. So gelang es ihm, eine positionell gewonnen Stellung zu erreichen. Im letzten Aufbäumen des Schwarzen musste eine präzise Verteidigung der weißen Königsstellung angewendet werden, die am Ende sogar recht schnell zu spielentscheidendem Materialgewinn geführt hat.

Den finalen Kampf hatte Wolfgang Bunk am Spitzenbrett gegen seinen nominell stärkeren Gegner zu bestehen. In der Slawischen Eröffnung kam es zu gemischtem Material, bei dem Wolfgang zwar nur einen Turm gegen Springer und Läufer hatte, allerdings zusätzlich mit zwei Freibauern. Diese gingen allerdings in der Hitze des Kampfes verloren, so dass ein Remis sehr wahrscheinlich wurde. Durch eine Ungenauigkeit seines Gegners konnte Wolfgang ihm aber alle Bauern entfernen und fand sich mit zwei h-Bauern und eben dem gemischen Material erneut in einer gewonnen Stellung wieder. Der Rest war Technik: Der Läufer musste sich für einen Bauern opfern, der Springer wurde vom König getrennt. Das alleine reicht zum Sieg, daher schenkte Wolfgang sogar seinen letzten Bauern her und ging auf die erfolgreiche Springerjagd.

Mit 6.5:1.5 erreichte unsere zweite Mannschaft schließlich ein deutliches Ergebnis, gerade unter dem Umstand des geschwächten Kaders, und hält weiterhin die Tabellenführung in der Oberpfalzliga.

Geschrieben von Dr. Martin Brüll in Mannschaftskämpfe um 22:39